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Der Portwein-Erbe

Titel: Der Portwein-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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er Sie, etwas später wiederzukommen.
     Sie müssen noch eine Lieferung nach Großbritannien abwickeln, dann würde er Ihnen zur Verfügung stehen, Ihnen alles zeigen,
     und selbstverständlich stehen Ihnen die Privaträume Ihres Onkels offen. Kommen Sie dem Mann entgegen«, empfahl Pereira beschwichtigend.
     »Es erleichtert die Zusammenarbeit. Sie sind auf ihn angewiesen. Natürlich spricht er Englisch. Allerdings scheint er mir
     nicht belastbar, sonst aber ist er wohl ganz verträglich. Das gestern muss ein Ausrutscher gewesen sein.«
    »Ich brauche ihn nicht, um mir das Haus anzuschauen«, sagte Nicolas barsch, der den Worten des Verwalters nicht traute. Gonçalves
     sollte das ruhig hören, er hatte ihm nicht ein einziges Mal in die Augen gesehen, und da Nicolas die Worte nicht verstand,
     achtete er genauer als jemals zuvor auf Zwischentöne, auf Mimik und Gesten. Er sah durch die Glasscheiben des Büros, wie die
     junge Sekretärin aus dem Nebenraum herüberschaute und ihn anlächelte, dann aber, als Gonçalves das bemerkte, seinem Blick
     auswich. Vielleicht tat Gonçalves nur so lange verbindlich, wie der Anwalt in der Nähe war.
    Nach einem kurzen Wortwechsel meinte Gonçalves, dass er Dona Firmina, die Frau des Hausmeisters, des caseiro, zum Lüften und
     Saubermachen noch einmal durch die Räume schicken wolle.
    »Die oberen Räume wurden lange nicht genutzt.« Pereira bedeutete Nicolas, darauf einzugehen. »Dann, meint er, wäre alles zu
     Ihrem Empfang bereit. Die Schlüssel haben Sie bereits, Senhor ’Ollmann. Fangen Sie damit was Vernünftiges |109| an. Wenn Sie blind wissen, zu welchem Schloss der jeweilige Schlüssel gehört, dann sind Sie hier zu Hause.«
    Nicolas sah sich um, ob der Hund hier nicht irgendwo herumstromerte, der gab ihm viel mehr dieses Gefühl.
     
    Als Nicolas später wieder auf Gonçalves traf, wirkte dieser ernst und angespannt. Er trug zur Feier des Tages einen Anzug,
     den er länger nicht getragen hatte. Nicolas meinte, dass er nach Mottenkugeln roch, und die Jacke ließ sich über dem Bauch
     nicht mehr schließen. Es wehte ein starker Wind, der Tag hatte bedeckt begonnen, und man erwarte laut Wetterbericht, so der
     Verwalter, im Laufe des Tages von Westen her einige Schauer. Das sei schlecht für die Blüte. Er rief die junge Sekretärin,
     eine anscheinend beherzte Frau, die ihn förmlich mit einem festen Händedruck begrüßte. Nicolas hatte ihr gegenüber ein gutes
     Gefühl, er würde sich in einigen Fragen lieber an sie wenden als an den Verwalter. Der führte ihn durch den Haupteingang in
     einen Flur, wo ihn Dona Firmina begrüßte. Sie war es gewesen, die sich entsetzt die Hand vor den Mund gehalten hatte. Von
     dem, was sie ihm sagte, wie sie da klein und resolut vor ihm stand, das Haar streng nach hinten gekämmt und zu einem Knoten
     zusammengebunden, verstand er kein Wort. Er nickte aber und lächelte, worauf sie die Augen niederschlug und in der Küche verschwand.
     Ihr Mann, Seu Roberto, war nicht anwesend.
    Nicolas folgte ihr in eine Küche, wie er sie bei den Großeltern seiner Schulfreunde gesehen hatte. Alles war alt, aber bestens
     gepflegt und sauber. Die Schränke sahen wie Antiquitäten aus, in den gemauerten und gekachelten Regalen stand blau-gelbes
     Keramikgeschirr, Töpfe und Pfannen hingen an den Wänden, und in der Ecke war eine offene Feuerstelle. Die Kacheln der Wände
     hatten vorher andere Wände geziert, eher die von Palästen. Die Tischplatten   |110| waren blank gescheuert. Ein Rest Asche im Kamin zeigte, dass er benutzt wurde. Das war eine Küche, in die Dona Firmina wahrscheinlich
     niemand anderen hereinließ. Und erst recht keine Frau wie Sylvia.
    Zu ebener Erde befand sich auch die Einliegerwohnung des Hausbesorgerehepaares, einen direkten Zugang zu den Büroräumen gab
     es von hier aus nicht. Gonçalves klopfte an eine Tür neben der Treppe zum Obergeschoss.
    »Das ist der private Keller von Seu Frederico, die Weine werden Ihnen gefallen«, sagte er mit einem Lächeln, und Nicolas meinte,
     Begeisterung für den Wein herauszuhören.
    Aber erst einmal ging es nach oben. Nach Südosten hin über dem Büro lag das Esszimmer, wo für Gäste des Hauses Verkostungen
     vorgenommen wurden. Durch eine Flügeltür gelangte man in den Salon, wodurch sich ein großer Raum für Festlichkeiten ergab.
     Vom Salon aus gelangte man in die Bibliothek.
    »Den Schlüssel dazu haben nur Sie«, meinte der Verwalter, und Nicolas enthielt sich weiterer

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