Der potemkinsche Hund: Roman (German Edition)
bringen, nur den Laster.
»Fertig?« Dima schnippte die Zigarette hinunter. Jegor erschrak, zuckte ein wenig zusammen, hatte nicht erwartet, dass die Flammen so hochschnellen würden. Die Streichhölzchen hatten sie nicht benötigt. Schon nach wenigen Sekunden flachten die Flammen wieder ab, ergriffen aber nun auch den Rest des Lastwagens bis hinunter zu den Reifen, gerade als mit einem jämmerlichen Kreischen ein Tier aus den Ähren zu fliehen versuchte, aus voller Kehle schreiend, Jegor konnte gar nicht sagen, woher das Schreien kam. Es jaulte, heulte, immer schriller drang es Jegor an die Ohren, als wollte es nicht enden, winselte einmal weiter entfernt, einmal näher, einmal linker Hand, einmal rechter Hand, bis nur mehr ein winziges Wimmern unter der Brücke vernehmbar war. Dann folgte kurz Stille, die vom nächsten vorbeifahrenden Laster hinter ihnen unterbrochen wurde, den Jegor gleich verwünschte, er hatte gehofft, dass es still bleiben würde. Dann setzte wieder das Nts-nts-nts-Geräusch der Diskothek ein, der Wind drehte und schlug die Flammen unter ihnen in eine andere Richtung. Jegor konnte gar nicht zuordnen, was es gewesen war, vielleicht eine Katze oder ein Hund. »Ein Marder«, sagte Dima leise.
Jegor schraubte den leeren Kanister wieder zu. Sie brachen auf, noch bevor die Glut starb, bevor der Geruch nach geschmolzenen Autoreifen sich breitmachte. Schweigend gingen sie denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. Jegor warf den leeren Kanister über das Gitter und sprang auf die andere Seite, Dima mühte sich, das Gitter zu überwinden, und nun war er es, der Jegor hinterhereilte. Dima rauchte den ganzen Rückweg nicht, der Regen blieb aus.
VII
Гуляю. Я один гуляю.
Что дальше делать, я не знаю.
Нет дома. Никого нет дома.
Я лишний, словно куча лома.
Виктор Цой
Er würde gehen müssen, er hatte begriffen, dass er würde gehen müssen, ohnehin war seine Zufriedenheit nur eine halbe gewesen, er hatte, und wusste nicht, woher diese Kraft gekommen war, vielleicht hatte sie sich in der zu weiten Kleidung verborgen, das Verandafenster eingedrückt, das sich aus der Verfugung gelöst hatte und, laut im Dunkeln krachend, dass er die Splitter nicht schimmern sehen konnte, auf den Verandaboden gedonnert war. Ein Glück, dass er die zu große Kleidung nicht ausfüllte, sonst hätte er sich nicht hindurchzwängen können, durch die eisernen Verstrebungen, die vor dem Fenster strahlenförmig angebracht waren, weiß lackiert vor der braunen Veranda. Von innen hatte er Čelobaka die Tür geöffnet, der ohne zu zögern das Schlafzimmer aufgesucht hatte. Der Hund war ihm tatsächlich am Privoz wiederbegegnet, doch hier hatte Anatol einen großen Vorteil bei der Nahrungssuche: Immerhin halbwegs menschlich sah er aus und gab vor, vielleicht kaufen zu wollen, was er an den Marktständen kostete. Diesmal konnte er mit dem Hund teilen. Auch Anatol sehnte sich nach Schlaf, nicht weil er müde gewesen wäre, die Müdigkeit vermisste er, aber weil er die schwere Ruhe des Schlafes über sich gezogen hätte wie die Bettdecke, sich unter dem Schlaf vor der Welt oder eher dieser Stadt, wie sie ihn gerade von sich stieß, verbergen wollte, erst wieder aufwachen wollte, wenn er eine Ordnung vorfände, auf die er sich verlassen konnte. Auf dem Diwan auf der Veranda würde er nicht schlafen können, Fensterglasstücke und die Nachtkälte, die durch seinen Einbruch entstanden waren, ließen ihn wieder dem Hund folgen, doch der Hund hatte entschieden, du, Anatol, schläfst auf dem Teppich, das Bett gehört mir, und Anatol ließ Čelobaka gewähren, auch als Belohnung dafür, dass er von ihm »gerettet worden war«. Er betrachtete den Hund, wie er schlief, als könnte er kein Wässerchen trüben, obwohl er vermutlich mit dem Schmutz in seinem Fell das ganze Schwarze Meer weiter hätte schwärzen können, wäre er hineingesprungen. Den Überwurf des Bettes ließ er ihm noch, und Anatol mühte sich zu Boden, der Teppich zog an seinem Körper, als verfügte er über eine magnetische Kraft, die Anatols Körper an ihn presste, und ließ den Überwurf des Bettes über den Körper rutschen, über das Gesicht gleiten, um auch das Dunkel um sich herum nicht mehr sehen zu müssen. »Eine wunderbare Nacht, um im Boden zu schlafen«, murmelte er, »am Boden«, korrigierte er sich. Er fuhr mit den Fingerkuppen über die Augenlider, die sich so mühsam von
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