Der Planet des Todes
versuchte, etwas höher zu gehen; aber wir gerieten sofort in eine so dichte Wolke, daß sich die Umrisse der Felsen im Radargerät verwischten. Daher stellte ich das Steuer um und ließ uns zwischen die Wände der Schlucht sinken, so daß wir nun einige Meter unterhalb ihrer Ränder flogen. Das Geräusch des Motors schwoll in dem engen Raum zu einem Donnern an. Die rechte Seite des Felsens hing als ungeheurer Baldachin hoch in der Luft. Kalter, unbeweglicher Schatten fiel auf uns herab. Als ich diese gefährliche Stelle hinter mir hatte, wurde das Brummen in den Hörern durch einen neuen Ton verdrängt, der wie ein weitentferntes, dumpfes Dröhnen klang. Ungefähr hundert Meter vor uns machte die Schlucht eine scharfe Biegung. Steilhänge, die sich in das Gesichtsfeld schoben, versperrten den Ausblick.
„Können Sie dort unten landen?“ fragte Arsenjew. Gespannt hatte er das Ausschlagen des Zeigers am Induktionsapparat verfolgt. „Es scheint sich zu lohnen.“
„Ich will es versuchen“, erwiderte ich. Vorsichtig ließ ich die Maschine hinuntergleiten. Von düsteren Schatten verhüllt, tauchte der Boden der Schlucht auf und rollte wie ein langsam ablaufender Film unter uns vorüber. Er war bedeckt von schräg gegeneinanderstehenden, scharfkantigen Felsplatten, die fast unter einer Schicht von schwarzem Schutt versanken. Ganz nahe der großen Biegung bemerkte ich einen ziemlich ebenen, nackten Felsgürtel, der frei von Gesteinstrümmern war. Es sah aus, als hätte jemand die schwarzen Lavablöcke absichtlich zur Seite geworfen. Ich dachte jedoch in diesem Augenblick über die eigenartige Erscheinung nicht weiter nach; denn ich war froh, daß ich einen Landeplatz gefunden hatte. Ich schaltete den Motor aus und benutzte den Propeller als Fallschirm. Mit schrillem Pfeifen durchschnitt er die Luft. Knapp vor einem Hügel schwarzer Steintrümmer setzte der Hubschrauber auf. Das Dröhnen in den Hörern wurde so unerträglich, daß ich sie zur Seite schob. Arsenjew stülpte den Helm über und sprang als erster aus der Kabine. Soltyk, Rainer und ich folgten ihm.
„Magnetit“, stellte Rainer fest, kaum daß er einen der Felsbrocken aufgehoben hatte. „Eisenerz, und zwar sehr hochprozentiges.“
„Aha, deshalb hat der Apparat so gebrummt“, rief ich.
Arsenjew bückte sich, kroch unter das gespreizte Fahrgestell des Hubschraubers, schnallte den Induktionsapparat ab und steckte die Kabelenden in die Steckdose seines Skaphanders. Dann nahm er das Gerät und ging in der Richtung, aus der wir gekommen waren, die Schlucht entlang; er schritt rasch aus und sprang behende von Stein zu Stein. Ich lief hinterher. Zu beiden Seiten reckten sich wildzerklüftete Felsenwände empor. Auf ihren Rändern hatten sich Wolken niedergelassen und erfüllten die Schlucht mit einem eigenartig fahlen Dämmerschein.
„Das Brummen wurde doch durch das Erz verursacht, wir sind sicher auf einer falschen Spur“, sagte ich zu Arsenjew, als ich ihn eingeholt hatte.
„Ich vermute hier noch etwas anderes als diesen verdammten Magnetit“, entgegnete er und änderte plötzlich die Richtung. Er klomm eine große Gesteinsfalte hinauf, die den Weg versperrte und auf der anderen Seite senkrecht abfiel.
„Hier gibt es keinen Übergang“, warnte ich, aber Arsenjew kletterte weiter. Nach einigen Schritten erblickte ich im Schatten eines Felsvorsprunges, der den halben Himmel verdeckte, eine kleine ebene Fläche. Kaum hatte ich den Fuß daraufgesetzt, als ich bemerkte, daß es dort wärmer war. Kurz darauf stand ich vor einem schwarzen Schlund, der wieder Eingang zu einem riesigen Tunnel aussah. Seinen kreisförmigen Querschnitt konnte man unter den aufgetürmten Felsbrocken nur erraten. Arsenjew zog den Handscheinwerfer aus der Tasche und schaltete ihn ein. In den Spalten zwischen den Trümmern glänzte etwas. Ich stemmte mich gegen den Stein, der danebenlag. Da er nachgab, wälzte ich auch die nächsten zur Seite und bekam schließlich ein zerrissenes und zerbeultes Stück welliges Blech zu fassen. Arsenjew nahm den Reflektor in die linke Hand, ergriff mit der rechten den Induktionsapparat und näherte sich dem Trümmerwall.
„Hierher müßte man mit einer Spezialausrüstung kommen, um die Steine wegräumen zu können“, bemerkte Soltyk.
„Vielleicht ist das ein Weg … ihr Weg?“ fragte ich.
„Das ist kein Weg“, versetzte der Astronom. Er stieg über die hinabrollenden Steine und leuchtete in die Spalten.
„Das ist das Rohr
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