Der Polizistenmörder
habe.
Der Mann, der ihn gefahren hatte, war vor einem Jahr gestorben, und die Witwe hatte ihn einfach stehenlassen.« Er sog kräftig an seiner Pfeife.
»Er sah ziemlich schlimm aus, aber das ließ sich in Ordnung bringen. Ich hab ihn auf der Stelle gekauft. Manchmal arbeite ich ein bißchen nebenbei, Spezialartikel in Motorzeitschriften und hin und wieder eine Erzählung, daher hatte ich was auf die Seite legen können.«
»Hast du immer noch die Bewährungshelferin?« fragte Martin Beck.
»Nein, seit September nicht mehr. Aber ich sehe sie hin und wieder. Sie und ihre Familie. Sie lädt mich manchmal zum Essen ein; wahrscheinlich glaubt sie nicht, daß ein Junggeselle sich was kochen kann.«
Martin Beck erinnerte sich an eine Fotografie, die vor sechs Jahren in Bomans Wohnung gestanden hatte. Eine junge blonde Frau, die er hatte heiraten wollen.
Ake Boman sog an seiner Pfeife und blickte Martin Beck nachdenklich an.
»Die Zeitung hat mich hergeschickt, damit ich euch wegen dieser Vermißtensache ausfrage«, sagte er bedauernd. »Und nun habe ich hier gesessen und die ganze Zeit nur von mir erzählt.«
»Wir müssen dich leider enttäuschen«, sagte Martin Beck.
»Wir können dem, was du bereits geschrieben hast, nichts weiter hinzufügen. Du hast doch schon mit Herrgott Nöjd gesprochen, oder nicht?«
»Doch. Aber daß ihr beide überhaupt hier seid, deutete ja wohl darauf hin, daß irgendwas faul an der Sache ist. Glaubt ihr wirklich, daß Folke Bengtsson sie umgebracht hat?«
»Vorläufig glauben wir gar nichts. Noch haben wir nicht mal mit Bengtsson gesprochen. Das einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, daß Sigbrit Märd seit dem 17. Oktober vermißt wird.«
»Ihr habt gerade die Abendzeitungen gelesen.«
»Ja, aber die müssen für ihre Vermutungen selber geradestehen«, stellte Kollberg fest. »Du scheinst jedenfalls bei einer anständigen Zeitung zu arbeiten.«
Und Martin Beck sagte: »Wir werden in Kürze eine Pressekonferenz abhalten. Im Augenblick ist das sinnlos, denn es gibt nichts zu sagen. Aber wenn du dich damit zufriedengibst, werde ich dich anrufen und dir Bescheid geben, wenn wir etwas Neues haben. Ist das okay?«
»Okay«, bestätigte Ake Boman.
Sie hatten beide das Gefühl, daß sie ihm etwas schuldig waren. Was oder wofür, wußten sie selber nicht.
Martin Beck mußte immer wieder an Bertil Mards Hände denken, und so fuhr er nach dem Mittagessen kurz entschlossen nach Trelleborg und bat per Telex Interpol in Paris um eine Auskunft über Märd.
Die meisten Leute, auch viele Polizeibeamte, sind der Ansicht, daß Interpol eine ziemlich unnütze Einrichtung ist, schwerfallig und bürokratisch und vor allem eine Fassade, hinter der sich nichts Brauchbares verbirgt.
Im Fall Bertil Märd wurden alle diese Vorurteile gründlich widerlegt Etwas Besseres hätte Martin Beck gar nicht einfallen können, als danach zu fragen, ob Märd überhaupt in irgendeinem Polizeiarchiv erfaßt war und, falls das zutraf, aus welchem Grunde.
Die Antwort kam bereits nach sechs Stunden und war ziemlich ausführlich.
Noch am gleichen Abend saßen sie in Nöjds Wohnung und besprachen nicht ohne eine gewisse Verwunderung das Dokument.
Dabei tranken sie Bier und aßen belegte Brote.
Oben bei Nöjd hatten sie immer noch die Chance, in Frieden gelassen zu werden, denn die Polizeiwache war wie üblich um diese Tageszeit geschlossen. Ein automatischer Anrufbeantworter verwies an die Polizei in Trelleborg, wo der Mann in der Telefonzentrale alle Hände voll zu tun hatte.
Im Gasthof wimmelte es von Journalisten.
Sicherheitshalber hatte Nöjd den Stecker seines privaten Telefons herausgezogen.
Sie studierten das Fernschreiben.
Die Polizei in Trinidad-Tobago teilte mit, daß Bertil Märd am 7. Februar 1965 festgenommen worden war, nachdem er einen brasilianischen Matrosen vom Maschinenpersonal eines Schiffes erschlagen hatte. Bereits am gleichen Tage war er einem Polizeigericht vorgeführt und wegen Störung der öffentlichen Ordnung verurteilt worden. Ein weiterer Anklagepunkt, der im Bericht Justifiable homicide genannt wurde, war in Trinidad-Tobago nicht strafbar. Die Geldstrafe für das Stören der öffentlieben Ordnung belief sich auf vier Pfund. Der Seemann hatte eine Frau angetastet, die sich in Märds Gesellschaft befand; man ging daher davon aus, daß er Märd provoziert und damit den Vorfall selbst verschuldet hatte. Märd hatte das Land schon am nächsten Tag verlassen.
»Fünfzig Eier«,
Weitere Kostenlose Bücher