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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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jedoch gebeten, nichts zu sagen von ihrem Verdacht, daß Johann und Robert ihnen die Steine ins Fenster geworfen hatten. Er war selbst darüber verwundert gewesen. Begann er das Gefühl für Recht und Ordnung zu verlieren, oder hatte er unterbewußt ein schlechtes Gewissen wegen des Schicksals dieser Familie? Er wußte es nicht, aber im nachhinein war er froh, daß Laine beschlossen hatte, sich ihm zu widersetzen und der Polizei alles zu erzählen. Doch auch das hatte ihn verwundert. Er hatte seine Frau immer mehr für eine jammernde, rückgratlose Jasagerin gehalten und nicht für einen Menschen mit eigenem Willen, und die Schärfe ihres Tonfalls und der Trotz, den er in ihren Augen gelesen hatte, waren für ihn überraschend gewesen. All das hatte ihn stark beunruhigt. Hinzu kamen die Geschehnisse der letzten Woche, so daß er das Gefühl nicht los wurde, die gesamte Weltordnung würde sich ändern. Für einen Mann, der Veränderungen verabscheute, war das eine erschreckende Zukunftsvision. Gabriel floh noch tiefer in die Welt der Zahlen hinein.
     
    Die ersten Gäste kamen pünktlich. Patriks Vater Lars und seine Frau Bittan erschien genau um vier Uhr und brachten Blumen und eine Flasche Wein für die Gastgeber mit. Patriks Vater war ein großer, kräftiger Mann mit Schmerbauch. Bittan, seit zwanzig Jahren seine Frau, war klein und rund wie ein Ball. Aber es stand ihr, und die Falten um die Augen zeigten, daß sie ein sonniges Gemüt hatte. Erica wußte, daß Patrik fand, mit Bittan ließe sich in vieler Beziehung besser umgehen als mit seiner eigenen Mutter Kristina, die viel strenger und kantiger war. Die Scheidung war streckenweise bitter gewesen, aber mit der Zeit hatten Lars und Kristina wenn auch nicht gerade eine Freundschaft, so doch zumindest eine friedliche Beziehung entwickelt, und bei familiären Anlässen konnten sie sogar miteinander verkehren. Das einfachste war aber dennoch, jeden für sich einzuladen, und da Kristina im Augenblick in Göteborg weilte, wo sie Patriks jüngere Schwester besuchte, hatte es keinen Grund gegeben, sich Gedanken darüber zu machen, daß sie nur Lars und Bittan zum heutigen Grillabend eingeladen hatten.
    Eine Viertelstunde später tauchten Dan und Maria auf, und sie hatten gerade draußen im Garten Platz nehmen und Lars und Bittan höflich begrüßen können, da hörte Erica schon Emmas fröhliches Rufen auf der Steigung, die zum Haus hochführte. Sie ging den Gästen entgegen, und nachdem sie die Kinder umarmt hatte, lernte sie den neuen Mann an Annas Seite kennen.
    »Guten Tag, wie nett, daß wir uns endlich treffen!«
    Sie streckte Gustav af Klingt die Hand hin. Als sollten sich ihre Vorurteile bestätigen, ließ sich bei ihrem ersten Eindruck kein Unterschied zu den anderen Östermalmburschen vom Stureplan feststellen. Die dunklen Haare trug er in einer Art zurückgekämmter Pagenfrisur. Hemd und Hose waren trügerisch salopp, aber Erica wußte ungefähr, was auf dem Preisschild stand, und über den Schultern hing der obligatorische Pullover. Sie mußte sich ermahnen, ihn nicht im voraus zu verurteilen. Er hatte ja noch kaum den Mund aufmachen können, und trotzdem überschüttete sie ihn in Gedanken schon mit Verachtung. Eine Sekunde lang fragte sie sich, ob es reiner Neid war, der sie sofort die Stacheln ausfahren ließ, sobald es um Menschen ging, denen das Geld schon in die Wiege gelegt worden war. Sie hoffte, daß dem nicht so war.
    »Wie geht’s denn Tante Ericas Baby? Bist du lieb zur Mama?«
    Ihre Schwester legte das Ohr an den Bauch, als wollte sie eine Antwort hören, aber lachte dann und umarmte Erica herzlich.
    Nachdem auch Patrik mit einer Umarmung bedacht worden war, wurden die Neuankömmlinge in den Garten gelotst, wo man die Gäste einander vorstellte. Die Kinder durften sich austoben, während die Erwachsenen Wein oder in Ericas Fall Cola tranken. Dann wurde der Grill bestückt. Wie üblich versammelten sich die Männer dort und fühlten sich als echte Mannsbilder, während die Frauen beisammensaßen und redeten. Erica hatte das mit den Männern und dem Grillen noch nie verstanden. Männer, die normalerweise behaupteten, sie hätten keine Ahnung, wie man ein Stück Fleisch in der Pfanne zubereitet, hielten sich für ausgesprochene Virtuosen, wenn es um die Frage ging, wann etwas, das man im Freien grillte, ausreichend knusprig und auch saftig war. Den Frauen konnte man möglicherweise das Zubehör anvertrauen, und ausgezeichnet funktionierten sie

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