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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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noch mal! Es war durchaus möglich. Wenn ihr Vater die Frau getötet hatte, würde er Angst haben; er wäre entsetzt, es hätte ihm auf den Magen geschlagen.
    Trotz all des Kummers war ihr die Freundlichkeit ihres Vaters am deutlichsten im Gedächtnis geblieben. Wie seine großen Hände die ihren umschlossen hatten. Gegenüber den meisten Menschen war Luther von einer geradezu rigorosen Schweigsamkeit gewesen. Doch mit ihr hatte er sich unterhalten. Mit ihr, nicht von oben herab, auch nicht von unten hinauf, wie das die meisten Erwachsenen tun. Er hatte mit ihr über Dinge gesprochen, die ein kleines Mädchen interessierten. Über Blumen, Vögel, und wie der Himmel plötzlich die Farbe änderte. Außerdem über Kleider, Haarreifen und Wackelzähne, mit denen sie ständig zu kämpfen hatte. Das waren kurze, aber herzliche Augenblicke gewesen, Augenblicke zwischen Vater und Tochter, die urplötzlich durch seine Verhaftung, seine Gefängnisstrafe abgeschnitten wurden. In den folgenden Jahren gab es nur noch wenige Gelegenheiten, mit ihm zu reden. Und als er endlich wieder frei war, hatte längst die Beschäftigung des Mannes mit der freundlichen Maske und den großen, sanften Händen, ihr Leben, ihr Bild von Luther Whitney zu prägen begonnen.
    Wie konnte sie behaupten, dieser Mann könnte nicht töten?
    Frank beobachtete die heftig blinzelnden Augen. Sie wurde weich. Er fühlte es.
    Der Fahnder griff nach dem Löffel und schaufelte mehr Zucker in den Kaffee. »Sie meinen also, es wäre unvorstellbar, dass Ihr Vater diese Frau getötet hat? Haben Sie nicht gesagt, Sie beide hätten in letzter Zeit keinen Kontakt miteinander gehabt?«
    Kate wurde aus ihren Gedanken gerissen. »Dass es unvorstellbar ist, habe ich nicht gesagt. Ich meine nur ...« Sie verhaspelte sich. Hunderte von Zeugen hatte sie bereits verhört, doch sie konnte sich an keinen erinnern, der so stümperhaft aufgetreten war wie sie im Augenblick.
    Hektisch kramte sie in ihrer Tasche nach der Packung Benson & Hedges. Der Anblick der Zigaretten ließ Frank nach seinem Kaugummi greifen.
    Sie blies den Rauch von ihm weg und betrachtete den Kaugummi. »Versuchen Sie auch gerade aufzuhören?« Ein Anflug von Belustigung huschte über ihr Gesicht.
    »Ja, allerdings erfolglos. Was wollten Sie gerade sagen?«
    Sie nahm einen weiteren Zug und versuchte angestrengt, die Nerven im Zaum zu halten. »Wie ich schon sagte, ich habe meinen Vater seit Jahren nicht mehr gesehen. Wir stehen uns nicht sehr nahe. Möglich, dass er die Frau umgebracht hat. Alles ist möglich. Aber das zählt nicht vor Gericht. Vor Gericht zählen immer nur Fakten.«
    »Und wir versuchen, einen Fall gegen ihn aufzubauen.«
    »Haben Sie irgendwelche handfesten Beweise, die ihn mit dem Tatort in Verbindung bringen? Fingerabdrücke? Zeugen? Irgendetwas in der Art?«
    Frank zögerte, dann entschloss er sich zu antworten. »Nein.«
    »Haben Sie irgendetwas von der Beute aufgespürt?«
    »Bislang ist nichts aufgetaucht.«
    »Und die Ballistik?«
    »Negativ. Ein unbrauchbares Projektil und keine Waffe.«
    Kate lehnte sich im Sessel zurück. Nun, da sich die Unterhaltung in eine rechtliche Analyse des Falles wandelte, fühlte sie sich wesentlich wohler.
    »Mehr haben Sie nicht?« Sie bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.
    Abermals zögerte er, dann zuckte er die Schultern. »Das ist alles.«
    »Das ist nichts, Lieutenant. Gar nichts!«
    »Ich habe meine Instinkte, und die sagen mir, dass Luther Whitney in jener Nacht im Haus und im Schlafzimmer war. Und ich will wissen, wo er jetzt ist.«
    »Da kann ich Ihnen nicht helfen. Das habe ich gestern Nacht schon Ihrem Kumpel gesagt.«
    »Aber Sie waren in seinem Haus. Warum?«
    Kate zuckte die Schultern. Sie war fest entschlossen, die Unterhaltung mit Jack nicht zu erwähnen. Hielt sie Beweismaterial zurück? Vielleicht.
    »Ich weiß es nicht.« Das entsprach, zumindest teilweise, der Wahrheit.
    »Kate, Sie machen mir den Eindruck eines Menschen, der niemals etwas grundlos tut.«
    Jacks Gesicht tauchte vor ihr auf. Wütend schob sie es beiseite. »Sie wären überrascht, Lieutenant.«
    Demonstrativ schloss Frank das Notizbuch und beugte sich vor.
    »Ich brauche unbedingt Ihre Hilfe.«
    »Wozu?«
    »Was ich Ihnen jetzt sage, steht nicht im Protokoll, ist inoffiziell, wie Sie es auch nennen wollen. Ich bin mehr an Ergebnissen als an juristischen Spitzfindigkeiten interessiert.«
    »Merkwürdig, dass Sie so etwas ausgerechnet einem Staatsanwalt

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