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Der Portwein-Erbe

Titel: Der Portwein-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Küche schickte, um das Wasser
     zu holen. So entschieden gingen |114| nur Ehefrauen mit ihren Männern um. Alle gemeinsam brachten Nicolas in den Salon und betteten ihn vorsichtig auf das Ledersofa,
     wo er benommen liegen blieb. Die Treppe ist eingebrochen, dachte er, was für ein beschissener Anfang. Erst der Rausschmiss,
     jetzt der Unfall.
    Der Verwalter erklärte, dass Doutor Veloso käme, ein erfahrener Arzt, er würde von Peso da Régua bis hierher mindestens eine
     halbe Stunde brauchen. Oder ob Nicolas wolle, dass man ihn mit der Feuerwehr ins Krankenhaus brächte?
    Das war ihm, obwohl er sich entsetzlich fühlte, bei Weitem zu viel Aufhebens. Vielleicht war der Arm nicht gebrochen, und
     ob man ihn röntgen lassen müsste, sollte der Arzt entscheiden.
    Doutor Veloso
, wie es ehrfürchtig hieß, mochte um die 60 sein, hatte eine hohe Stirn, die in eine Halbglatze überging, das kurz geschnittene
     Haar war nur an den Schläfen so grau wie der gestutzte Schnurrbart unter der langen schmalen Nase. Er war braun gebrannt,
     als käme er direkt vom Strand, der blaue Blazer und das weiße Hemd ließen einen Hang zu maritimen Sportarten vermuten, zum
     Segeln vermutlich. Das Überraschendste an ihm war der amerikanische Akzent – und der sich beim Sprechen auf und ab bewegende
     Adamsapfel. Er nahm die Sonnenbrille ab und setzte eine mit klaren Gläsern auf. Er beugte sich über Nicolas und leuchtete
     ihm mit einer kleinen Lampe in die Augen.
    »
Don’t worry
, machen Sie sich keine Sorgen«, sagte er mit einer angenehmen Stimme. »Es wird nur eine leichte Gehirnerschüttung sein. Sie
     haben eine Beule, noch nicht gemerkt? Sollten Sie kühlen. Dona Firmina,
por favor . . .
« Der Rest des Satzes kam auf Portugiesisch. Dann wandte sich der Arzt wieder an ihn. »Der Unterarm ist wahrscheinlich gebrochen,
     Sie sind draufgefallen, besser auf den Arm als auf den Kopf.« Er lachte gekünstelt. »Ich kann Sie, falls  |115| Sie es sich zutrauen, gleich mit ins Krankenhaus nehmen. Ich operiere dort und betreibe in Régua meine Praxis. Machen Sie
     sich keine Sorgen, in Ihrem Alter wachsen Knochen schnell wieder zusammen.« Dann überlegte der Arzt es sich anders. »Nein.
     Sie bleiben heute doch besser hier. Legen Sie sich hin. Gonçalves kann Sie dann morgen, falls es nicht besser geht, ins Krankenhaus
     fahren. Hier haben Sie Ruhe – Sie sind ja neuerdings der Herr im Hause, wie ich hörte. Ein wenig Glück haben Sie bei Ihrem
     Sturz gehabt, es hätte Sie dasselbe Schicksal ereilen können wie Ihren Herrn Onkel. Liegt das in der Familie?«
    Nicolas war nicht nach Spaßen zumute.
    »An jenem Tag hat man mich auch gerufen.« Dr. Veloso seufzte. »Ich bin noch nie zuvor diese Strecke mit einer derartigen Geschwindigkeit
     gefahren. Ich dachte, ich könnte ihn retten. Ein Hubschrauber war auch unterwegs, aber wir kamen alle zu spät.«
    Nicolas wollte sich aufrichten, sich für die Mühe um seinen Onkel bedanken, der Arzt winkte ab.
    »Werden Sie gesund, Gesundheit brauchen Sie für die Aufgabe, die vor Ihnen liegt. Gonçalves hat mich informiert, dass Sie
     die Quinta übernehmen. Viel Glück. Eine riesige Herausforderung. So wie ich Sie einschätze, werden Sie das überstehen. Weitblick
     und langen Atem brauchen Sie. Zuvor aber kurieren Sie sich aus. Man sorgt für Sie, und wir telefonieren morgen, okay?«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ Nicolas das Bandagieren des Arms über sich ergehen, erschöpft sank er danach zurück in
     die Kissen, die Dona Firmina ihm im Rücken zurechtklopfte.
    Der Verwalter stand zerknirscht am Fußende der Couch. »Es ist nicht meine Schuld. Senhor Frederico hat davon gesprochen, die
     Treppe erneuern zu lassen, aber er hat es hinausgeschoben, er wollte sparen«, murmelte er verzweifelt. »Nur er ging da runter.
     Die Feuchtigkeit muss das Holz |116| stärker angegriffen haben, als wir vermuteten. Sollen wir Ihr Gepäck aus dem Hotel holen? Wo wohnen Sie?«
    Die Stimme des Verwalters wurde leiser, bis sie ganz verschwand. Nicolas’ Herzschlag beruhigte sich, die Tabletten wirkten,
     seine Glieder wurden schwer, der Schmerz im Arm verging, aus dem Schwindel im Kopf wurde ein langsames Sinken in den Schlaf.
     In einem letzten Aufbäumen wehrte sich Nicolas dagegen. Er dachte an die Firmenunterlagen im Wagen, die musste nicht jeder
     sehen, er hatte so viel zu erledigen, er wollte noch dies und das und jenes ...
     
    Das Zufallen der Salontür weckte ihn. Er wollte sich wie üblich

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