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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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waren ein großes Aquarium und ein Fernseher.
    Von draußen hörte man die Motorgeräusche von Autos, die geparkt wurden, und bald danach ein allgemeines Murmeln.
    Bengtsson hatte sich in den neun Jahren nur wenig verändert. Wenn die Zeit im Gefängnis ihn gezeichnet hatte, so merkte man jedenfalls nichts davon.
    Martin Beck dachte an den Sommer 1964.
    Damals war Bengtsson achtunddreißig Jahre alt gewesen und hatte gesund, ruhig und stark gewirkt. Blaue Augen und leicht graue Haare. Ein großer, gutaussehender Mann, der einen freundlichen und gesitteten Eindruck machte.
    Jetzt war er also siebenundvierzig, und sein Haar war ein wenig grauer geworden.
    Das war beinahe der einzige Unterschied.
    Martin Beck fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Plötzlich stand ihm alles wieder überdeutlich vor Augen. Wie unerhört schwer es gewesen war, die aufrechte Haltung dieses Mannes zu durchbrechen, ihn dazu zu bringen, sich eine Blöße zu geben oder sich zu widersprechen oder gar etwas zuzugeben.
    »Also«, begann Nöjd, »ich bin es nicht, der mit dir reden will, aber ich nehme an, daß du weißt, worum es geht.«
    Folke Bengtsson nickte. Möglicherweise. Jedenfalls machte er eine leichte Bewegung mit dem Kopf.
    »Ich glaube, du kennst die Herren«, fuhr Nöjd fort »Ja«, bestätigte Bengtsson. »Ich erinnere mich sehr gut an den Ersten Kriminalassistenten Beck und an den Kriminalassistenten Kollberg. Guten Tag.«
    »Sie sind jetzt beide Kommissare. Aber das spielt wohl keine größere Rolle.«
    »Rein technisch bin ich nur stellvertretender Kommissar«, sagte Kollberg. »Der korrekte Titel ist Kriminalinspektor. Aber wie Herrgott schon sagt, ist das wirklich gleichgültig. Übrigens, wollen wir nicht du zueinander sagen?«
    »Meinetwegen«, antwortete Bengtsson. »Hier sind alle ziemlich unkonventionell. Selbst der Pastor wird von den Kindern geduzt.«
    »Das stimmt«, bestätigte Nöjd. »Hej, Kalle, rufen sie, wenn er in vollem Ornat daherkommt. Und er kennt alle Kinder mit Namen und antwortet stets. Hej, Jens! Zum Beispiel.«
    »Im Gefängnis war der Ton auch ziemlich formlos.«
    »Ist es dir unangenehm, von jener Zeit zu sprechen?« fragte Martin Beck.
    »Absolut nicht. Ich habe mich da wohl gefühlt. Eine geordnete und geregelte Lebensweise. In vielen Fällen besser als zu Hause. Nichts gegen die Gefängnisse. Das war ein gutes Leben. Ohne Komplikationen, sozusagen.«
    Kollberg setzte sich auf einen der Stühle, die um den runden Eßtisch standen, und schlug beide Hände vors Gesicht.
    Der Kerl ist verrückt, dachte er. Und: Jetzt beginnt wieder dieses verdammt schwierige Verhör.
    »Setzen wir uns doch«, sagte Bengtsson. Martin Beck setzte sich hin, Nöjd ebenfalls.
    Keiner von ihnen dachte daran, daß es nur drei Stühle gab.
    »Es handelt sich um Sigbrit Märd«, begann Martin Beck.
    »Aha.«
    »Sie… du kennst sie, nicht wahr?«
    »Natürlich. Sie wohnt nur ein paar hundert Meter von hier, auf der anderen Seite des Weges.«
    »Sie ist verschwunden.«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Das letzte Mal ist sie am 17. des vorigen Monats kurz nach ein Uhr gesehen worden. Das war ein Mittwoch.«
    »Ja. Genau das gleiche habe ich auch gehört.«
    »Sie war in Anderslöv auf der Post. Von dort hatte sie den Bus bis hier unten, wo der Weg abgeht, nehmen wollen.«
    »Das habe ich auch gehört.«
    »Es gibt Zeugen, die sagen, daß ihr auf der Post miteinander geredet habt.«
    »Das stimmt.«
    »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Sie wollte wissen, ob ich am Freitag Eier für sie hätte.«
    »Weiter?«
    »Ich sagte, daß sie sicher zehn Stück haben könnte.«
    »Ja?«
    »Das war die Menge, die sie haben wollte. Zehn Stück.«
    »Und was sagte sie weiter?«
    »Vielen Dank. Oder so was Ähnliches. Ich weiß nicht mehr genau, was sie sagte. Wirklich.«
    »Sigbrit Märd hatte an diesem Tag keinen Wagen.«
    »Das habe ich auch schon gehört.«
    »Nun frage ich: Wußtest du, daß sie ihr Auto nicht bei sich hatte? Ich meine, als ihr euch auf der Post getroffen habt?«
    Folke Bengtsson saß eine ganze Weile schweigend da. Schließlich sagte er: »Ja.«
    »Wie kommt es, daß du das wußtest?«
    »Wenn man so dicht beieinander wohnt wie wir hier, achtet man darauf, was die Nachbarn tun, ob man will oder nicht.«
    »Du warst mit deinem Laster in Anderslöv?«
    »Ja, den hatte ich auf dem Marktplatz geparkt.«
    »Da darf man eigentlich nicht parken«, mischte sich Nöjd ein und blickte Folke Bengtsson verschmitzt an. »Das wußte ich

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