Der Piratenlord
ausrief: „Und was ist mit der Schwester des
Earl, Captain? Muss sie sich auch einen Ehemann aussuchen? Oder ist sie schon vergeben?“
Unter dem Gelächter der Piraten blickte Miss Willis schweigend vor sich hin, die Wangen so rot wie der Himmel bei Tagesanbruch. Petey hielt den Atem an und wartete auf die Antwort des Piratenlords.
Captain Horn warf seinem Ersten Offizier einen scharfen Blick zu. „Sie können annehmen, was Sie wollen, Mr. Kent. Und ja, sie wird sich wie alle anderen auch einen Ehemann aussuchen.“
Ein Schauder des Entsetzens erfasste Petey. Dieser verdammte Schurke! Zwang er Miss Willis wirklich, einen dieser Piraten zu heiraten? Aber das war undenkbar! Nicht eine Dame wie sie!
All seine Träume, Ann zu heiraten, schwanden dahin. Wenn Miss Willis auch umworben werden sollte, hatte Petey nur eine Wahl: Er musste seine Pflicht ihr gegenüber tun. Er würde sie heiraten - oder zumindest so tun, um sie vor diesen anderen Kerlen zu schützen, bis er sie wohlbehalten ihrem Bruder zurückbringen konnte.
Oh, aber Ann . . .
Petey ging mit sich selbst ernst ins Gericht. Ann war ja ein hübsches Mädchen, doch seine Pflicht ging vor. Er würde seiner Familie schaden, wenn er Miss Willis' Wohlergehen ignorierte.
Captain Horns Miene war jetzt finster, als missfiele auch ihm das Thema über Miss Willis' zukünftigen Ehemann. Doch er sprach mit ruhiger, kalter Stimme weiter: „Da ihr jetzt die Situation kennt, Männer, erwarte ich von euch ein taktvolles Verhalten. Wir wollen eine Kolonie gründen und kein Bordell. Ihr werdet die Frauen respektvoll behandeln, oder ihr werdet mir Rede und Antwort stehen.“
Miss Willis sah ihn überrascht an, doch er ignorierte sie. „Wenn wir kein schlechtes Wetter bekommen, werden wir die Insel in zwei Tagen erreichen. Bis dahin bleiben eure Pflichten unverändert, doch ihr könnt die Frauen in eurer Freizeit besuchen. Sorgt dafür, dass ihr während der Werbungszeit nicht eure Pflichten vernachlässigt.“
„Die Damen können sich auf dem Schiff frei bewegen, wenn sie den normalen Arbeitsablauf nicht stören. Doch nachts werden sie im Frachtraum eingeschlossen, vor dem ein Wächter postiert wird, falls einige von euch glauben, sie könnten die Hochzeitsnacht schon vor der Hochzeit feiern.“
Einige der Männer murrten, doch das verging schnell, als der Captain sie strafend anschaute. Dann musterte er die Menge, bis sein Blick den Mann neben Petey streifte. „Silas, du findest heraus, welche Fähigkeiten die Frauen haben. Und mach eine Liste der Hilfsmittel, die sie zum Nähen und für andere Arbeiten brauchen. Wir werden uns aus guten Gründen in nächster Zeit zwar von der Insel Santiago fern halten müssen, doch ich könnte nach unserer Ankunft auf Atlantis einige Männer zu einer der anderen Kapverdischen Inseln schicken, um alles Nötige einzukaufen.“
„Die Damen haben schon alle erforderlichen Nähmaterialien“, warf Miss Willis ein. Da sie die ganze Zeit geschwiegen hatte, ließ ihre feste, aber sanfte Stimme nach Captain Horns barscher, kommandierender alle aufhorchen. „Ihnen wurden Werkzeuge und auch Stoffe an Bord der Chastity übergeben, und ich glaube, dass die meisten diese Dinge auch an Bord der Satyr mitgebracht haben.“
Der Captain wandte sich ihr zu, als fiele ihm erst jetzt auf, dass sie neben ihm stand. Man merkte ihm deutlich an, dass er sich nur ungern unterbrechen ließ. „Ich danke Ihnen für Ihre Auskunft, Miss Willis“, sagte er nüchtern. „Möchten Sie noch etwas hinzufügen?“
Unter seinem Blick errötete sie, doch sie hielt ihm stand. „Ja, allerdings. Wenn Sie nichts dagegen haben, Captain, würde ich gern mit dem Lese- und Schreibunterricht fortfahren, den ich den Frauen bisher gegeben habe. “ Als Gideon die Augenbrauen hochzog, fügte sie hastig hinzu: „Wenn Ihre Männer auch daran teilnehmen wollen, können sie das gern tun. “
Die Piraten brachen in lautes Gelächter aus, und Petey glaubte, den Captain auch einen Moment lang schmunzeln gesehen zu haben. Doch als sich Gideon wieder seinen Männern zuwandte, war der Eindruck wieder verschwunden. „Ihr habt gehört, was Miss Willis sagte. Ihr könnt euch den Frauen für den Unterricht anschließen, wenn ihr wollt. Aber nur, wenn ihr nicht auf Wache seid.“ Er bedachte die Besatzung mit einem langen, harten Blick, ehe er hinzufügte: „Ihr seid entlassen. Benehmt euch anständig.“
Als sich die Besatzung zerstreute, wartete Petey noch auf seinem Fass ab,
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