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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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Kerl, mit langen Haaren, vielleicht zu einem Zopf gebunden?»
    «Nein, ganz sicher nicht», erwiderte Donato Cattegna. «Er war sehr breit, sehr kräftig, überhaupt nicht groß, er hatte zwar einen Kopf, aber keinen Hals, und seine Haare waren so.» Donato Cattegna hielt Daumen und Zeigefinger hoch, Abstand ein Millimeter.
    «Bist du sicher?»
    Cattegna verdrehte die Augen und las einfach weiter.
    Robertos Euphorie zerbröselte mit einem Schlag, das fühlte sich an wie freier Fall. «Muss man sich nicht ausweisen, wenn man bei dir Akten einsehen will?»
    «Muss man», antwortete der Beamte. «Aber der Ausweis von dem Mann war gefälscht. Und jetzt lass mich in Ruhe meine Arbeit verrichten.»
    «Gefälscht? Woher willst du das wissen?»
    «Als Beamter hat man einen Blick dafür.»
    « Dai , Donato. Was soll das sein? Ein siebter Sinn, den nur Beamte haben?»
    Donato Cattegna verdrehte seine Augen. «Nenn es, wie du willst.»
    «Dann hast du ihm die Informationen also nicht gegeben.»
    «Doch, habe ich.»
    «Das gibt es doch nicht!»
    «Die Ausweispflicht ist eine Farce. Wenn jemand sich schriftlich an uns wendet, verlangen wir auch keinen Identitätsnachweis.»
    Wütend trat Roberto gegen den Schreibtisch. « Porca zozza , Cattegna!»
    «Würdest du bitte meinen Schreibtisch verschonen? Du bist hier auf einem Amt und nicht in einem Nachtclub mit dem lächerlichen Namen Purgatorio.»
    Fluchend und von Cattegnas misstrauischem Blick verfolgt, schob sich Roberto an dem Schreibtisch vorbei und pflückte den Bilderrahmen mit der Kopie des alten Stadtplans von der Wand.
    «Was machst du da?», brauste Donato Cattegna auf.
    «Das Bild ist konfisziert.»
    «Den Rahmen habe ich von meinem Geld bezahlt!»
    «Der Mörder hat ihn doch sicher angefasst, oder?»
    «Was für ein Mörder?»
    Roberto winkte ab, keine Erklärungen.
    «Nein, der hat nur ein Foto von der Karte gemacht, mit seinem Handy, und sonst nichts. Außerdem trug er diese weißen Baumwollhandschuhe, wie sie Stauballergiker tragen müssen.»
    Cazzo , also nicht mal Fingerabdrücke. «Kam dir das nicht insgesamt verdächtig vor, Cattegna? Eh?»
    «Ich will mein Bild wieder zurück.»
    «Wieso hat der Kerl die Karte fotografiert?»
    «Der war das erste Mal in Urbino und war froh, einen Stadtplan gefunden zu haben.»
    «Cattegna, was soll das? Die Karte ist aus dem 16. Jahrhundert.»
    «Na und? Urbino wurde im 15. Jahrhundert erbaut, und was hat sich seitdem verändert?»
    «Zum Beispiel wurde der duomo nach dem großen Erdbeben um neunzig Grad gedreht wieder aufgebaut.»
    «Blödsinn.»
    «Was weißt du denn, Cattegna? Sitzt hier in deinem Büro wie eine Kellerassel und kriegst nichts mit.» Und jetzt? Irgendwie empfand Roberto es als Niederlage, das Bild einfach wieder zurückzuhängen. Also legte er es umgedreht auf den Schreibtisch, löste die Halteklammern der rückseitigen Pappe und zog den Plan heraus. «Den Rahmen kannst du wieder aufhängen.»
    «Eh? Eh? Was soll das?»
    «Polizeiliche Ermittlungen», antwortete Roberto und rollte das Bild zu einer Röhre zusammen. «Hast du mal ein Gummi?»

    «Was machen wir jetzt?», fragte Franco frierend unter seiner Kapuze hervor, er hatte die Schultern hoch- und den Kopf eingezogen, um möglichst wenig Körperwärme in die Umwelt entweichen zu lassen.
    «Ich will mich nicht ständig wiederholen. Lass mich meine Arbeit machen. Geh nach Hause. Du hast nichts zu befürchten.»
    Franco antwortete nicht und trottete weiter neben dem Poliziotto her. Roberto stöhnte. Warum hatte er nur so ein weiches Herz? Warum jagte er den Komponisten nicht einfach zum Teufel? Er holte sein Handy hervor und wählte Maria Corbuccis Nummer.
    «Polizia di Stato, Urbino, Maria Corbucci spricht. Was kann ich für Sie tun?»
    «Sag mal, was ist mit Galdroni? Lebt der noch?», fragte Roberto ohne Umschweife und wappnete sich schon mal für die jetzt fällige Erziehungsmaßnahme: Zuerst sagt man guten Tag, dann nennt man seinen Namen, blabla.
    «Oh, Robertino», flötete Maria stattdessen, «wie geht es dir? Wie kommst du voran? Mein Gott, all die Arbeit allein auf deinen Schultern!»
    Roberto war sprachlos. Was, zur verteufelten Hölle, war bloß mit der Corbucci los? Gleich zwei Gefühle sprangen ihn an: ein leichtes Zwicken im Unterleib, Maria war nun mal eine verdammt saftige Frau mit einer Stimme, die einiges bewirken konnte, und ein heftiges Misstrauen, wobei Letzteres das bei weitem stärkere Gefühl war.
    «Galdroni, was ist mit

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