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Der Polizistenmörder

Der Polizistenmörder

Titel: Der Polizistenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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nicht, ehrlich.«
    »Da steht aber ein Schild.«
    »Ich habe nicht darauf geachtet.«
    Nöjd zog eine alte silberne Taschenuhr aus dem Jackett und ließ den Deckel aufschnappen. »Gerade jetzt um diese Zeit hätte Sigbrit Märd an der Haltestelle stehen sollen. Wenn sie nicht von jemandem mitgenommen worden ist.«
    Folke Bengtsson blickte auf seine Armbanduhr. »Das müßte tatsächlich hinkommen. Außerdem stimmt es mit dem überein, was ich gehört habe.«
    Martin Beck sagte: »Und mit dem, was in den Zeitungen gestanden hat, oder nicht?«
    »Ich lese keine Zeitungen«, entgegnete Folke Bengtsson. »Nicht mal Lektyr oder Sportzeitungen?«
    » Lektyr hat sich sehr verändert. Ich finde, sie ist geschmacklos geworden. Sportzeitungen gibt es nicht mehr. Und Zeitschriften sind viel zu teuer.«
    »Als ihr euch da auf der Post getroffen habt und sie keinen Wragen hatte, war es da nicht natürlich, daß sie im Lastauto mitfuhr? Ihr hattet doch den gleichen Weg nach Hause?«
    Martin Beck stellte mit wachsender Gereiztheit fest, daß es ihm schwerfiel, Bengtsson mit du anzureden, und daß er daher seine Sätze etwas geschraubt formulierte.
    Auch diesmal ließ die Antwort auf sich warten.
    »Ja«, antwortete Bengtsson schließlich, »das sieht vielleicht so aus, aber so war es nicht.«
    »Fragte sie, ob sie mitfahren dürfte?«
    Bengtsson ließ sich mit der Antwort so viel Zeit, daß Martin Beck es für nötig hielt, die Frage zu wiederholen:
    »Fragte Sigbrit Märd, ob sie im Lastwagen mitfahren könnte?«
    »Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern.«
    »Ist es möglich, daß sie es getan hat?«
    »Ich weiß nicht. Das ist alles, was ich sagen kann.« Martin Beck blickte zu Nöjd, der die Augenbrauen hob und die Achseln zuckte.
    »War es vielleicht umgekehrt? Daß sie eingeladen wurde mitzufahren?«
    »Ganz bestimmt nicht«, widersprach Bengtsson sofort. Hier war er offensichtlich ganz sicher. »In diesem Punkt gibt es also keine Zweifel?«
    »Nein! Ich nehme niemals Anhalter mit. Wenn jemand in meinem Auto mitgefahren ist, dann immer nur, wenn derjenige direkt mit meiner Arbeit zu tun hat. Und das ist nur ganz wenige Male vorgekommen.«
    »Stimmt das?«
    »Ja, wirklich.«
    Martin Beck blickte wieder zu Nöjd hin, der eine neue Grimasse schnitt. Sein Repertoire verschiedener Gesichtsausdrücke war offenbar unbegrenzt; der Chef des Dienstbezirkes Anderslöv hätte sicher einen guten Pantomimen abgegeben. »Das ist also ausgeschlossen?«
    »Völlig«, wiederholte Bengtsson. »Absolut undenkbar.«
    »Warum sollte es nicht einmal denkbar sein?«
    »Das liegt an meiner Einstellung.«
    Martin Beck dachte einen Moment an Folke Bengtssons Einstellung. Darüber lohnte es sich wirklich nachzudenken. Aber jetzt war dazu nicht der rechte Zeitpunkt. Er fragte: »Wieso?«
    »Ich bin nun mal so, daß regelmäßige Gewohnheiten bei mir zum Lebensstil gehören. Alle meine Kunden können zum Beispiel bezeugen, daß ich sehr darauf achte, genau die Zeiten einzuhalten. Wenn ich mich aus irgendeinem Grund verspätet habe, bemühe und beeile ich mich, um aufzuholen und dann den Zeitplan wieder einhalten zu können.«
    Martin Beck blickte zu Nöjd, der bestätigend nickte. An Bengtssons Pünktlichkeit war offenbar nicht zu zweifeln.
    »Dinge, die den Rhythmus meines Lebens stören, irritieren mich. Ich muß gestehen, daß dieses Gespräch mich zum Beispiel sehr stört. Das ist natürlich nicht persönlich gemeint, nur daß eine ganze Menge von kleineren Dingen, die ich hätte tun sollen, liegenbleiben.«
    »Ich verstehe.«
    »Und wie gesagt, ich nehme niemals Anhalter mit. Besonders Frauen nicht.«
    Kollberg nahm die Hände vom Gesicht. »Warum?«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst?«
    »Warum hast du gesagt: Besonders Frauen nicht?«
    Bengtssons Gesicht veränderte sich, wurde ernst. Der Ausdruck seiner Augen war nicht länger gleichgültig. Aber was spiegelte er wider? Haß? Widerwillen? Begierde? Unnachgiebigkeit?
    Vielleicht Irrsinn.
    »Antworte!« befahl Kollberg.
    »Ich habe mit Frauen viele Unannehmlichkeiten gehabt.«
    »Das wissen wir. Aber deshalb kann man nicht einfach die Augen davor verschließen, daß mehr als die Hälfte aller Menschen Frauen sind.«
    »Es gibt mehrere Arten von Frauen. Fast alle, die ich getroffen habe, waren schlecht.«
    »Schlecht?«
    »Eben das. Ganz einfach schlechte Menschen. Ihrer Geschlechtsgenossinnen nicht würdig.«
    Kollberg blickte ergeben aus dem Fenster. Der Kerl war verrückt. Aber was war

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