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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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zwei größere Zelte geklemmt und sah neben diesen noch winziger aus. Im Zelt rechts von ihr betrieb eine Familie irgendwelche lärmenden Spiele, und auf der linken Seite saß ein Muskelprotz um die Fünfundzwanzig und trank unter seinem Vorzelt Bier. Alle schauten Martin neugierig an, als er sich Lieses Zelt näherte.
    Anzuklopfen war keine Alternative, und deshalb rief er leise ihren Namen. Dem Geräusch eines Reißverschlusses, der aufgezogen wurde, folgte ihr blonder Schopf in der Öffnung.
    Zwei Stunden später fuhren sie wieder ab, ohne etwas Neues in Erfahrung gebracht zu haben. Liese hatte nicht mehr zu sagen gewußt als das, was sie Patrik schon auf dem Revier erzählt hatte, und keiner der anderen Camper hatte in bezug auf Tanja und Liese etwas bemerkt, das es wert war, festgehalten zu werden.
    Aber irgend etwas, das Martin gesehen hatte, rumorte in seinem Hinterkopf. Fieberhaft ließ er die optischen Eindrücke vom Besuch auf dem Campingplatz Revue passieren, blieb aber ratlos. Er hatte etwas gesehen, das er hätte registrieren müssen. Irritiert trommelte er mit den Fingern auf dem Lenkrad herum, doch er kam partout nicht darauf. Während der Heimfahrt sprachen sie kein einziges Wort.
     
    Patrik hoffte, daß er wie Albert Thernblad werden würde, wenn er einmal alt war. Nicht so einsam natürlich, aber so fein. Albert hatte sich nach dem Tod seiner Frau nicht verkommen lassen, was mit so vielen älteren Männern passierte, wenn sie allein zurückblieben. Er war gut angezogen, mit Hemd und Weste, und sein weißes Haar und der Bart waren sorgfältig frisiert. Trotz seiner Schwierigkeiten beim Gehen bewegte er sich würdig und mit erhobenem Kopf, und nach dem wenigen zu urteilen, was Patrik vom Haus gesehen hatte, schien er alles sauber und ordentlich zu halten. Die Art, wie er die Nachricht aufgenommen hatte, daß seine ermordete Tochter gefunden worden war, hatte Patrik ebenfalls imponiert. Es schien, als hätte er Frieden mit seinem Schicksal geschlossen und führte sein Leben so gut wie möglich.
    Die Bilder von Mona, die ihm Albert gezeigt hatte, hatten Patrik tief berührt. Wie so viele Male zuvor hatte er begriffen, daß man es sich viel zu leicht machte, die Opfer von Verbrechen, mit denen er es zu tun hatte, zu einer Zahl in der Statistik werden zu lassen oder sie mit dem Etikett »Kläger« oder »Opfer« zu belegen. Es wurde nie ein Unterschied gemacht, ob nun jemand einem Raubüberfall ausgesetzt worden war oder ob es sich, wie in diesem Fall, um ein Mordopfer handelte. Albert hatte recht damit getan, ihm die Fotos zu zeigen. Jetzt hatte er Monas Weg von der Entbindungsklinik bis zum drallen Kleinkind, vom Schulmädchen bis zur Oberschülerin folgen können und gesehen, was für ein gesundes und fröhliches Mädchen sie bis zu ihrem Verschwinden gewesen war.
    Aber es gab ein weiteres Mädchen, über das er mehr in Erfahrung bringen mußte. Außerdem kannte er die Gegend gut genug, um zu wissen, daß die Gerüchte bereits Flügel bekommen hatten und sich mit der Geschwindigkeit eines Blitzes durch den Ort bewegten. Es war das beste, ihnen zuvorzukommen und mit Siv Lantins Mutter zu sprechen, obwohl ihnen Sivs Identität noch nicht bestätigt worden war. Sicherheitshalber hatte er auch ihre Adresse herausgesucht, bevor er das Revier verlassen hatte. Es war etwas schwieriger gewesen, sie zu lokalisieren, da Gun nicht mehr Lantin hieß, sondern wieder geheiratet oder überhaupt erst geheiratet haben mußte, eins von beidem jedenfalls. Nach ein bißchen Detektivarbeit hatte er herausgefunden, daß sie heute Struwer hieß und daß es in Fjällbackas Norra Hamngatan eine Sommerwohnung gab, die auf Gun und Lars Struwer eingetragen war. Der Name Struwer kam ihm bekannt vor, aber er konnte ihn nicht richtig unterbringen.
    Er hatte Glück und fand einen Parkplatz unterhalb von Badrestaurangen und ging die letzten hundert Meter zu Fuß. Im Sommer war Norra Hamngatan eine Einbahnstraße, aber auf dem kurzen Stück, das er entlanglief, begegneten ihm gleich drei Idioten, die offenbar keine Verkehrsschilder lesen konnten und ihn zwangen, sich gegen eine Hauswand zu pressen, als sie sich ihrerseits an dem entgegenkommenden Verkehr vorbeiquetschen wollten. Das Gelände, in dem sie wohnten, war offenbar auch so vertrackt, daß sie gezwungen waren, einen großen Jeep zu fahren. Dieser Autotyp war bei den Sommergästen über die Maßen populär, und er vermutete, daß es die Stockholmer Gegend war, die in den

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