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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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lange bevor dein Bruder eingezogen ist, und wenn dein verdammter Vater nicht gewesen wäre, dann hätten wir den Hof noch heute. Also halte deine blöde Klappe.«
    Eine Sekunde lang war Linda sprachlos vor Verwunderung, als der sanfte Johan sich derart verwandelte, dann riß sie ihren Arm heftig an sich und fauchte: »Du, mein Papa ist nicht schuld, daß dein Vater all sein Geld verspielt und verschleudert hat. Und egal, was Papa auch gemacht hat, er konnte nichts dafür, daß dein Vater so feige war, sich das Leben zu nehmen. Er hat es vorgezogen, euch zu verlassen, und das kannst du nicht auf meinen Papa schieben.«
    Die Wut ließ in seinem Blickfeld weiße Flecken entstehen. Er ballte die Fäuste. Linda sah so schmal und zerbrechlich aus, daß er sich fragte, ob er sie vielleicht mittendurch brechen konnte, aber er zwang sich, tief Luft zu holen, um sich zu beruhigen. Mit merkwürdig zischender Stimme sagte er: »Es gibt eine Menge, für das ich Gabriel die Schuld geben kann und will. Dein Vater hat unser Leben aus Neid zerstört. Mama hat erzählt, wie es gewesen ist. Daß alle meinen Vater liebten und daß keiner in Gabriel etwas anderes als einen langweiligen Griesgram gesehen hat, und genau das hat er nicht ertragen. Aber Mama ist gestern bei ihm auf dem Hof gewesen und hat ihm ordentlich die Meinung gegeigt. Nur schade, daß sie ihm nicht auch eins übergebraten hat, aber sie hat’s wohl nicht über sich gebracht, ihn auch bloß anzufassen.«
    Linda lachte höhnisch. »Früher jedenfalls war er gut genug dafür. Es ekelt mich, wenn ich mir vorstelle, daß er mit deiner dreckigen Mutter zusammen gewesen ist, aber genauso war es, bis sie kapiert hatte, daß es wohl leichter war, deinen Vater auszunehmen als meinen. Und dann hat sie eben von einem zum anderen gewechselt. Du weißt ja wohl, wie man so jemanden nennt. Eine Hure!«
    Kleine Speichelspritzer landeten in Johans Gesicht, als Linda, die fast genauso groß war wie er, ihm die Worte entgegenschleuderte.
    Aus Angst davor, sich nicht beherrschen zu können, wich Johan langsam zur Treppe zurück. Am liebsten hätte er ihr die Hände um den schmalen Hals gelegt und zugedrückt, einfach um sie zum Schweigen zu bringen, doch statt dessen floh er.
    Verwirrt darüber, wie die Situation plötzlich ausgeartet war, und voller Wut, weil sich gezeigt hatte, daß sie ihm nicht so überlegen war, wie sie geglaubt hatte, beugte sie sich übers Geländer und schrie ihm giftig hinterher: »Hau doch ab, du verdammter Loser, du warst ja doch nur für eine Sache zu gebrauchen. Und nicht mal da warst du besonders gut.«
    Sie beendete den Satz, indem sie ihm den Finger zeigte, aber er verschwand bereits durch die Haustür und sah es nicht.
    Langsam ließ sie den Finger sinken und bereute bereits, was sie gesagt hatte. Sie war nur so scheißwütend geworden.
     
    Als das Fax aus Deutschland eintraf, hatte Martin, der mit Patrik gesprochen hatte, den Hörer gerade aufgelegt. Die Nachricht, daß Jenny vermutlich beim Trampen von einem Auto mitgenommen worden war, machte die Lage nicht besser. Jeder beliebige konnte das Mädchen aufgelesen haben, jetzt blieb nur noch, sich auf das alles sehende Auge der Allgemeinheit zu verlassen. Die Presse hatte Mellberg förmlich belagert, und nun hoffte Martin, daß ein Zeuge die Meldung las. Es war nur zu wünschen, daß sie aus der Menge der sinnlosen Anrufe die echten Goldkörnchen herauswaschen konnten.
    Annika war mit der Faxnachricht erschienen, die kurz und bündig war. Er quälte sich durch die wenigen Sätze und kam dahinter, daß man einen Ex-Mann von Tanja als nächsten Angehörigen ausfindig gemacht hatte. Es verwunderte Martin, daß sie trotz ihrer Jugend bereits geschieden war, aber so stand es da, schwarz auf weiß. Nach einem Moment des Zögerns und einer kurzen Beratung mit Patrik über Handy wählte er die Nummer von Fjällbackas Touristeninformation und lächelte unwillkürlich, als er Pias Stimme im Hörer vernahm.
    »Hallo, hier ist Martin Molin.« Es wurde eine Sekunde zu lange still. »Von der Polizei in Tanumshede.« Es ärgerte ihn ungemein, daß er erklären mußte, wer er war. Er selbst hätte vermutlich sogar ihre Schuhgröße angeben können, wenn man das aus unerfindlichen Gründen von ihm verlangt hätte.
    »Ja, hallo, entschuldige. Ich bin unheimlich schlecht, was Namen angeht, aber Gott sei Dank um so besser, was Gesichter betrifft. Wirklich ein Glück bei diesem Beruf.« Sie lachte. »Und womit kann ich dir

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