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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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reagierte. Für ihn war es ziemlich offensichtlich, daß Robert sich die Sache nicht ausdachte. Sein Schmerz war so spürbar, daß Martin das Gefühl hatte, er könnte ihn mit Händen greifen. Er sah, daß sein Kollege dasselbe dachte. Entmutigt fragte Patrik weiter: »Was hast du dann gemacht?«
    Robert blies einen Rauchring in die Luft und betrachtete ihn, während er sich auflöste und verschwand.
    »Ich habe natürlich Mutter geholt. Sie kam und sah nach, schrie so laut, daß ich dachte, meine Trommelfelle würden platzen, und dann hat sie Großvater angerufen.«
    Patrik stutzte. »Nicht die Polizei?«
    Solveig kratzte nervös an der Tischdecke und sagte: »Nein, ich habe Ephraim angerufen. Das war das erste, was mir einfiel.«
    »Also war die Polizei nie hier?«
    »Nein. Ephraim hat sich um alles gekümmert. Er rief Doktor Hammarström an, der damals hier Provinzarzt war, und der kam und untersuchte Johannes, und dann schrieb der Doktor so einen Zettel mit der Todesursache aus, ja, wie der nun auch heißen mag, und sorgte dafür, daß der Bestattungsunternehmer kam und Johannes abholte.«
    »Aber keine Polizei?« beharrte Patrik.
    »Nein, habe ich doch gesagt. Ephraim hat sich darum gekümmert. Doktor Hammarström hat bestimmt mit der Polizei gesprochen, aber sie waren jedenfalls nie hier draußen und haben es untersucht. Warum sollten sie auch? Es war schließlich Selbstmord!«
    Patrik unterließ es zu erklären, daß die Polizei immer zum Ort eines Selbstmordes gerufen werden mußte. Offenbar hatten Ephraim Hult und dieser Doktor Hammarström nach eigenem Ermessen beschlossen, die Polizei nicht einzuschalten, bevor die Leiche bereits vom Ort entfernt war. Die Frage war nur, warum? Sie hatten jedenfalls das Gefühl, im Augenblick nicht weiterzukommen. Dann kam Martin noch eine Idee.
    »Ihr habt hier im Umkreis nicht vielleicht eine Frau gesehen? Fünfundzwanzig Jahre alt, brünett, normale Figur?«
    Robert lachte. Der ernste Ton des Gesprächs hatte keine Spur in seiner Stimme hinterlassen. »Bei den vielen Weibern, die hier rumspringen, mußt du schon ein bißchen genauer sein.«
    Johan betrachtete sie intensiv. Er sagte zu Robert. »Du hast ein Bild von ihr gesehen. Das ist die aus der Zeitung. Die Deutsche, die sie zusammen mit den anderen Mädels gefunden haben.«
    Solveig explodierte. »Scheiße, was soll denn das heißen? Warum sollte sie denn hier gewesen sein? Wollt ihr uns jetzt schon wieder durch den Dreck ziehen! Erst beschuldigt ihr Johannes, und jetzt kommst du her und stellst meinen Jungs verdächtige Fragen. Raus mit euch! Ich will euch hier nicht noch einmal sehen! Schert euch zum Teufel!«
    Sie war aufgestanden und trieb die Polizisten mit Hilfe ihres gewaltigen Körperumfangs buchstäblich vor sich her. Robert lachte, aber Johan sah nachdenklich aus.
    Als Solveig schnaubend zurückkam, nachdem sie die Tür hinter Martin und Patrik mit voller Kraft zugeknallt hatte, ging Johan ohne ein Wort ins Schlafzimmer zurück. Er zog die Decke über den Kopf und tat so, als schliefe er. Er war gezwungen nachzudenken.
     
    Anna fühlte sich elend, als sie da auf dem luxuriösen Segelboot saß. Gustav hatte, ohne zu fragen, eingewilligt, sofort in See zu stechen, und ließ sie in Ruhe, als sie sich an die Spitze des Bugs zurückzog, wo sie jetzt dahockte, die Arme fest um die Knie geschlungen. Er hatte voller Großmut ihre Entschuldigungen akzeptiert und versprochen, sie und die Kinder nach Strömstad zu bringen, von wo aus sie den Zug nach Hause nehmen konnten.
    Ihr ganzes Leben war ständig so ein verdammtes Chaos. Die Ungerechtigkeit in Ericas Worten ließ Tränen der Wut hinter ihren Lidern brennen, aber der Zorn mischte sich mit Trauer darüber, daß sie ständig auf Kollisionskurs gerieten. Mit Erica war es einfach immer so kompliziert. Sie konnte sich nie damit zufriedengeben, nur die große Schwester zu sein, Anna zu unterstützen und mit aufmunternden Worten zu kommen. Statt dessen hatte sie unaufgefordert die Mutterrolle übernommen, ohne zu begreifen, daß dadurch die Leere, die von der eigenen Mutter nicht ausgefüllt wurde, nur noch spürbarer wurde.
    Im Unterschied zu Erica hatte Anna ihre Mutter Elsy nie wegen der Gleichgültigkeit getadelt, die sie gegenüber ihren Töchtern an den Tag legte. Anna hatte geglaubt, sie hätte diese Kälte als eine der harten Tatsachen des Lebens akzeptiert, aber als beide Eltern unerwartet starben, begriff sie, daß sie dennoch gehofft hatte, Elsy würde mit

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