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Der Piratenlord

Titel: Der Piratenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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ganz gleich, was sie versprochen hatte. Es wäre dumm, von etwas anderem zu träumen.
    Gideon zog ihr Medaillon aus der Tasche und betrachtete es. Er wusste nicht, warum er es behalten hatte. Er drehte es in der Hand hin und her und erinnerte sich daran, wie sie damit gespielt hatte, während sie mit ihm sprach, und wie ihre schlanken Finger die Kette hierhin und dorthin gedreht hatten. Er sollte das verdammte Ding ins Meer schleudern. Es war ein Symbol für die Lüge, dass sie zurückkehren würde, für eine der vielen Lügen, die sie ihm aufgetischt hatte, um ihn so lange zu täuschen, bis ihr Retter nahte.
    Er ließ das Medaillon über die Reling baumeln und schaute hinab auf das Wasser, das für seinen Zweck tief genug war. Er musste es nur fallen, einfach aus den Fingern gleiten lassen.
    Er brachte es nicht fertig. Irgendeine dumme, sentimentale Regung ließ ihn das Medaillon in seine Hosentasche zurückschieben, während er leise vor sich hin fluchte.
    Mit zorniger Miene überquerte er das Deck, ging durch die Tür in den Salon und weiter zu seiner Kajüte. Molly und ihre Kinder schliefen nachts noch dort, doch tagsüber nutzte er sie. Und jetzt ging er aus einem ganz bestimmten Grund dort hinein. Er brauchte die Rumflasche. Er trank ja selten etwas, doch heute wollte er sich betrinken. Einmal nur wollte er die quälenden Gedanken an Sara loswerden.
    Als er die Tür aufstieß und seine Kajüte betrat, hörte er ein Quietschen und sah einen blonden Haarschopf unter der Bettdecke verschwinden. „Komm sofort raus, verdammt noch mal, wer immer du auch bist!“ rief er. „Was, zum Teufel, machst du hier?“ Er hatte seinen Kabinensteward an dem Tag, als sie sich auf Atlantis niederließen, seiner Pflichten enthoben. Er konnte es also nicht sein. Und er hatte Molly vor kurzem ernsthaft mit Louisa sprechen hören. Sie konnte es folglich auch nicht sein.
    Hoffentlich war es nicht eine der anderen Frauen. Er hatte keine Lust, sich ausgerechnet mit einer von ihnen auseinander zu setzen. Und wenn es diese verdammte Queenie war, würde er sie hochkantig rauswerfen.
    Dann fiel ihm auf, dass das zitternde Bündel unter der Bettdecke erheblich kleiner als alle Frauen war. Gideon stöhnte. Es war Jane, Mollys fünfjährige Tochter.
    Er zwang sich zu einer freundlicheren Stimme. „Jane, bist du das, Mädchen? Komm heraus. Es ist alles in Ordnung. Ich tu dir nichts.“
    Ein blonder Kopf tauchte unter dem Seidenstoff auf, erst gerötete Augen und eine rote Nase, dann ein schmollender Mund. „Sie haben mich angeschrien! Und Sie haben schlimme Worte gesagt!“
    Seufzend ließ er sich auf dem Bett nieder. „Ich weiß, Süße. Das hätte ich nicht tun sollen. Das ist nur, weil ich in letzter Zeit ein bisschen schlecht gelaunt bin.“
    Langsam tauchte noch mehr von ihr auf. Sie legte zwei dickliche Arme auf die Decke und schaute ihn mit ernstem Blick an. „Weil Miss Sara weggegangen ist, ja?“
    Gideon erstarrte. „Miss Sara hat damit nichts zu tun.“ „Ach! Ich dachte, Miss Sara wollte Sie heiraten.“
    „Wo ist deine Mutter?“ fragte er, um möglichst schnell das Thema zu wechseln. Er war hierher gekommen, um seine Gedanken an Sara in Rum zu ertränken, und nicht, um von einem Kind an sie erinnert zu werden. „Warum hat Molly dich hier allein gelassen?“
    „Sie hat gesagt, dass sie mit Miss Louisa sprechen muss. Sie hat gesagt, dass ich ein Nickerchen machen soll.“ Wieder schmollte sie. „Ich mache nicht gern Nickerchen.“
    Er unterdrückte ein Lächeln und wuschelte ihr das Haar. „Tja, aber Nickerchen sind gut für kleine Mädchen. Warum legst du dich nicht einfach hin, und ich lasse dich hier allein schlafen?“
    Gehorsam legte sie sich auf die Kissen, doch er spürte genau, dass ihr Blick ihm folgte, als er aufstand und zu seinem Schreibtisch ging. Er öffnete die Schublade, nahm die Rumflasche heraus und wünschte, er könnte sie irgendwie vor Jane verbergen.
    „Ist das Gin?“ fragte ihre quengelige Stimme.
    „Nein. Schlaf jetzt.“
    „Mein Papa hat manchmal Gin getrunken, wenn er traurig war. Dann hat er komische Lieder gesungen und mich zum Lachen gebracht.“
    Gideon starrte sie an. Obwohl Sara ihm erzählt hatte, dass einige Frauen Ehemänner in England zurückgelassen hatten, hatte er sich darüber kaum Gedanken gemacht. Wenn sie anständige Männer gehabt hätten, hätten sie sich doch wohl nicht zu kriminellen Handlungen hinreißen lassen, oder?
    „Ich vermisse meinen Papa sehr“, sagte sie mit

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