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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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der Wahrheit ins Gesicht blicken. Müssen sich schämen, weil sie auf den falschen Bruder gehört haben, aber für Gabriel hoffe ich nur, daß er für seine Sünden in der Hölle schmoren muß!«
    Sie hatte sich allmählich in dieselbe Raserei gebracht wie am Tag zuvor, und Johan legte ihr beruhigend und zugleich warnend die Hand auf den Arm.
    »Ja, egal, aus welchem Grund, jedenfalls kann man nicht zu den Leuten rennen und sie bedrohen. Und man darf auch niemandem Steine ins Fenster schmeißen!«
    Patrik zeigte vielsagend auf Robert und Johan und gab zu verstehen, daß er keine Sekunde an das glaubte, was ihre Mutter von einem gemütlichen Abend vor dem Fernseher gesagt hatte. Sie wußten, daß er es wußte, und er teilte ihnen jetzt mit, daß er sie im Auge behalten würde. Sie brummten nur irgend etwas zur Antwort. Solveig schien die angedeutete Warnung jedoch zu ignorieren und hatte noch immer rote Wutflecken im Gesicht.
    »Übrigens sollte nicht nur Gabriel sich schämen! Wann wird sich die Polizei eigentlich bei uns entschuldigen! So wie ihr auf Västergärden rumgesprungen seid, alles auf den Kopf gestellt habt und dann Johannes mit dem Streifenwagen zum Verhör geholt habt, damit habt ihr wahrhaftig euer Möglichstes dazu getan, ihn in den Tod zu treiben. Ist es nicht an der Zeit, um Entschuldigung zu bitten!«
    Zum zweitenmal ergriff Gösta das Wort: »Bevor wir nicht ordentlich geklärt haben, was mit den drei Mädchen geschehen ist, wird hier für nichts um Entschuldigung gebeten. Und bis wir das Ende dieser Sache nicht gesehen haben, will ich, daß du dich benimmst, wie es sich gehört, Solveig.«
    Die Festigkeit in Göstas Stimme überraschte alle Anwesenden.
    Wieder draußen im Auto, fragte Patrik verwundert: »Solveig und du, habt ihr euch gekannt?«
    Gösta grunzte. »Was heißt gekannt. Sie ist genauso alt wie mein jüngster Bruder und war wohl ziemlich viel bei uns zu Hause, als wir Kinder waren. Dann im Teenageralter gab es wohl keinen, der Solveig nicht kannte. Sie war das hübscheste Mädchen im Umkreis, kann ich dir sagen, auch wenn das bei ihrem heutigen Aussehen schwer vorstellbar ist. Ja, wirklich verdammt traurig, daß es ihr und den Jungs so übel ergangen ist.«
    Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Und ich kann ihr ja nicht mal bestätigen, daß sie recht hat und Johannes unschuldig gestorben ist. Zum Teufel, wir wissen doch überhaupt nichts!«
    Frustriert schlug er sich die Faust auf den Schenkel. Patrik fand, es wirkte, als würde ein Bär aus langem Winterschlaf erwachen.
    »Nimmst du dir also die Gefängnisse vor, wenn wir zurück sind?«
    »Ja, ja, das habe ich doch schon gesagt! Ich bin noch nicht so verkalkt, daß ich eine Anweisung nicht verstehe, wenn sie das erste Mal gegeben wird. Daß man Befehle von einem grünen Jungen, der kaum trocken hinter den Ohren ist, entgegennehmen muß …« Gösta starrte düster durch die Windschutzscheibe.
    Noch blieb da eine Menge zu tun, dachte Patrik müde.
     
    Erica freute sich auf ein gemeinsames Wochenende. Patrik hatte versprochen, Samstag und Sonntag freizunehmen, und jetzt tuckerten sie mit ihrem Holzboot zu den Felsinseln hinaus. Sie hatten das Glück gehabt, fast genau so ein Boot zu finden, wie es Ericas Vater besessen hatte. Eine andere Art Boot hatte Erica sich nicht vorstellen können. Vom Segeln war sie nie sehr begeistert gewesen, obwohl sie ein paar Kurse in der Segelschule besucht hatte, und ein Motorboot aus Plastik lief zwar schneller, aber wer hatte es schon eilig?
    Das Motorgeräusch erinnerte sie an die Kindheit. Als sie noch klein war, hatte sie oft auf dem warmen Holzboden geschlummert, das einschläfernde Tuckern im Ohr. Normalerweise zog sie es vor, nach vorn zu klettern und sich auf den erhöhten Bug vor den Windschutzscheiben zu setzen, aber in ihrem augenblicklichen, nicht ganz so graziösen Zustand traute sie sich so etwas nicht zu, sondern blieb auf einer der Bänke hinter den schützenden Scheiben sitzen. Patrik stand am Ruder, den Wind im braunen Haar und mit einem Lächeln im Gesicht. Sie waren frühzeitig aufgebrochen, um vor den Touristen unterwegs zu sein, und die Luft war frisch und klar. Kleine Spritzer duschten das Boot in regelmäßigen Abständen, und Erica konnte beim Einatmen das Salz des Meeres schmecken. Es war schwer, sich vorzustellen, daß sie einen kleinen Menschen in sich trug, der in ein paar Jahren neben Patrik im Heck sitzen würde, bekleidet mit einer unförmigen orangefarbenen

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