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Der potemkinsche Hund: Roman (German Edition)

Der potemkinsche Hund: Roman (German Edition)

Titel: Der potemkinsche Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Simon
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selbst schlossen, konnte die Schuppen spüren, ein toter Fisch, ein getrockneter Fisch war er, aus dem Wasser gezogen. Immerhin war er zu Hause, und wenn er aufwachen würde, würde es hell sein, die Tapete im Zimmer würde im Licht glitzern und er würde sich Kaffee kochen, sein Nachtwerk auf der Veranda besehen, es für unwirklich halten können, so wie man manchmal, bei den grün aufgedruckten Pflanzen über dem Ziegelsteinmuster und den Blumentöpfen an der Wand, nicht sicher sein konnte, wo die Realität aufhörte und die Tapete begann. Flach würde der vergangene Tag werden, wie eine Fotografie, und an die Nacht würde er sich nicht erinnern müssen, weil er sie verschlafen konnte, verschlafen musste. Er wünschte sich einen Zustand, von dem er glaubte, dass er nur in einem Weltzeitalter gegeben war, als die Zeit für sich alleine geblieben war, sich in verfaultem Unterholz hatte verbergen können, hoffte, dass nichts mehr käme bis zur Sünde im Morgenrot. Welcher Mensch wagte sich auch bei heutigen Umständen hinaus? Das Gefühl, seinen Darm erleichtern zu müssen, hoffte Anatol weiter, würde mit dem muffigen Geruch der Wohnung wiederkehren und mit dem Kaffee am Morgen, er hatte, gerade in seiner Verwundung, Angst vor einem Kotstein, dachte daran, was ein Bekannter ihm erzählt hatte, von einer Freundin seiner Cousine, oder die Besitzerin von des Hundes Cousine – wer konnte derartige Verbindungen schon nachvollziehen? –, von einem bereits Mittdreißiger, der nicht fähig war, seinen Darm selbständig zu entleeren, weshalb seine Mutter, eine ausgebildete Krankenschwester, täglich tat, was man als »ausräumen« bezeichnen könnte. Anatol schüttelte sich unter der Decke. Morgen früh würde alles sein, wie er wünschte, nicht wie jetzt. Anatol war ein zu weit geschickter Brief. Er würde alle Türen und Fenster und alle Schrank- und Kommodentüren öffnen, wie man es in Häusern gebärender Frauen tat, damit es ihnen leichter falle.
    Er kratzte sich am Hals, es juckte und biss ihn, ein Hundefloh hatte sich wohl zu ihm verirrt, vom Menschenfloh wusste er, dass er bereits vom Aussterben bedroht sein sollte, kaum zu glauben. Nicht einmal unter der ihm vom Hund zugewiesenen Decke hatte er den Frieden, nach dem er lechzte. So zwang er seine Gedanken weiter weg, an den Moment des Tages, wo er zuallererst eine Art Erfolg hatte verspüren können, beinahe sein klägliches Scheitern in den einfachsten und natürlichsten Tätigkeiten des Menschen vergessen hatte. Als er am Privoz angelangt war. Immer noch war ihm speiübel, eine Übelkeit, die er aus der Kindheit kannte, als er auf- und absprang, um zu hören, wie der Kakao, den seine Mutter ihm gekocht hatte, im Magen schwappte. Doch hoffte er am Markt auf etwas Gegenwärtig-Vertrautes, nichts Vergangenes, er hoffte, seinen durch das Hühnerbein nicht gelösten Hunger stillen zu können, hoffte, dass dies seinem Bauch nichts Schlimmeres antun würde, als er schon verspürte. Er drängte sich vorbei an den Ständen mit der Bekleidung und den Putzschwämmen. Neben dem Hundefutter kopulierten zwei Katzen, eine von ihnen hatte zwei verschiedene Augenfarben, vielleicht war es jene, die er vor Jahren gewürgt hatte, um zu sehen, ob sie dadurch zwei verschiedene Augenfarben bekäme. Es war die Käsehalle, auf die er zusteuerte, Brinza, Topfen und Blinis, Honig, geräucherte Hühner – davon würde er Abstand nehmen – und Kuchen. Er würde von allem kosten. Niemand verlangte hier, dass man kaufte, ohne zu kosten, und er kostete, kostete von allem, und als er genug davon hatte, etwa dreißig verschiedene Käsesorten probiert zu haben, ging er nach draußen, ans anderen Ende der Halle, nicht dorthin, woher er gekommen war, sondern zu den Ständen mit dem Obst, mit den Walderdbeeren und den Äpfeln, und wanderte eine große Runde, bis er bei den koreanischen Frauen mit ihren scharfen Karotten und Bohnenschotensalaten ankam, schloss sein Mahl mit Trockenfrüchten und Nüssen. Sein Magen war voll, eine Sorge weniger, die ihn weniger quälte, und am Stand der Sonne bemerkte er, dass er den ganzen Tag gefressen hatte. Was waren denn die Leben kurz und die Nächte lang. Er war, Erbsen aus den Schoten lösend, nach Hause gewandert, weit war es nicht, ein kürzerer Weg als vom Zentrum zum Privoz, gut, dass unter dem fremden Hemd niemand sehen konnte, wie er die Wampe von sich streckte, gut hatte er gegessen, ohne bezahlen zu müssen. Zu Hause lägen gewiss noch ein paar Rubel,

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