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Der potemkinsche Hund: Roman (German Edition)

Der potemkinsche Hund: Roman (German Edition)

Titel: Der potemkinsche Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Simon
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gewusst, wie sie hieß, er hätte ihren Namen gerufen. Vom Fenster neben der Tür würde sie sehen können, dass er es war, sie würde öffnen, er musste nur weiterklopfen, bis das Licht anging, Čelobaka wartete unten an der Treppe. Anatol wollte nicht glauben, dass sie nicht zu Hause war, soweit er sich erinnern konnte, war sie keine Nacht lang weg gewesen, abends niemals unterwegs, er klopfte nun mit der Faust, weil die Fingerknöchel schon wehtaten und er fürchten musste, dass die trockene Haut über den Gelenken aufriss. Obwohl es ihm natürlich eigenartig schien, dass ein Kvas-Tank vor ihrer Tür stand, aber vielleicht war sie in dieses Gewerbe eingestiegen. Könnte er nur jemanden anrufen, er erinnerte sich daran, zuletzt sein Mobiltelefon verloren zu haben und dass es weniger schlimm gewesen war, da er noch eine Wohnung hatte. Er würde wieder in die Stadt zurückgehen müssen, es war dort besser auf der Straße zu nächtigen als hier in Moldavanka, wo die meisten Häuser Einschusslöcher zierten und die Gopniki die ganze Nacht warteten. »Gopnigrad für immer« stand in großen roten Lettern auf einer Wand der gegenüberliegenden Straßenseite. Auch wenn nichts davon wahr sein musste. Doch heute, so hoffte er, würde er doch wohl nicht überfallen werden, schließlich hatte er nicht einmal ein Streichholz zu geben. Er machte sich auf den Weg.

VIII
    Говорила о нем так, что даже чесался язык.
Не артист знаменитый, конечно, но очень похожий.
Молодой, холостой, в общем, с виду – хороший мужик.
Только как же, мужик, ведь – какой он хороший?
    Саша Башлачёв
    Die internationalen Bahnhöfe werden zu Kathedralen, dass man sich einreden könnte, nicht zu wissen, in welchem Land man sich befindet. Irina streckte den Hals, wandte den Kopf, sie musste nach rechts, sagte die Anzeigentafel, nur so kam sie weiter nach Uljanovsk. Noch eine Nacht und sie wäre da, noch eine Nacht im Zug. Wie Wiedergeburt würde es sein, Lenin wurde dort geboren, warum sollte nicht auch sie dort geboren werden? Der Albtraum der letzten Nacht streckte sich noch nach dem Tag, wie sich die Albträume immer schlimmer nach den Tagen streckten, gut, dachte sie, dass immerhin ihr Schatten leise blieb, als sie sich auf den Absätzen drehte, den groß gefliesten Boden betrachtend. Ein Knirschen war zu hören, der Schall wanderte ihren Körper hoch. Sie bückte sich nach ihrer Tasche, los, zum Bahnsteig.
    Die sowjetischen Züge sehen ja doch alle gleich aus, stellte sie fest, als sie ihren Waggon betrat. Diesmal würde sie nicht wieder den Fehler machen, auf der unteren Pritsche sitzen zu bleiben und zu warten, dass jemand an ihrer Schulter stürbe. Sie hatte wieder die obere und sie würde, sobald sie die Bettbezüge erhalten hatte, hinaufklettern. Sie hoffte auf eine ruhige Nacht, dass alles außer den Rädern des Zuges still bliebe. Die Passagiere ringsum begannen sofort, Vodka gegen Essen zu tauschen, die den Vodka mitgebracht hatten, waren noch nicht einmal zwanzig, und sie wünschte nichts mehr, als dass sie sich still betrinken würden und nicht besoffen herumlärmten. Eine weißhaarige Frau gab ihnen Pirožki mit Ei gefüllt, hinter sich, nach der Trennwand, konnte sie einen penetranten Geruch wahrnehmen. Räucherkäse und Versagen, dachte sie. Versuchte unauffällig an sich selbst zu riechen. Der Versagensgeruch war auf dieser Seite der Trennwand. Sie sehnte sich danach, sich zu waschen, aber sie hatte ihr Leben lang noch nie die Duschen an den Bahnhöfen betreten, sie wollte jetzt nicht damit beginnen. Wenn sie in Uljanovsk war und ein Hotel gefunden hatte, dann würde sie sich in die Badewanne legen. Das Mädchen, das neben ihr auf der Pritsche saß, blätterte in einem Brautmagazin. Sie sah aus, als wäre sie keine sechzehn. Sie knabberte an Mohngebäck. Ja, vielleicht würde es still sein. Sie dachte an einen Witz, den ihr Vater stets erzählt hatte, warum die Menschen schlafen wollten, wenn sie gegessen hatten. Weil die Haut spannt und sich deswegen die Augen schließen. Damit hatte er sie stets dazu gebracht, ins Bett zu gehen. Ihr Magen war nur mit Ungeduld gefüllt. Sie hatte keine Lust, zu essen. Sie erhielt ihren in Plastik verpackten Bettbezug, machte sich daran, die Pritsche vorzubereiten, kletterte nach oben. Sie hatte auch ihr Leben lang nie ein Brautmagazin gelesen. Es

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