Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
Bologna fernab von Urbino und Maria Corbucci so unglücklich gewesen war.
Als die Handschellen einrasteten, atmete Roberto auf. Er zog Fini auf die Beine und trat zwei Schritte zurück.
«Umdrehen, Fini.»
Was für ein unspektakuläres Gesicht, dachte Roberto. Würde er diesem Mann auf der Straße begegnen, käme er niemals auf die Idee, es mit einem gewalttätigen Menschen zu tun zu haben. Lebendige Augen, Lachfältchen, ein Mund, dem man ansah, dass er gerne lachte. Nur dass er praktisch keinen Hals hatte, was ihn ein wenig einfältig wirken ließ.
«Was bist du für einer?», fragte Roberto. «Du machst auf mich einen ziemlich dämlichen Eindruck.»
«Dasselbe wollte ich gerade zu dir sagen, Poliziotto. Bist du nicht bei der Polizia Municipale?»
Fast wäre Roberto über die Geringschätzigkeit, die aus Finis Worten klang, wütend geworden. Aber letztlich war es doch so: Er hatte den Killer gestellt und damit den Kampf gewonnen. «Wie kommt einer wie du darauf, auf Golem zu machen?»
Fini lachte verächtlich. «Ihr Provinzler habt mir eine Vorlage nach der anderen geliefert. Und die dämlichen Typen in der Bar Complotto? Das beste Ablenkungsmanöver der Welt. Da muss man schon blöd sein, wenn man nicht auf den Zug aufspringt.»
«Du weißt doch garantiert bis heute nicht, was ein Golem ist.»
«Internet, Poliziotto», erwiderte Fini geringschätzig. «Seit es das gibt, ist mein Job viel einfacher geworden.»
«Und der Tunnel?»
Finis Augen blitzten vor Vergnügen. «Gute Idee, was?»
«Darüber findest du nichts im Internet.»
«Zufall.» Fini tippte sich an die Stirn. «Und wenn man auf Zack ist, erkennt man jede Gelegenheit. Katasteramt, die Karte?» Er schüttelte sich vor Lachen.
Roberto betrachtete den Killer eine Weile. Er wurde aus dem Kerl nicht schlau. «Was kann ich tun, damit deine Laune noch besser wird, Fini?»
Fini verdrehte die Augen. «Das, was du tun kannst, Poliziotto, reicht gerade mal für eine Nacht in irgendeiner Zelle in diesem witzigen Städtchen. Das war’s dann.»
«Du meinst, weil dich dann deine Auftraggeber und deren Anwälte rausholen?»
Fini sah Roberto mitleidig an.
«Weißt du, Fini – oder wie auch immer du wirklich heißt: Emanuele und Fosco Santi, für die du arbeitest, die werden ihre Anwälte für sich selber brauchen. Und für Toggi s.r.l., für die Imperto Holding in Neapel und all die anderen Firmen, mit denen sie Subventionsgelder kassieren.»
Fini bemühte sich, weiterhin einen souveränen Eindruck zu machen.
«Und jetzt marschier los. Aber sei vorsichtig und fall nicht hin. Nicht dass du dir wehtust.»
Roberto warf ein Bein über den Rücken des Esels, platzierte sich genau auf dessen Hüftknochen und schnalzte mit der Zunge. Das Grautier zuckelte los, hinter Fini her. Auch wenn Roberto dessen Gesicht jetzt nicht sehen konnte, war er sich sicher, dass die Lachfältchen sich in veritable Sorgenfalten verwandelt hatten.
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40.
Fidel hatte Gruber versorgt, die Verletzung war schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Osvaldo hatte die vier platten Reifen mit einem Kompressor, der zur Grundausstattung des Jeep Commander gehörte, wieder aufgepumpt. Osvaldo und Gruber nahmen den Lancia, um den Deutschen unabhängig von den anderen beim pronto soccorso versorgen zu lassen – der camoscino war darüber stocksauer, er hätte lieber den amerikanischen Spritfresser gefahren –, während Roberto und die Baronessa sich von Fidel im Jeep zurückchauffieren ließen. Fini legten sie in den Kofferraum – auf seine Latexmaske und sein Lehmkostüm. Die Maske war ein Überbleibsel von Halloween, und laut Preisschild, das noch daran klebte, hatte Fini sie in Ancona in einem Ramschladen für fünf Euro gekauft. Dass er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte, diese Beweisstücke verschwinden zu lassen, bewies, wie sicher er sich gefühlt hatte.
Als Roberto sein Handy wieder einschaltete, hatte er Pretoro Galdroni auf der Mailbox, der entgegen Ornellas Protesten, die man im Hintergrund deutlich hören konnte, ankündigte, morgen früh wieder in Urbino zu sein. Er hatte sich bei Maria Corbucci über den Stand der Dinge erkundigt und den Eindruck gewonnen, dringend gebraucht zu werden. Na toll, dachte Roberto, der kommt gerade rechtzeitig, um die Aufklärung des Falles zu verkünden.
In Urbino fuhren sie von der Piazzale Roma in die Via Raffaello ein und brachten den Killer in die Beugehaftzelle im Palazzo di Giustizia , während die
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