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Der Polizistenmörder

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Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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interessieren.
    Martin Beck war geschieden und hatte zwei erwachsene Kinder, eine Tochter von zweiundzwanzig und einen Sohn von achtzehn Jahren. Mehr oder weniger hieß, daß er seit etwa einem Jahr ziemlich regelmäßig eine Frau bei sich wohnen hatte. Sie hieß Rhea Nielsen, und wahrscheinlich liebte er sie. Das hatte sein Heim verändert; zum Guten, wie er fand.
    Aber das ging Nöjd nichts an, der im übrigen auch sichtlich kein Interesse am Privatleben des Chefs der Reichsmordkommission zeigte.
    Die Küche war praktisch eingerichtet, enthielt alle modernen technischen Hilfsmittel. Nöjd setzte einen Topf auf eine Kochplatte, nahm vier Eier aus dem Kühlschrank und kochte Tee in der Kaffeemaschine, das heißt, er machte Wasser heiß und legte Teebeutel in die Tassen. Sicher sehr praktisch, aber für einen Feinschmecker nicht das richtige.
    Martin Beck fühlte, daß auch er sich nützlich machen müsse, und steckte zwei Scheiben Schnittbrot in den elektrischen Toaster.
    »Hier kann man richtig gutes. Brot kaufen«, sagte Nöjd. »Aber meistens gehe ich zum Konsum. Ich finde den Konsum gut.«
    Martin Beck war gegenteiliger Ansicht, behielt seine Meinung aber für sich.
    »Es ist gar nicht weit von hier«, fuhr Nöjd fort. »Alles liegt hier nahe beisammen.«
    Sie aßen, wuschen ab und gingen ins Wohnzimmer zurück.
    Nöjd nahm die zusammengefalteten Bogen aus der Gesäßtasche und begann: »Papier. Ich habe die Nase voll davon. Das ist ein Schreibtischberuf geworden, nur Anträge und Bescheinigungen und Kopien und solch Scheiß. Früher war es hier lebensgefährlich, Polizist zu sein. Zweimal im Jahr, während der Erntezeit. Da kamen die verschiedensten Typen hierher. Manche waren Säufer und prügelten sich, daß es seine Art hatte. Manchmal war man gezwungen dazwischenzugehen. Und dann kam es darauf an, zuerst zuzuschlagen, wenn man sich nicht welche einfangen wollte. Das war schlimm, aber in gewisser Weise auch natürlicher. Jetzt ist das anders, automatisiert, unpersönlich.«
    Er machte eine Pause.
    »Aber deswegen sitzen wir ja nicht hier. Im übrigen brauche ich keine Unterlagen, die Fakten sind nur allzu einfach.
    Die betreffende Frau heißt Sigbrit Märd. Sie ist achtunddreißig Jahre alt und arbeitet in einer Konditorei in Trelleborg. Sie ist geschieden, kinderlos und wohnt in einem abgelegenen kleinen Haus in Domme. Das liegt ein Stück in Richtung Malmö.«
    Nöjd blickte Martin Beck an, finster, aber nicht ohne Humor. Er wiederholte: »In Richtung Malmö. Also in westlicher Richtung an der Reichsstraße 101.«
    »Du schätzt mein Orientierungsvermögen nicht besonders hoch ein.«
    »Du wärst nicht 3er erste, der sich in der Ebene hier verirrt. Außerdem…«
    »Ja?«
    »Letztes Mal, als ich in Stockholm war - und ich hoffe zu Gott, daß es das letzte Mal war - , ging ich versehentlich in die Redaktion von Ny Dag, statt in das Haus der Reichspolizeizentrale. Traf C. H. Hermansson, den Vorsitzenden der Kommunistischen Partei, auf der Treppe und wunderte mich, was der wohl in der Reichspolizeizentrale zu tun hatte. Aber er war freundlich. Zeigte mir den Weg und hat dabei die ganze Zeit sein Fahrrad neben sich hergeschoben.«
    Martin Beck lachte.
    »Aber damit noch nicht genug. Am nächsten Tag wollte ich raufgehen und dem Polizeimeister guten Tag sagen. Das war damals der alte, der vorher in Malmö gewesen war. Den neuen kenne ich Gott sei Dank nicht. Ich also hinein ins Stadthaus, wo eine Art Fremdenführer mir die Blaue Halle zeigen wollte. Als er begriff, was ich suchte, schickte er mich in die Scheelegatan, und ich betrat das Rathaus. Der Pförtner fragte mich, in welchen Saal ich wolle und weswegen ich angeklagt sei. Als ich endlich im Polizeigebäude Agnegatan ankam, war Lüning nicht mehr im Hause. Ich konnte ihn also nicht mehr sprechen und habe den Nachtzug nach Hause genommen. Genoß die Fahrt von Anfang bis zu Ende Nach Süden, sechshundert Kilometer, so ein Unterschied.« Er sah nachdenklich aus.
    »Stockholm. Was für eine fürchterliche Stadt. Aber du findest sie wahrscheinlich gut.«
    »Habe mein ganzes Leben lang da gewohnt.«
    »Malmö ist besser, aber nicht viel. Ich möchte da nicht Dienst tun, es sei denn, ich würde Polizeimeister. Über Stockholm wollen wir gar nicht erst reden.« Er lachte laut. »Sigbrit Märd«, sagte Martin Beck.
    »Sigbrit hatte an dem fraglichen Tag frei. Sie hatte ihren Wagen zur Durchsicht gebracht und den Bus nach Anderslöv genommen. Hatte einige

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