Der Präsident
nie bei ihr abgeliefert.
Als man die Leiche auf einer abgelegenen Seitenstraße gefunden hatte, die rund um einen zwanzig Hektar großen Teich verlief, war Wanda bereits seit zwei Stunden tot gewesen. Der Teich lag nur etwa acht Meilen vom Anwesen der Sullivans entfernt, gleich hinter der Bezirksgrenze.
Das einzig greifbare Beweisstück neben den Tabletten steckte in einem Plastikbeutel, den Frank zurück zum Hauptquartier mitnehmen wollte, sobald er von der Staatsanwaltschaft seines Nachbarbezirkes die Zustimmung hatte. Die Nachricht stand auf einem Stück Papier geschrieben, das von einem Spiralblock abgerissen worden war. Es war die Handschrift einer Frau, geschwungen und geschnörkelt. Wandas letzte Worte waren ein verzweifeltes Flehen um Vergebung. Ein Schuldbekenntnis in fünf Worten.
Es tut mir so leid.
Frank fuhr durch das rasch verwelkende Laub auf dem Feldweg entlang des nebeligen Sumpfes vorbei. Er hatte die Sache königlich vermasselt. Aber nie im Leben hätte er diese Frau für eine Selbstmordkandidatin gehalten. Ihre Lebensgeschichte wies Wanda Broome als Überlebenstyp aus. Unwillkürlich empfand Frank Mitleid für die Frau, war jedoch gleichzeitig wütend über ihre Dummheit. Er hätte für sie etwas aushandeln können, Bedingungen, bei denen jeder Ganove mit der Zunge geschnalzt hätte. Dann wurde ihm bewusst, dass ihn sein Instinkt in einer Hinsicht nicht getäuscht hatte. Wanda Broome war eine durch und durch loyale Person gewesen. Sie war loyal gegenüber Christine Sullivan gewesen und konnte nicht mit der Schuld leben, dass sie, wenngleich unbeabsichtigt, zu ihrem Tod beigetragen hatte. Eine verständliche, zugleich jedoch bedauerliche Reaktion. Doch mit ihrem Tod war auch Franks aussichtsreichste und vermutlich einzige Möglichkeit gestorben, den dicken Fisch an die Angel zu bekommen.
Die Erinnerung an Wanda Broome verblasste ins Unterbewusstsein, als er sich darauf konzentrierte, wie er den Mann vor Gericht bringen konnte, der nunmehr den Tod von zwei Frauen auf dem Gewissen hatte.
»Verdammt, Tarr, hatten wir heute ausgemacht?« Jack starrte seinen Klienten am Empfang von Patton, Shaw & Lord an. Der Mann wirkte hier ebenso fehl am Platze wie ein Müllhaldenköter auf einer Hundeausstellung.
»Zehn Uhr dreißig. Jetzt ist es elf Uhr fünfzehn, heißt das, ich bekomme fünfundvierzig Minuten gratis? Übrigens, du siehst aus wie hingespuckt.«
Jack schaute auf den zerknitterten Anzug hinunter und fuhr mit der Hand durch das ungekämmte Haar. Seine innere Uhr schlug immer noch nach ukrainischer Zeit, und die schlaflose Nacht fügte seinem Aussehen das ihre hinzu.
»Glaub mir, ich sehe besser aus, als ich mich fühle.«
Die beiden Männer schüttelten einander die Hände. Tarr hatte sich für das Treffen herausgeputzt, was bedeutete, dass in den Jeans keine Löcher klafften und er Socken in den Tennisschuhen trug. Das Cordjackett war ein Relikt aus den frühen Siebzigern, den Kopf zierte das übliche Gewirr von Locken und Strähnen.
»Hey, wir können das auch ein andermal machen, Jack. Ich habe Verständnis für durchfeierte Nächte.«
»Nicht, wo du dich so rausgeputzt hast. Komm mit nach hinten. Ich brauche nur etwas zu futtern. Essen wir zusammen zu Mittag. Ich setze dir die Restaurantrechnung auch nicht auf die Honorarnote.«
Als die beiden Männer den Gang hinunter verschwanden, atmete Lucinda, die sich wie üblich sittsam und züchtig in das Bild der Firma fügte, erleichtert auf. Mehr als nur ein Teilhaber von PS&L war durch ihr Reich geschlendert und hatte dabei einen entsetzten Blick auf Tarr Crimson geworfen. Diese Woche würde es wieder Memoranden hageln.
»Tut mir leid, Tarr, in letzter Zeit koche ich an etwa zwölf Herden gleichzeitig.« Jack warf den Mantel über einen Stuhl und ließ sich schwer in den Sessel fallen, hinter einem fünfzehn Zentimeter hohen Stapel rosaroter Mitteilungen, der sich auf dem Schreibtisch türmte.
»Ich habe gehört, du warst außer Landes. Hoffentlich hattest du auch ein wenig Spaß dabei.«
»Kaum. Wie läuft das Geschäft?«
»Blendend. Möglicherweise kannst du mich schon bald als ordentlichen Klienten bezeichnen. Dann würden sich deine Partner um einiges besser fühlen, wenn sie mich in der Empfangshalle sitzen sehen.«
»Scheiß auf sie, Tarr. Du bezahlst deine Rechnungen.«
»Besser ein großer Klient, der einige Rechnungen löhnt, als ein kleiner, der sie alle bezahlt.«
Jack lächelte. »Du hast uns durchschaut,
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