Der Piratenlord
leben, doch er begann einzusehen, dass die Frauen eine Zusammenarbeit verweigern würden, solange Sara ihnen Gründe dazu lieferte.
Er konnte die Männer nur so schnell wie möglich zu der anderen Insel schicken und die Hochzeit bis zu ihrer Rückkehr verschieben. Wenn die Frauen merkten, dass er und seine Männer sich wirklich bemühten, ihnen den Aufenthalt auf der Insel so angenehm wie möglich zu machen, würden sie vielleicht einlenken.
Auf jeden Fall würde die Verschiebung der Hochzeit ihm mehr Zeit geben, Sara von diesem verdammten Hargraves zu trennen. Wenn er ihn doch bloß mit den anderen Männern fortschicken könnte . . .
Gideons Augen leuchteten auf. Warum eigentlich nicht? Hargraves war gar nicht so wild darauf gewesen, auf der Insel zu bleiben. Er schien sich viel mehr für die Reichtümer zu interessieren, die mit der Piraterie zu erlangen waren. Wenn man dem Mann einen Anreiz bot, kehrte er vielleicht nicht mehr auf die Insel zurück.
Er verbarg seine freudige Erregung hinter einem finsteren Blick, mit denen er die Frauen fixierte. „Also, meine Damen. Sie sagen, was gebraucht wird, und ich schicke morgen einige Männer mit der Schaluppe nach Sao Nicolau zum Einkaufen. Wenn sie in ein paar Tagen zurückkehren, beginnen sie sofort damit, den Zustand Ihrer Häuser zu verbessern. Das wird nur kurze Zeit dauern. Das müsste Ihnen doch recht sein, oder?“ Und ich werde Peter Hargraves auch los sein, dachte er, als Sara sich den Frauen zuwandte, um mit ihnen seinen Vorschlag zu besprechen. Und du hast diesen Kampf auch noch nicht gewonnen, Liebste. Zwar hast du dich bei den Schlafmöglichkeiten durchgesetzt, aber du hast soeben deinen englische Verlobten verloren.
15. KAPITEL
Petey zerdrückte seinen Hut in den Händen, als er kurz nach Einbruch der Dunkelheit vor dem offenen Eingang zu Captain Horns Hütte zögernd stehen blieb.
Sollte er klopfen? Doch woran? Es gab ja keine Tür. Obwohl die Hütte des Captains die beste von allen war, hatte auch sie weder Fensterläden noch eine verschließbare Tür.
Die'übrige Insel war jedoch gar nicht so übel. Er hatte sie sich heute genauer angesehen. Sie war ein wirklich nettes Stück Land, aus dem man bestimmt etwas machen konnte, wenn man nur wollte.
Doch das war nicht seine Sache. Ihn beschäftigte im Moment am meisten, warum der Captain ihn zu sich gerufen hatte. Das allein war, gelinde gesagt, schon alarmierend. Normalerweise ging Petey dem Mann möglichst aus dem Weg. Die Piraten hatten zwar gesagt, dass Captain Horn gerecht sei und nur strafe, wenn jemand Regeln missachtete. Trotzdem wusste man nicht, wozu er fähig war, nachdem er sich nun für Miss Willis interessierte.
Miss Willis. Petey stöhnte innerlich auf. Sie hatte den Captain heute ganz schön in die Schranken gewiesen. Petey sollte dankbar sein, dass sie sich so sehr für eine Verschiebung der Hochzeit einsetzte. Schließlich wollte sie damit ja ihm und Ann helfen.
Doch Petey gefiel nicht, dass sie den Piratenlord verärgert hatte. Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Er wischte sie weg, während er vorsichtig in das bedrohlich schwarze Loch der Hütte spähte. Vielleicht war der Captain eingeschlafen oder nicht da. Also hatte es keinen Sinn, hier noch weiter herumzustehen.
Als er sich umdrehte, rief plötzlich eine tiefe, polternde
Stimme in der dunklen Hütte: „Steh nicht herum, Mann! Komm herein.“
Petey zuckte zusammen. Er hatte sich hier herumgedrückt, während Captain Horn ihn die ganze Zeit über beobachtet hatte.
„Ich habe Sie nicht gesehen“, sagte Petey entschuldigend, als er den finsteren Raum betrat.
Er erhielt keine Antwort. Dann gab es ein kratzendes Geräusch, und schließlich tauchte eine kleine Flamme in einer Öllampe auf, die größer wurde, als der Captain den Docht aufdrehte. Jetzt sah Petey, dass der Pirat neben einem Tisch stand. Wenigstens war dessen Säbel nirgendwo zu entdecken.
„Setz dich, Hargraves.“ Captain Horn deutete auf einen Stuhl und nahm dann eine Flasche, deren Inhalt im Lampenlicht wie Rum aussah. „Möchtest du etwas trinken?“
Petey nickte. Er brauchte etwas, um das hier durchzustehen. Doch er blieb stehen. Er wollte nicht in Gegenwart seines Feindes sitzen und vor allem dann nicht, wenn er ihm ein starkes Getränk anbot.
Sobald Gideon ein Glas mit der goldfarbenen Flüssigkeit gefüllt und ihm gereicht hatte, nahm er einen großen Schluck und wischte sich den Mund mit dem Hemdsärmel ab. Da er die
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