Der Piratenlord
geliebt hat.“
„Das dachte ich auch“, sagte sie zu seiner Überraschung. „Also ging ich zu Oberst Taylor und bot ihm an, mit ihm durchzubrennen. Ich sagte ihm, dass es mir egal sei, wenn man mich enterben würde.“
Angespannt sprach sie weiter: „Offenbar war ihm das aber keineswegs gleichgültig. Er sagte ganz deutlich, dass er nicht die Mittel habe, eine Frau zu ernähren, die - wie er sich ausdrückte - ,nicht mehr als ihr hübsches Gesicht in die Ehe einbringe.“
Gideon hörte den Schmerz in ihrer Stimme, und er wünschte sich inbrünstig, er könnte Oberst Taylor ausfindig machen und ihm einige Lektionen erteilen. „Der Mann war ein Narr, dass er sich die Chance, dich zu bekommen, entgehen ließ. Gott sei Dank hat dein Stiefbruder früh genug den wahren Charakter des Mannes herausgefunden.“
Sie lag sehr still in seinen Armen. „Ja, Gott sei Dank.“ Dann fügte sie mit leiser Stimme hinzu: „Gideon, was wäre . . . wenn mein Bruder hierher kommen würde? Ich habe dir ja schon einmal gesagt, der er nicht ruhen wird, bis er mich gefunden hat.“
Eine unvernünftige Bestürzung ergriff Gideon, die er damit beiseite schob, dass er sich sagte, dass kein Grund zur Besorgnis bestünde. „Ohne kundigen Führer wird er Atlantis niemals finden. Selbst die Leute auf den Kapverdischen Inseln kennen diese Insel nicht.“
„Doch wenn er käme“, beharrte sie. „Was würdest du dann machen?“
Er schaute ihr in die Augen. „Ich würde nicht zulassen, dass er dich mir wegnimmt, wenn du das meinen solltest. Mit jedem Mann würde ich kämpfen, der das versuchen würde.“ Plötzlich wurde Gideon wieder misstrauisch, und unwillkürlich fügte er bitter hinzu: „Oder hoffst du darauf, dass dich der Earl retten wird?“
„Nein, natürlich nicht!“ Schuldbewusstsein spiegelte sich in ihren Augen wider, doch es verschwand so schnell, dass er nicht sicher war, ob er es sich nicht nur eingebildet hatte. Zärtlich streichelte sie seine Wange. „Als ich sagte, dass ich dich heiraten möchte, meinte ich das auch so. Aber ich vermisse meinen Bruder. Ich . . . ich würde ihn gern wissen lassen, dass es mir gut geht.“
Ihre Worte berührten Gideon so schmerzlich, als hätte man ihm einen Pfahl ins Herz getrieben. Er ließ sie los und drehte sich auf den Rücken. „Ja, ihr englischen Adelsfrauen hängt sehr an euren Familien.“
„Hör auf damit, Gideon.“ Sie legte den Kopf auf seine Brust. „Hör auf, mich mit deiner Mutter zu vergleichen. Ich werde dich nicht verlassen, wenn ich es verhindern kann. Ich meine ja nur, dass es keinen Schaden anrichten würde, wenn ich ! meinem Bruder einen Brief schickte, um ihn zu beruhigen und ihm mitzuteilen, dass ich glücklich verheiratet bin mit..."
„Einem Piraten? Das wird ihn ebenfalls sehr glücklich machen“, bemerkte Gideon sarkastisch.
„Mit einem ehemaligen Piraten. Immerhin bist du kein Mitgiftjäger. Du lässt mich ja nicht einmal nach Hause zurückkehren, ganz zu schweigen davon, dass du keinen Anspruch auf mein Erbe erhebst. “
Er fühlte sich plötzlich schrecklich schuldig. „Sprich nicht vom Heimkehren. Du weißt, dass du das nicht kannst. Das würde Fragen aufwerfen. Sie würden von dir erfahren wollen, wo wir sind.“ Als sie ihn verletzt ansah, fuhr er hastig
fort: „Ich behaupte ja nicht, dass du es ihnen sofort verraten würdest, doch wenn du es nicht sagtest, würden sie dich vielleicht so lange dort behalten, bis du nachgibst. Und falls man dich daran hindern sollte, hierher zurückzukehren, kann ich dir auch nicht folgen. Sie würden mich hängen.“
Sie wurde bleich. „Daran habe ich gar nicht gedacht.“ Gleich darauf hellte sich ihr Gesicht wieder auf. „Vielleicht könnten wir ja zusammen nach England fahren, verkleidet vielleicht. Wolltest du noch nie das Land kennen lernen, in dem du geboren worden bist? Deine Familie sehen . .".
„Nie. Nicht, nach allem, was sie mir und meinem Vater angetan hat.“
„Darum geht es ja jetzt nicht. . . bist du nicht ein wenig neugierig herauszufinden, ob dein Vater dir die ganze Wahrheit erzählt hat? Was wäre, wenn es noch eine andere Version gäbe? Was wäre, wenn deine Mutter fortgegangen wäre, weil er auch ihr gegenüber gewalttätig gewesen wäre . . .“
„Dann hätte sie mich zurückgelassen, damit ich an ihrer Stelle geschlagen werde“, grollte Gideon. „Das wäre ja noch schlimmer als das, was er mir erzählt hat.“
Das schien Sara zu verunsichern. „Nun, ja, aber es
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