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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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schon wieder los? Können ehrliche Leute denn nie ihre Ruhe haben?«
    Martin und Patrik warfen sich einen Blick zu. Solveigs Behauptung widersprach das Strafregister der Söhne, das eine ganze A4-Seite füllte.
    »Wir wollten uns mal mit dir unterhalten. Und mit Johan und Robert auch, wenn sie zu Hause sind.«
    »Sie schlafen.«
    Mürrisch trat sie zur Seite und ließ die Polizisten hereinkommen. Martin konnte den Ekel nicht verbergen, und Patrik stieß ihn in die Seite, damit er sich zusammennahm. Schnell ordnete der wieder seine Gesichtszüge und folgte Patrik und Solveig in die Küche. Dort ließ Solveig sie sitzen, während sie die Söhne wecken ging, die, genau wie sie gesagt hatte, in ihrem gemeinsamen Zimmer in den Betten lagen: »Hoch mit euch, Jungs, die Bullen sind hier schon wieder aufgetaucht. Wollen was fragen, sagen sie. Beeilt euch ein bißchen, damit wir die Polypen wieder aus dem Haus kriegen.«
    Sie kümmerte sich nicht groß darum, daß Patrik und Martin hören konnten, was sie sagte, sondern kam in aller Ruhe in die Küche zurückgewatschelt und setzte sich auf ihren Platz. Völlig verschlafen tauchten Johan und Robert, bloß mit Unterhosen bekleidet, bei ihnen auf.
    »Was ist denn das hier für ein ewiges Gerenne. Wirkt ja schon wie die reinste Schikane.«
    Robert gab sich cool wie immer. Johan schielte unter den in die Stirn hängenden Haaren zu ihnen hinüber und streckte die Hand nach der Zigarettenschachtel auf dem Tisch aus. Er zündete sich eine Kippe an und dribbelte nervös mit der Schachtel, bis Robert ihn anfauchte, damit aufzuhören.
    Martin fragte sich im stillen, wie Patrik es wohl anstellen wollte, die heikle Frage anzusprechen. Er war sich noch immer ziemlich sicher, daß der Kollege auf dem Holzweg war.
    »Wir haben ein paar Fragen in bezug auf den Tod Ihres Mannes.«
    Solveig und die Söhne sahen Patrik äußerst verwundert an.
    »Den Tod von Johannes? Warum denn das? Er hat sich aufgehängt, und viel mehr ist dazu nicht zu sagen, außer daß es solche wie ihr waren, die ihn dazu getrieben haben!«
    Robert forderte seine Mutter verärgert auf, still zu sein. Er starrte Patrik an: »Worauf willst du hinaus? Mama hat recht. Er hat sich aufgehängt, und das ist alles, was es zu sagen gibt.«
    »Wir möchten bei der Sache nur völlig klarsehen. Du warst es, der ihn gefunden hat?«
    Robert nickte. »Ja, und mit dem Bild muß ich für den Rest meines Lebens klarkommen.«
    »Könntest du vielleicht ganz genau erzählen, was an diesem Tag damals passiert ist?«
    »Ich verstehe nicht richtig, was das bringen soll«, sagte Robert mürrisch.
    »Ich wäre dennoch dankbar, wenn du es tun könntest«, redete ihm Patrik zu und bekam nach kurzem Warten ein gleichgültiges Achselzucken zur Antwort.
    »Ja also, wenn du auf so was aus bist, dann …« Er zündete sich wie sein Bruder eine Zigarette an, und der Rauch hing jetzt schwer über der kleinen Küchenecke.
    »Ich war aus der Schule nach Hause gekommen und ging auf den Hof, um ein bißchen zu spielen. Ich sah, daß die Tür zur Scheune offenstand, und wurde neugierig. Ging hin, um nachzusehen. Wie üblich war es ziemlich dunkel dort drinnen, nur zwischen den Brettern fiel Licht herein. Es roch nach Heu.« Robert sah aus, als wäre er in eine eigene Welt abgetaucht. Er fahr fort: »Irgendwas stimmte nicht.« Er zögerte: »Ich kann es nicht richtig beschreiben, aber ich hatte das Gefühl, daß es irgendwie anders war.«
    Johan sah seinen Bruder fasziniert an. Martin hatte den Eindruck, daß Johan zum erstenmal in allen Einzelheiten von jenem Tag hörte, an dem sich sein Vater aufgehängt hatte.
    Robert fuhr fort. »Vorsichtig ging ich noch weiter rein. Tat so, als wollte ich Indianer belauschen. Ganz, ganz leise schlich ich in Richtung Heuboden, und als ich ein paar Schritte in die Scheune hineingegangen war, entdeckte ich, daß da was auf dem Boden lag. Ich ging hin. Als ich sah, daß es Papa war, freute ich mich. Ich dachte, er machte es aus Spaß. Daß ich also zu ihm hinkommen sollte, und dann würde er aufspringen und mich kitzeln oder so.« Robert schluckte. »Aber er rührte sich nicht. Ich stieß ihn vorsichtig mit dem Fuß an, aber er lag ganz still. Dann bemerkte ich, daß er ein Seil um den Hals hatte. Als ich nach oben sah, entdeckte ich, daß an dem Balken darüber auch ein Stück Seil hing.«
    Die Hand mit der Zigarette zitterte. Martin warf einen verstohlenen Blick auf Patrik, um zu sehen, wie dieser auf die Schilderung

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