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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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über den Weg läuft, ist, dass dein Vater dir weh getan hat. Jede Verurteilung ist ein weiterer Pfeil in das Herz deines alten Herrn.«
    Ihre Hand schnellte auf sein Gesicht zu. Er fing sie ab, hielt sie fest. »Dein ganzes Leben ist ein einziger Rachefeldzug gegen deinen Vater. Für all das Unrecht. Für all den Schmerz. Dafür, dass er niemals für dich da war.« Er presste ihre Hand zusammen, bis Kate hörbar nach Luft schnappte. »Ist dir eigentlich je der Gedanke gekommen, dass du vielleicht nie für ihn da warst?«
    Er ließ die Hand los. Sie stand da und starrte ihn mit einem Blick an, den er nie zuvor an ihr gesehen hatte.
    »Verstehst du es denn nicht? Luther liebt dich so sehr, dass er nie versucht hat, mit dir Kontakt aufzunehmen, ein Teil deines Lebens zu werden; weil er wusste, dass du es so wolltest. Du bist sein einziges Kind und lebst nur ein paar Meilen von ihm entfernt, aber er ist völlig von deinem Leben abgeschnitten. Hast du dir je überlegt, wie er sich fühlen muss? Oder hat das dein Hass nicht zugelassen?«
    Sie antwortete nicht.
    »Hast du dich nie gefragt, warum ihn deine Mutter geliebt hat? Ist dein Bild von Luther so verzerrt, dass du nicht erkennen kannst, weshalb sie ihn liebte?«
    Jack packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Lässt dein verfluchter Hass jemals Mitgefühl zu? Lässt er dich jemals lieben, Kate?«
    Er stieß sie weg. Kate stolperte rückwärts, doch ihre Augen hafteten an seinem Gesicht.
    Einen Augenblick zögerte er. »Die Wahrheit ist, du verdienst ihn nicht.« Abermals zögerte er, dann entschloss er sich, ihr den Rest zu geben. »Du verdienst nicht, geliebt zu werden.«
    Grimmig fletschte sie die Zähne; ihr Gesicht verwandelte sich in eine Fratze der Wut. Kreischend stürzte sie sich auf ihn, hämmerte mit den Fäusten gegen seine Brust, schlug ihn ins Gesicht. Die Tränen rollten über ihre Wangen; Jack spürte keinen ihrer Hiebe.
    Der Anfall brach so jäh ab, wie er begonnen hatte. Bleiern hingen ihre Arme an seinem Mantel, klammerten sich daran fest. Dann fing sie an zu keuchen und sank zu Boden. Tränen strömten aus ihren Augen, das Schluchzen hallte in dem winzigen Raum wider.
    Mühelos hob er sie hoch und legte sie sanft auf die Couch.
    Neben ihr kniend ließ er sie ausweinen; sie brauchte lange dafür. Immer wieder verkrampfte und entspannte sie sich, bis Jack schließlich selbst schwach wurde. Seine Hände fühlten sich kalt und feucht an. Endlich legte er die Arme um sie und lehnte sich mit der Brust an ihre Seite. Ihre schlanken Finger gruben sich krampfhaft in den Mantel, während beide Körper scheinbar eine Ewigkeit gemeinsam zitterten.
    Als es vorüber war, richtete sie sich langsam auf. Ihr Gesicht war rot gefleckt.
    Jack wich von ihr zurück.
    Sie sah ihm nicht in die Augen. »Raus hier, Jack.«
    »Kate –«
    »Raus!« Obwohl sie brüllte, klang ihre Stimme zerbrechlich und schwach. Sie vergrub das Gesicht in den Händen.
    Er drehte sich um und ging zur Tür hinaus. Als er die Straße entlangmarschierte, schaute er zurück zum Haus. Ihre Silhouette zeichnete sich im Fenster ab. Zu ihm herunter blickte sie nicht. Er war nicht sicher, wohin sie starrte; vermutlich wusste sie es selbst nicht. Während er sie weiter beobachtete, trat sie vom Fenster weg. Kurz darauf ging das Licht in ihrem Apartment aus.
    Jack wischte sich die Augen, drehte sich um und lief weiter die Straße entlang. Nach einem der längsten Tage, an die er sich erinnern konnte, war er endlich auf dem Weg nach Hause.
    »Verdammt! Wie lange?« Seth Frank stand neben dem Wagen. Es war noch nicht ganz acht Uhr morgens.
    Der junge Streifenpolizist des County Fairfax wusste nicht um die Bedeutung des Ereignisses und war erschrocken über den Wutausbruch des Kommissars.
    »Wir haben sie vor etwa einer Stunde gefunden. Ein Jogger hat den Wagen entdeckt und uns angerufen.«
    Frank stapfte um das Auto herum und spähte von der Beifahrerseite aus hinein. Der Gesichtsausdruck war friedlich, ganz anders als bei der letzten Leiche, die er gesehen hatte. Das lange, offene Haar strömte an den Seiten des Sitzes hinunter und ergoss sich über den Boden. Wanda Broome sah aus, als schliefe sie.
    Drei Stunden später war die Tatortuntersuchung abgeschlossen. Man hatte vier Pillen auf dem Wagensitz gefunden. Die Autopsie sollte bestätigen, dass Wanda Broome an einer massiven Überdosis Digitalis gestorben war. Die Tabletten hatte sie mit einem Rezept für ihre Mutter bekommen, offenbar aber

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