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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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sie gebissen zu haben.«
    Malm war ein außergewöhnlich gut gekleideter und drahtiger Mann, obwohl er auf die Fünfzig zuging. Es fiel ihm leicht, gewinnend zu lächeln, und wenn man nicht wußte, daß er Polizeibeamter war - was er ja eigentlich auch nicht war - , hätte man ihn ohne weiteres für einen Filmdirektor oder einen erfolgreichen Geschäftsmann halten können. Er strich das lockige Haar aus der Stirn und stellte fest: »Ronnie Kaspersson und Lindberg. Nun dürfen wir zwei Desperados jagen. Und beiden sitzt die Schußwaffe locker.«
    »Bist du sicher?«
    Malm ignorierte die Frage und fuhr fort: »Beim nächstenmal werde ich mehr Personal einsetzen. Doppelt so viele Leute und noch schnelleres Zusammenziehen. Ansonsten hat der Plan ausgezeichnet funktioniert. Genau, wie ich es mir vorgestellt habe.«
    »Ha«, entgegnete Gunvald Larsson, »ich habe diesen verdammten Plan durchgelesen. Meiner Auffassung nach grenzt er an reine Idiotie. Bist du wirklich so ahnungslos, daß du glaubst, ein routinierter Kerl wie Limpan merkt nicht, wenn zwei verkleidete Polizisten in einem Auto vom Fernmeldeamt und einem alten ausrangierten Krankenwagen herumsitzen und sich langweilen?«
    »Deine Ausdrucksweise hat mir noch nie gefallen.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Ich pflege nämlich zu sagen, was ich meine. Wo hast du diesen Einfall mit der Konzentrierung her? Hier haben wir es doch nicht mit der Schlacht von Breitenfeld zu tun. Wenn Lennart und ich allein hierher gedurft hätten, dann säßen Kasper und Limpan jetzt fest.« Malm seufzte.
    »Ich frage mich, was der Chef hierzu sagen wird.«
    »Du kannst ja den bissigen Hund reinschicken und fragen lassen. Wenn du dich nicht selbst traust. Vielleicht beißt er dem Reichspolizeichef den Sack ab. Wäre wenigstens etwas. »Larsson, du bist vulgär. Das ist nicht mein Stil.«
    »Was ist denn dein Stil? Speziell abgerichtete Hunde überfahren?«
    »Das Konzentrationsprinzip ist eine gute Idee.« Malm strich sich über seine schönen Locken. »Only number can annihilate«, sagte er.
    »Willst du Admiral werden?«
    »Kaum. Ich werde so schnell seekrank.«
    »Weißt du, wer den Ausdruck geprägt hat?«
    »Nein.«
    »Nelson. Das ist der, der auf der Säule auf dem Trafalgar Square steht.«
    »Er hatte recht. Das gilt auch auf dem Festland.«
    »Das bezweifle ich. Außerdem war er kein Polizeibeamter.«
    »Wir glauben an diesen Grundsatz.«
    »Das macht die Sache nicht besser.«
    Für einen Moment wirkte Malm beinahe menschlich.
    »Ich frage mich, was der Chef sagen wird.«
    »Er wird nicht gerade erfreut sein. Wird wohl ‘n bißchen die Wände hochgehen.«
    »Laß die Spaße. Ich muß es doch ausbaden.«
    »Na, das nächste Mal erwischt ihr sie.«
    »Meinst du?« fragte Malm pessimistisch.
    Kollberg hatte lange nichts gesagt. Schien in Grübeleien versunken zu sein.
    »Woran denkst du, Lennart?« fragte Gunvald Larsson.
    »An Kasper. Er muß sich wie ein gejagtes Tier vorkommen. Sicher hat er Angst. Und wahrscheinlich hat er gar nichts besonders Strafbares getan.«
    »Darüber wissen wir nichts, oder?«
    »Nur so eine Intuition, wie die es nennen.«
    »So«, unterbrach Malm. »Nun muß ich mich auf den Weg zur Reichspolizeileitung machen. Auf Wiedersehen, ihr beiden.«
    Er stieg in den Wagen des taktischen Kommandos und ließ sich ins Büro chauffieren.
    Einen Kernsatz sagte er noch, ehe er verschwand: »Versucht darauf zu achten, daß nichts an die Öffentlichkeit dringt; absolut nichts darf veröffentlicht werden.«
    Kollberg zuckte bedauernd die Achseln.
    »Genaugenommen ist es kein beneidenswerter Job, Bürochef zu sein…« Einige Minuten standen sie schweigend da. »Wie geht es dir, Lennart?«
    »Schlecht. Aber ich glaube, mir ist etwas eingefallen. Vielleicht. Mit welcher Sorte Menschen wir hier im übrigen zu tun haben.«
    »Was für ein Scheißjob«, bestätigte Gunvald Larsson.
    Am Dienstagmorgen stand Lennart Kollberg zeitig auf, zog den Bademantel an, rasierte sich, ging in die Küche und machte sich eine Tasse Kaffee. Ausnahmsweise war er einmal vor den Kindern aufgestanden, aus Bodils und Joakims Zimmer war noch kein Laut zu hören. Gun schlief ebenfalls, er hatte sie die halbe Nacht hindurch wachgehalten, und sie war erst vor einer Stunde eingeschlafen.
    Als er am Vorabend nach der mißglückten Aktion am Midsommarkransen zu Bett gegangen war, konnte er nicht einschlafen. Er lag auf dem Rücken, die Hände unter dem Hals gefaltet, starrte in die Dunkelheit und

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