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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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Energien gemacht. Aber selbst wenn man nichts darüber wusste und nur den gesunden Menschenverstand nutzte, gab es keinen Grund, im Sonnenland Italien auf Windenergie zu setzen. Auch wenn die Sonne in den Wintermonaten nicht viel zuwege brachte, der Wind war weit unberechenbarer, und oft genug gab es schlicht und einfach keinen. Gerade der Monte Cesane war eher für sein liebliches Klima bekannt. Rau und windig war es auf dem 1700 Meter hohen Monte Catria ein paar Kilometer südlich. Ironischerweise konnte man dort heute noch zwei riesige Masten bewundern, die eine Firma vor fünfzehn Jahren mitten im Naturschutzgebiet errichtet hatte, natürlich mit EU-Geldern, die aber nie mit Rotoren bestückt worden waren. Zum einen weil eine nachgelieferte Studie belegte, wie wenig rentabel die Sache war, da sich die Kosten erst in etwa hundert Jahren amortisieren würden – und selbst das war unrealistisch, weil die Dinger mit Sicherheit nicht so lange funktionieren würden. Zum anderen hatte sich die forestale geweigert, eine Stromtrasse quer durch das Naturschutzgebiet zu erlauben; die beiden Masten hatte sie allerdings nicht verhindern können, weil die Provinzregierung eine Sondergenehmigung erteilt hatte, widerrechtlich und unter dubiosen Umständen, wie sich später herausstellte.
    So viel Gemauschel, Geschiebe und Gezerre! Und all das nicht, um wirklich etwas für die Natur und für eine sinnvolle Energieversorgung zu tun, nein, es ging nur darum, schlau und einfach und rücksichtslos möglichst viel Geld einzusacken. So rücksichtslos, dass zwei Menschen hatten sterben müssen und eine alte Frau brutal von einer Mauer gestoßen worden war.
    Roberto schlug noch einmal die Mappe auf, nahm den von Antonia unterschriebenen Pachtvertrag heraus und steckte ihn in die Innentasche seiner Daunenjacke.

    «Ein Glas Pecorino, ein pane pizza und einen caffè », bestellte er und zog sich ächzend auf einen Barhocker. «Einen doppio caffè », korrigierte er sich, holte sein Handy hervor und wählte Pretoro Galdronis Nummer. Wieder nur die Mailbox. Porca madosca . Auch Antonia hatte er vergeblich zu erreichen versucht.
    Franco setzte sich neben ihn. «Mir auch einen doppio caffè .»
    «Du bist ja immer noch hier, Franco.»
    «Ich habe doch gesagt, dass ich bei Toto auf dich warte.»
    Roberto atmete schwer durch. «Weißt du, dass du mir verdammt auf die Eier gehst? Ich verstehe, dass du dich schlecht fühlst wegen deinem Opa. Aber das Thema mit dem Golem ist durch. Die große Neuigkeit ist: Es gibt keinen, kapiert? Es gibt nur einen gewalttätigen Mörder, der auf Lehmmonster macht, um von sich und seinen Taten abzulenken.»
    «Was ist denn mit deinem Opa?», fragte Toto betont beiläufig, ohne sich umzudrehen.
    Franco holte tief Luft.
    «Das geht dich nichts an, Toto», ging Roberto dazwischen und warf Franco einen strengen Blick zu. Franco sah beschämt auf den Boden.
    «Typisch», moserte Toto. «Du gehst mich ständig wegen irgendwelcher Informationen an, die ich dir besorgen soll, aber wenn ich mal von dir etwas –»
    «Du weißt eh schon viel zu viel. Mit deiner ewigen Schnüffelei im Internet.»
    «Das Internet ist frei, und Leute wie du wollen das einfach nicht akzeptieren.»
    Roberto winkte ab. «So wie ich das sehe, gibt es auch im Internet verschlossene Türen, die du allerdings mit großer Freude immer wieder knackst.»
    «So wie ich das sehe, kommst du alle naselang hier vorbei und bittest mich genau darum: Türen zu knacken.»
    Roberto schwieg und dachte an seine Klettertour in Sergios rustico , auch nicht gerade das, was man eine legale Aktion nennen würde. «Das ist etwas vollkommen anderes», sagte er. «Ich versuche, ein Verbrechen aufzuklären. Und du? Was sind deine Absichten?»
    Toto stellte grinsend die beiden doppio caffè auf die Theke. «Ich helfe dir dabei.»
    Roberto winkte ab, er hatte keine Lust auf diese Diskussion. Toto sammelte alle Informationen über seine Mitbürger, die er finden konnte, und träumte davon, irgendwann zum Bürgermeister von Urbino gewählt zu werden, und dann würden seine Dossiers die Grundlage seiner Macht sein. Roberto war sich sicher, dass Toto regelrecht feuchte Tagträume hatte, wenn er sich vorstellte, wie er einen unliebsamen Widersacher mit der unwiderstehlichen Kraft seiner kompromittierenden Aufzeichnungen in die Knie zwang.
    «Willst du übrigens einen Tipp von mir hören?», fragte Toto und wippte voller Erwartung seinen spindeldürren Körper auf und

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