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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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und an andere Dinge zu denken.«
    Sie nickte. »Ich verspreche, nicht mehr zu fragen. Noch eine Zimtschnecke?«
    Dazu sagte er nicht nein, und nach ein paar Stunden Sonnenbad und Lektüre auf der Insel war es an der Zeit, nach Hause zurückzukehren, um alles für die Ankunft der Gäste vorzubereiten. In letzter Minute hatten sie beschlossen, auch Patriks Vater mit Frau einzuladen, so daß sie neben den Kindern acht Erwachsene waren, die begrillt werden mußten.
     
    Gabriel packte stets Rastlosigkeit, wenn das Wochenende kam und von ihm erwartet wurde, daß er sich entspannen und die Arbeit ruhen lassen sollte. Das Problem war, daß er nicht wußte, was er ohne Arbeit mit seiner Zeit anfangen sollte. Die Arbeit war sein Leben. Er hatte keine Hobbys, kein Interesse daran, mit seiner Frau zusammen zu sein, und die Kinder waren aus dem Haus, selbst wenn sich Lindas Status vielleicht diskutieren ließe. Also zog er sich meist in sein Büro zurück und steckte die Nase in die Buchführung. Wenn er sich auf irgend etwas im Leben verstand, dann waren es Zahlen. Im Unterschied zu den Menschen mit ihrer Gefühlsduselei und Irrationalität folgten die Zahlen festen Regeln. Er konnte sich immer auf sie verlassen und fühlte sich ruhig und sicher in ihrer Welt. Man mußte kein Genie sein, um zu begreifen, woher sein Wunsch nach Ordnung rührte, Gabriel hatte ihn selbst seit langem der eigenen chaotischen Kindheit zugeschrieben, aber er sah keinen Grund, sich damit irgendwie zu befassen. Die Sache funktionierte und hatte ihm gute Dienste geleistet, und der Ursprung für dieses Bedürfnis war deshalb von geringfügiger oder überhaupt keiner Bedeutung.
    Die Zeit des Reisens mit dem Prediger war etwas, an das er nicht zu denken versuchte. Aber wenn er sich an seine Kindheit erinnerte, tauchte stets das Bild des Vaters als Prediger auf. Eine gesichtslose, furchteinflößende Gestalt, die die Tage der Kinder mit schreienden, brabbelnden, hysterischen Menschen ausfüllte. Männer und Frauen, die versuchten, ihn und Johannes zu berühren. Die mit klauengleichen Händen nach ihnen griffen, damit sich die Brüder ihnen zuwandten und den physischen oder psychischen Schmerz, der sie plagte, linderten. Die glaubten, daß er und sein Bruder die Antwort auf ihre Gebete besaßen. Daß sie den direkten Draht zu Gott darstellten.
    Johannes hatte diese Jahre geliebt. Er war in der Aufmerksamkeit gediehen und hatte sich gern ins Scheinwerferlicht gestellt. Manchmal hatte ihn Gabriel abends im Bett dabei ertappt, wie er fasziniert seine Hände betrachtete, als wollte er herausfinden, woher die erstaunlichen Wunder eigentlich kamen.
    Während Gabriel gewaltige Dankbarkeit verspürt hatte, als diese Gabe aufhörte, war Johannes verzweifelt gewesen. Er konnte sich nicht damit abfinden, daß er jetzt ein ganz gewöhnlicher Junge war, ohne jede besondere Gabe, einfach wie jeder andere. Er hatte geweint und den Prediger gebeten, ihm zu helfen, die Gabe zurückzuerhalten, aber ihr Vater hatte nur kurz und bündig erklärt, daß dieses Leben nun beendet sei und ein anderes beginnen würde, die Wege des Herrn seien unergründlich.
    Als sie auf das Gut in der Nähe von Fjällbacka gezogen waren, wurde der Prediger in Gabriels Augen zu Ephraim, nicht zu Vater, und er liebte dieses Dasein von der ersten Minute an. Nicht, weil er seinem Vater nähergekommen war, Johannes war immer dessen Liebling gewesen und blieb es auch weiterhin, sondern weil er endlich ein Zuhause gefunden hatte. Einen Ort, an dem man bleiben und nach dem man sein Leben ausrichten konnte. Glockenschläge und feste Zeiten. Eine Schule, in die man ging. Er liebte auch den Hof und träumte davon, ihn eines Tages nach seiner eigenen Vorstellung führen zu können. Er wußte, daß er ihn besser verwalten würde als Ephraim und Johannes und betete abends darum, daß sein Vater, wenn sie groß waren, nicht die Dummheit begehen würde, den Hof seinem Lieblingssohn zu überlassen. Es machte ihm nichts aus, wenn Johannes dessen ganze Liebe und Aufmerksamkeit bekam, wenn er, Gabriel, nur den Hof erhielt.
    So war es auch gekommen. Doch nicht auf die Weise, wie er es sich gedacht hatte. In seiner Vorstellungswelt war Johannes trotz allem immer an diesem Ort gewesen. Erst als der Bruder gestorben war, hatte Gabriel begriffen, wie sehr er seinen sorglosen Bruder brauchte, damit er sich um ihn Sorgen machen und sich über ihn ärgern konnte. Dennoch hatte er nicht anders handeln können.
    Laine hatte er

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