Der Planet der Katzenwölfe
Witterung war stark und frisch. Doch es roch anders als im Wald. Andere Gerüche. Andere Tiere.
Crown kauerte sich mit dem leeren Bauch flach auf den Boden, so tief, daß sein massiger Leib fast vollständig im Gras verschwand. Nur die reglose graue Biegung seines Rückens erhob sich über die Spitzen der schwankenden Grasbüschel. Unbewegt, furchtlos und kaum atmend, wachte und wartete er.
Graue Wolkenmassen zogen sich über ihm zusammen, niedriger als die ständige Decke aus weichen, perlweißen Wolken. Sie glichen drohenden Fäusten der Finsternis, und sie überzogen die Ebene mit flüchtigen Schattenflecken, als sie vor dem drängenden Wind einhertrieben. Crown betrachtete das Gras, das einmal in helles Tageslicht und dann wieder in dunkle Schatten getaucht war.
Irgend etwas bewegte sich! Ein kleines braunes Pelzknäuel, nur ungefähr so groß wie eine Pranke. Doch immerhin Beute.
Mehr als eines! Ein braunbepelzter Kopf lugte über die Grasspitzen hinweg, schaute sich rasch und nervös um, und die Nase zuckte, als wittere sie Gefahr. Crown lag im Gegenwind, das kleine Tier konnte also seine Witterung nicht aufnehmen. Der Kopf tauchte unter, und ein anderer kam zum Vorschein, ein wenig weiter rechts.
Kein großer Happen, aber besser als gar nichts. Crown wartete, wartete. Die kleinen Geschöpfe tollten im Gras umher und kamen immer näher. Crowns Muskeln spannten sich. Näher…
Mit einem lauten Gebrüll setzte Crown zum Sprung an. Er landete auf einem Tier, tötete es auf der Stelle. Dann sprang er noch einmal und erwischte ein zweites. Das Gras wimmelte plötzlich von den kleinen Tieren, die wie verrückt nach allen Seiten auseinanderstoben. Sie zwitscherten und kreischten, als sie davonrasten, um dem mächtigen, laut dröhnenden Tod zu entgehen, der in ihrer Mitte zugeschlagen hatte.
Crown schoß hierhin und dorthin, um noch ein paar weitere Tiere zu fangen, doch sie entwischten ihm mühelos. Einige flitzten direkt unter seinen Bauch und waren schon wieder außer Reichweite, ehe er sich umdrehen und sie packen konnte. Mehrere Minuten lang hetzte er brüllend, stampfend und springend durch das Gras und erwischte nichts. Es war, als wollte man Wasser mit den Fingern auffangen.
Mit einem letzten Grunzen der Erschöpfung wandte sich Crown wieder den beiden Tieren zu, die er getötet hatte. Keine große Ausbeute für einen Morgen.
Ein Gebrüll, das den Erdboden erbeben ließ, zwang ihn aufzublicken.
Ein riesiger Katzenwolf stand einige Sprungweiten entfernt vor ihm und starrte ihn mit offenem Fang an, in dem die Zähne wie Dolche blitzten. Seine Schnauze war weiß vor Alter, aber sein machtvolles Brüllen und sein gewaltiger Körper zeigten an, daß er noch immer stark war, stärker als Crown.
Doch Crown hatte nicht die Absicht, seine Beute fahrenzulassen, so klein sie auch war. Knurrend stellte er sich dem Eindringling.
Ein zweiter Katzenwolf erhob sich neben dem ersten aus dem Gras. Ein Weibchen. Es knurrte ebenfalls. Und dann ein dritter, auf der anderen Seite des alten Männchens. Auch von hinten drangen Knurrlaute an Crowns Ohr. Er drehte sich um und erblickte zwei weitere Männchen, kleiner und jünger als er. Also fünf gegen einen.
Crown wußte, was das Knurren und Brüllen zu bedeuten hatte. Es ging den fünfen nicht um die Beute. Crown befand sich in ihrem Territorium. Er war der Eindringling. Und diese Familie wollte ihn vertreiben.
Sie schlossen einen Kreis um ihn, während sie ihn aufmerksam beobachteten und fortwährend schnupperten und grunzten. Der Ring zog sich zusammen und wurde mit jedem Schritt enger.
Crown stand über den beiden winzigen Tieren, die er gerissen hatte, und ein rumpelndes Knurren drang aus seiner Kehle. Der Alte blieb stehen und brüllte seine Wut hinaus. Aus einer Entfernung von knapp zehn Metern klang das Gebrüll ohrenbetäubend. Crown packte eines der kleinen Fellbündel und riß aus. Seine Beute mit der rechten Vorderpranke festhaltend, bewegte er sich ungeschickt auf fünf Beinen.
Sie jagten ein paar Minuten lang hinter ihm her. Zufrieden damit, daß er sich aus ihrem Territorium entfernte, ließen sie ihn schließlich laufen und schickten ihm nur noch ein letztes warnendes Gebrüll nach.
Crown fegte über die Grasebene, stieg eine kleine Erhebung empor und hielt dann inne, um sich nach der Katzenwolffamilie umzuschauen. Der alte Rudelführer stand noch immer mit gesträubtem Fell steifbeinig da, das Gesicht Crown zugewandt. Crown ließ ein verärgertes und
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