Der Planet des Todes
konnten es nicht loslassen, weil uns die immer wirksamer werdende Beschleunigung sofort an die Wand geknallt hätte. Zusammengekrümmt, die Arme ineinander verflochten, die Füße gegen den Boden gestemmt – so kämpften wir mit zitternden Muskeln gegen die furchtbare Kraft, die uns von unserem Rettungsanker loszureißen versuchte. Der Zeiger erreichte dreizehn G, da wurde mir schwarz vor Augen. Soltyk, der zwischen uns gepreßt dahockte, schien sich etwas leichter zu fühlen. Er kroch noch mehr in sich zusammen, wie ich es manchmal bei Sturzflügen tat, und drückte das Kinn an die Brust. Ich folgte seinem Beispiel, und es wurde mir wieder heller vor den Augen. Ich schielte zum Leuchtschirm hinüber – und sah, was geschehen war.
In der linken Hälfte des Schirmes flimmerte etwas – ein paar kleine, wie Sterne leuchtende Flecke. Sie wuchsen mit schwindelerregender Schnelligkeit. Dahinter kamen die nächsten. Das waren Meteore! Ein ganzer Schwarm umgab die Rakete. Von oben herab fiel, langsam um seine Achse wirbelnd, ein besonders großer Meteor. Hell strahlte er in dem Glanz auf, den seine kantigen Ränder zurückwarfen. Die Krümmung seiner Bahn und den Ort im Raum, wo der Zusammenstoß erfolgen mußte, fühlte ich geradezu körperlich. Ich wagte es nicht, Arsenjew anzusehen. Ich fürchtete, durch eine jähe Kopfbewegung das Bewußtsein zu verlieren, und ich wollte doch das Ende noch miterleben. Hinter der Platte des Prädiktors drang ein lautes Rasseln hervor. Wie von kräftigen Zügeln gepackt, wendete der „Kosmokrator“ in einem kurzen Bogen. Rote Lichter flammten auf. Überbelastung. Kurz und schneidend schrie die Alarmsirene. Wir wurden gegen die Metallplatte des Prädiktors geworfen, es preßte uns den Brustkorb zusammen, erwürgte und zerbrach uns fast. Ich hielt die Augen weit offen; aber ich konnte nichts mehr sehen. Plötzlich kam aus dem Prädiktor ein leises Knacken. Die Motoren schwiegen.
Es war auf einmal vollkommen still um uns. Schwer atmend, richteten wir uns auf. Unsere Beine waren weich wie Watte. Die Leuchtflächen hatten sich verdunkelt. So still war es, daß wir es kaum zu glauben vermochten, was wir vor wenigen Augenblicken durchgestanden hatten. Man hätte ein Geldstück auf die Scheibe des Prädiktors stellen können, ohne daß es umgefallen wäre, so ruhig und gleichmäßig war wieder der Flug der Rakete. Ich half Arsenjew, den Ingenieur auf einen der Sessel betten, dann fiel ich ermattet in den nächsten. Geraume Zeit sprach keiner von uns. Schließlich sagte ich: „Man muß nachsehen, was mit den anderen los ist“
„Gehen Sie!“ bat mich Arsenjew. Ich stand auf. Als ich mich zur Tür wandte, fügte er hinzu: „Etwas Äther oder Alkohol würde nicht schaden.“ Ich drehte mich um und bemerkte, daß Soltyk in seinem Sessel zusammengesunken war – ohnmächtig.
Die Begegnung mit dem Meteorenschwarm hätte ein schlimmes Ende nehmen können; aber unsere Gefährten waren mit heiler Haut davongekommen. Sie hatten sich alle in ihren Kabinen aufgehalten; die einen lagen im Bett, die anderen im Sessel und waren so der Gefahr, gegen die Wände geschleudert zu werden, entgangen. Erwischt hatte es nur uns drei. Soltyk war von irgendeiner scharfen Kante die Stirnhaut aufgerissen worden, Arsenjew hatte eine Knochenverletzung am Handgelenk, und ich war mit einer Zerrung der Schultermuskeln, einigen blauen Flecken und einer riesigen Beule davongekommen.
Beim Hinausgehen stieß ich auf Chandrasekar und Oswatitsch, die mit den schlimmsten Befürchtungen in die Zentrale eilten. Durch die Televisoren in ihren Kabinen hatten sie den Verlauf des bedrohlichen Ereignisses verfolgen können.
Soltyk erklärte uns später die Zusammenhänge: Der „Kosmokrator“ flog durch einen Raum, der den Sternkarten nach vollkommen leer sein mußte, und geriet in einen Meteorenschwarm von ungefähr tausend Kilometer Ausdehnung. Kaum war das Radarecho von dem ersten Meteor zurückgeworfen worden, als auch schon der Prädiktor die Motoren einschaltete und den heransausenden Meteoren auszuweichen begann. Durch ein unglückliches Zusammentreffen von Umständen stimmte die Richtung ihres Stromes fast mit unserer eigenen Bahn überein, was die gefährliche Begegnung bedeutend verlängerte. Der Prädiktor beschleunigte und hemmte abwechselnd den Flug der Rakete. Dabei hinderte ihn jedoch außerordentlich die Beschleunigungssicherung, die es ihm nicht erlaubte, eine genügend hohe Geschwindigkeit zu entwickeln, um
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