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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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eingeordnet, und mit der Musikberieselung im Ohr nutzte sie die Zeit, um sich in die Griechenlandwoche zurückzuträumen, die jetzt so unendlich lange her zu sein schien. Als sie nach ihrem Kurzurlaub auf der Arbeit erschienen war, hatte sie sich ausgeruht, stark und schön gefühlt. Nachdem sie erst wieder im Mahlstrom der Dienststelle steckte, waren die Urlaubseffekte rasch dahin gewesen. Voller Sehnsucht sah sie die weißen Strände, das türkisfarbene Meer und große Schüsseln mit Tsatsiki vor sich. Sie und auch ihr Mann hatten aufgrund des guten Mittelmeeressens ein paar Kilo zugelegt, aber das kümmerte sie beide nicht. Keiner von ihnen war je von sonderlich mickriger Gestalt gewesen, und sie hatten es als eine der Tatsachen des Lebens akzeptiert und waren glücklich unbeeinflußt von allen Abspeckempfehlungen der Illustrierten. Wenn sie dicht beieinander lagen, paßten ihre Kurven perfekt zueinander, und sie wurden zu einer einzigen warmen Welle wogenden Fleisches. Von der Sache hatte es während der freien Woche eine Menge gegeben …
    Annikas Urlaubserinnerungen wurden brüsk von einer melodischen Männerstimme unterbrochen, die den unverkennbaren Lysekildialekt mit seinen spitzen I sprach. Es wurde allgemein behauptet, daß die i-betonte Aussprache vornehmer Stockholmer ihren Grund darin hatte, daß man demonstrativ unterstreichen wollte, man sei betucht genug, um ein Ferienhaus an der Westküste zu besitzen. Wieviel Wahrheit darin steckte, wußte sie nicht, aber auf jeden Fall war es ein guter Witz.
    Annika brachte ihr Anliegen vor.
    »Oh, wie interessant. Eine Mordermittlung. Obwohl ich schon dreißig Jahre in der Branche bin, ist es wohl das erste Mal, daß ich bei einer solchen Sache behilflich sein kann.«
    Schön, daß wir dir deinen Tag vergolden, dachte Annika ärgerlich, aber hielt ihre ironische Bemerkung zurück, um seinen Eifer nicht zu bremsen, ihr mit Informationen zu dienen. Manchmal war die Sensationsgier der sogenannten Öffentlichkeit schon geradezu krank.
    »Wir hätten gern Hilfe durch die Erstellung einer Kundenliste in bezug auf Ihr Düngemittel FZ-302.«
    »Oh, das ist nicht ganz leicht. Wir haben 1985 mit dem Verkauf dieses Düngers aufgehört. Verdammt gutes Produkt, aber neue Umweltbestimmungen haben uns leider gezwungen, die Produktion einzustellen.« Der Verkaufsleiter seufzte tief über die Ungerechtigkeit, daß der Schutz der Umwelt den Verkauf einer erfolgreichen Ware behindern konnte.
    »Aber ich vermute, daß Sie irgendeine Form von Dokumentation besitzen?« bohrte Annika nach.
    »Ja, ich muß das mit der Verwaltung abklären, aber es ist ziemlich wahrscheinlich, daß sich unten in unserem alten Archiv Angaben dazu befinden. Ja, bis 1987 wurden solche Dinge ja manuell gespeichert, danach wurde alles in den Computer eingegeben. Aber ich glaube nicht, daß wir was weggeworfen haben.«
    »Sie können sich nicht an jemanden aus dieser Gegend erinnern, der .«, sie kontrollierte noch einmal auf dem Zettel, »das Produkt FZ-302 gekauft hat?«
    »Nein, meine Liebe, das ist so viele Jahre her, daß ich es nicht ohne weiteres sagen kann.« Er lachte. »Seitdem ist viel Wasser den Fluß hinuntergeflossen.«
    »Ja, ich hatte mir auch nicht vorgestellt, daß es so leicht gehen würde. Wie lange könnte es dauern, bis Sie die Angaben zusammen haben?«
    Er überlegte ein Weilchen. »Tja, wenn ich die Mädchen in der Verwaltung mit etwas Kuchen und ein paar freundlichen Worten aufsuche, könnte ich mir vorstellen, daß Sie heute am Ende des Tages oder spätestens morgen früh eine Antwort erhalten könnten. Genügt das?«
    Das war schneller, als Annika zu hoffen gewagt hatte, als das alte Archiv zur Sprache kam, also bedankte sie sich erfreut. Sie schrieb Martin einen Zettel über das Resultat ihres Gesprächs und legte ihn auf seinen Schreibtisch.
     
    »Du, Gösta?«
    »Ja, Ernst?«
    »Kann das Leben eigentlich viel besser sein als im Moment?«
    Sie saßen auf einem Rastplatz kurz vor Tanumshede und hatten einen der dort stehenden Picknicktische mit Beschlag belegt. Sie waren keine Amateure in dieser Beziehung, also hatten sie vorausschauend bei Ernst zu Hause eine Thermoskanne mit Kaffee geholt und eine ordentliche Tüte voll Gebäck in der Bäckerei von Tanumshede erstanden. Ernst hatte das Polizeihemd aufgeknöpft und hielt seine weiße, eingesunkene Brust in die Sonne. Aus dem Augenwinkel schielte er nach einer Gruppe Mädchen um die Zwanzig, die unter Lärm und Gelächter eine

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