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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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heute helfen?«
    Wo soll ich anfangen, dachte Martin, aber erinnerte sich an den Grund seines Anrufs und riß sich sofort am Riemen. »Ich muß einen wichtigen Anruf in Deutschland tätigen und wage es nicht, mich auf meine mäßigen Schulkenntnisse zu verlassen. Könntest du vielleicht an einer Dreierkonferenz teilnehmen und dolmetschen?«
    »Absolut.« Die Antwort erfolgte ohne Zögern. »Ich muß nur meine Kollegin bitten, sich in der Zwischenzeit hier um den Laden zu kümmern.«
    Er hörte, wie sie mit jemandem im Hintergrund sprach, bevor sie wieder am Apparat war. »Die Sache ist klar. Wie funktioniert das? Du rufst mich an, oder?«
    »Ja, ich schalte dich ein, warte also nur in der Nähe des Telefons, ich rufe in wenigen Minuten an.«
    Genau vier Minuten später hatte er sowohl Tanjas Ex-Mann Peter Schmidt als auch Pia an der Strippe. Er eröffnete das Gespräch vorsichtig, indem er sein Beileid aussprach und bedauerte, daß er unter so traurigen Umständen anrufen müsse. Die deutsche Polizei hatte Peter Schmidt bereits über den Tod seiner Ex-Frau informiert, also das blieb ihm erspart, aber es war dennoch ein unangenehmes Gefühl, so kurz nach der Todesnachricht anzurufen.
    »Wieviel wußten Sie über Tanjas Schwedenreise?«
    Pia übersetzte flüssig ins Deutsche und die Antwort des Mannes dann ins Schwedische.
    »Überhaupt nichts. Wir haben uns leider nicht in Freundschaft getrennt, also haben wir nach der Scheidung kaum miteinander gesprochen. Während unserer Ehe hat sie nie erwähnt, daß sie nach Schweden fahren will. Sie war mehr von der Sonne angetan, Urlaub in Spanien oder Griechenland. Ich hätte gedacht, daß sie Schweden für viel zu kalt hält, als daß sie da hinfahren will.«
    Kalt, dachte Martin ironisch und schaute durchs Fenster auf den kochenden Asphalt. Ja, ja, und Eisbären spazieren auf den Straßen … Er fuhr mit seiner Befragung fort: »Sie hat also nie erwähnt, daß sie etwas in Schweden zu erledigen oder eine andere Verbindung hierher hat? Nichts von einem Ort, der Fjällbacka hieß?«
    Peter Schmidt verneinte erneut, und Martin fiel keine weitere Frage ein. Er wußte noch immer nicht, was es gewesen ist, das Tanja ihrer Freundin über den Zweck ihrer Reise angedeutet hatte. Als er sich schon bedanken und das Gespräch beenden wollte, kam er noch auf eine Idee: »Gibt es jemand anderen, den wir fragen könnten? Der einzige Angehörige, den uns die deutsche Polizei genannt hat, waren Sie, aber vielleicht irgendeine Freundin?«
    »Sie könnten sich bei ihrem Vater melden. Er wohnt in Österreich. Deshalb hat die Polizei ihn hier wohl nicht in ihrem Register. Einen Moment, ich habe seine Telefonnummer.«
    Martin hörte, wie sich Peter Schmidt entfernte und daß einige Dinge herumgeschoben wurden. Nach einem Weilchen kam er zurück. Pia fuhr mit dem Übersetzen fort und sprach besonders deutlich, als sie die Nummer wiederholte, die er vorgelesen hatte.
    »Ich bin nicht sicher, ob er ihnen etwas sagen kann. Vor zwei Jahren, kurz nach unserer Scheidung, kam es zum heftigen Streit zwischen ihm und Tanja. Sie wollte nicht erzählen, weshalb, ich glaube, daß sie schon lange nicht miteinander geredet haben. Aber man weiß ja nie. Grüßen Sie ihn vielmals von mir.«
    Das Gespräch hatte nicht viel ergeben, aber Martin bedankte sich für die Hilfe und bat darum, sich wieder melden zu dürfen, falls sich noch weitere Fragen ergäben. Pia blieb in der Leitung und kam ihm mit der Frage zuvor, ob er Tanjas Vater unmittelbar anrufen wollte, so daß sie ihm bei der Übersetzung helfen konnte.
    Wieder und wieder war das Freizeichen zu hören. Niemand schien zu Hause zu sein. Die Bemerkung von Tanjas Ex-Mann, also daß es einen Streit gegeben hatte zwischen Tanja und ihrem Vater, hatte jedoch Martins Neugier geweckt. Worüber konnten sich ein Vater und seine Tochter in die Haare kriegen, was so ernst war, daß sie den Kontakt zueinander völlig abbrachen? Und hatte das einen Zusammenhang mit Tanjas Reise nach Fjällbacka und ihrem Interesse für das Verschwinden der beiden Mädchen?
    Tief in seine Überlegungen versunken, vergaß er fast, daß Pia noch am Hörer war, und dankte ihr überstürzt für die Hilfe. Sie kamen überein, daß sie ihm helfen würde, Tanjas Vater morgen von neuem anzurufen.
    Martin betrachtete lange und grüblerisch das Bild von Tanja in der Leichenhalle. Was hatte das Mädchen in Fjällbacka gesucht, und was hatte es gefunden?
     
    Vorsichtig den Bauch vor sich

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