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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Besonderes eingeplant, also könnten wir sofort kommen, wenn das in Ordnung geht?«
    »Super!«
    Erica fühlte, wie ihr Enthusiasmus angesichts einer Unterbrechung des gewohnten Trotts zurückkehrte. Sie erläuterte ihnen rasch, wie sie zu fahren hatten, und beeilte sich, Kaffee aufzusetzen. Als es an der Tür klingelte, fiel ihr ein, daß sie vergessen hatte zu fragen, wie die Besucher hießen. Nun ja, sie mußten eben mit der gegenseitigen Vorstellung anfangen.
    Drei Stunden später war Erica dem Heulen nahe. Sie zwinkerte mit den Augen und aktivierte ihre letzten Reserven bei dem Versuch, interessiert auszusehen.
    »Einige der spannendsten Aspekte meiner Arbeit bestehen darin, dem Fluß der CDRs zu folgen. Wie ich schon erklärt habe, steht dieses CDR für >Call Data Record<, also die Werte, welche die Information enthalten, wie lange eine Person telefoniert, wo sie anruft und so weiter. Wenn man dann die CDRs zusammenträgt, hat man eine ganz phantastische Informationsquelle über das Verhaltensmuster unserer Kunden .«
    Ihr war, als hätte er schon eine Ewigkeit geredet. Der Kerl hörte einfach nicht auf! Jörgen Berntsson war so öde, daß es ihr die Tränen in die Augen trieb, und seine Frau stand ihm in nichts nach. Nicht, weil sie dieselbe Art langer, total uninteressanter Vorträge wie ihr Mann hielt, sondern weil sie seit ihrer Ankunft nicht mehr als ihren Namen gesagt hatte.
    Als Erica Patriks Schritte auf der Treppe vor dem Haus hörte, fuhr sie dankbar vom Sofa auf, um ihn in Empfang zu nehmen.
    »Wir haben Besuch«, zischte sie leise.
    »Wen denn?« flüsterte er zurück.
    »Einen Jugendfreund von dir. Jörgen Berntsson. Mit Frau.«
    »O nein, sag, daß du scherzt.« Ein Stöhnen entschlüpfte ihm. »Leider nicht.«
    »Verdammt, wie sind die denn hier gelandet?«
    Erica schlug schuldbewußt die Augen nieder. »Ich habe sie eingeladen. Als Überraschung für dich.«
    »Du hast was gemacht?« Seine Stimme klang etwas lauter, als er vorgehabt hatte, und er fragte flüsternd: »Warum hast du sie herkommen lassen?«
    Erica hob ratlos die Arme. »Ich hatte solch entsetzliche Langeweile, und er hat gesagt, daß er ein alter Freund aus deiner Kindheit ist, also habe ich gedacht, du freust dich!«
    »Hast du eine Ahnung, wie oft ich als Kind mit dem Kerl zusammengepfercht worden bin? Und er war damals kein bißchen lustiger als heute.«
    Sie sahen ein, daß sie sich verdächtig lange in der Diele aufgehalten hatten, und holten gleichzeitig tief Luft, um Kräfte zu sammeln.
    »Ja, also, hallo! Was für eine Überraschung!«
    Erica war beeindruckt von Patriks Schauspieltalent. Sie selbst lächelte nur matt, als sie sich bei Jörgen und Madeleine niederließen.
    Eine Stunde später war sie bereit, Harakiri zu begehen. Patrik hatte noch Kraftreserven, und es gelang ihm, weiter relativ interessiert auszusehen.
    »Seid ihr auf der Durchreise?«
    »Ja, wir hatten vor, die Küste hochzufahren. Wir waren zu Besuch bei einer alten Klassenkameradin von Madeleine in Smögen und bei einem Lehrgangskollegen von mir in Lysekil. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Urlaub machen und zugleich alte Bekanntschaften erneuern!«
    Jörgen Berntsson klopfte ein imaginäres Staubkörnchen von der Hose und wechselte einen Blick mit seiner Frau, bevor er sich wieder Patrik und Erica zuwandte. Er brauchte eigentlich nicht erst den Mund aufzumachen. Sie wußten, was kommen würde.
    »Ja, jetzt, wo wir gesehen haben, wie nett ihr hier wohnt - und so geräumig«, er blickte sich anerkennend im Wohnzimmer um, »da wollten wir fragen, ob es vielleicht eine Möglichkeit gibt, ein, zwei Nächte hierzubleiben? Die meisten Pensionen sind ja voll ausgebucht.«
    Sie schauten Patrik und Erica erwartungsvoll an. Für Erica war keine Telepathie vonnöten, um die Rachegedanken spüren zu können, die Patrik in ihre Richtung aussandte. Aber die Gastfreundschaft war wie ein Naturgesetz. Es gab keine Möglichkeit, ihm zu entkommen.
    »Sicher könnt ihr hier übernachten, wenn ihr das wollt. Wir haben ein Gästezimmer, wo ihr wohnen könnt.«
    »Wunderbar! Mann, wieviel Spaß wir haben werden! Wo war ich übrigens stehengeblieben? Ja, wenn wir genügend CDR-Material zusammenbekommen haben, um statistische Analysen auf dieser Grundlage vorzunehmen, dann .«
    Der Abend verschwand wie im Nebel. Sie lernten jedoch mehr über die Technik des Fernmeldeverkehrs, als sie hoffen konnten, je wieder zu vergessen.
     
    Niemand nahm ab. Nur die Mobilbox schaltete sich ein:

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