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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Henrys Seite. Ich durfte mich nicht ablenken lassen.
    Jetzt oder nie.
    „Calliope“, rief ich. Meine Stimme verlor sich fast im Wind, doch Calliope wandte sich zu mir um, die Augenbrauen erstaunt hochgezogen. Gut. Wenigstens eine Sache verlief zu meinen Gunsten.
    Gelassen kam sie auf mich zu, Henry und Milo blieben hinter ihr zurück. „Dann bist du also wirklich so dämlich, wie ich mir gedacht habe“, höhnte sie in einem gezierten Singsang, der klang wie das Kreischen von Fingernägeln auf einer Tafel. „Und jetzt bist du hier, um zu sterben, stimmt’s?“
    „Nicht direkt.“ Fest umklammerte ich das Messer. Es musste einfach genauso gefährlich sein wie ihr Dolch. „Lass Henry und Milo gehen. Das hier ist eine Sache zwischen dir und mir.“
    Unschuldig lächelnd verzog Calliope das Gesicht. „Henry kann gehen, wann immer er will. Es ist nicht meine Schuld, dass er sich für mich entschieden hat und nicht für dich.“
    Vor Wut kochte mir das Blut in den Adern. „Wie fühlt sich das an, zu wissen, dass deine Realität nichts als eine Wahnvorstellung ist, die du dir durch pure Erpressung zusammengeschustert hast? Niemand liebt dich. Weder dein Mann noch deine Kinder noch deine Brüder und Schwestern – niemand.“
    Calliope kniff die Augen zusammen und die Luft um sie herum glomm golden auf, ein Leuchtfeuer in der unnatürlichen Dunkelheit. „Glaubst du, das interessiert mich? Ich habe gewonnen, Kate. Ich habe alles, was du je gewollt hast, und bald schon wird jeder andere, den du liebst, tot sein. Du wirst die gesamte Ewigkeit in Einsamkeit verbringen, und niemand wird mehr da sein, um dich zu retten.“
    „Hier geht es nicht ums Gewinnen .“ Drohend trat ich auf sie zu. „Selbst wenn du Henry niemals gehen lässt, irgendwo tief in seinem Herzen wird er mich immer lieben – weil er es will, weil wir zusammengehören. Nicht weil Ava ihn dazu gezwungen hat. Und egal, wie allein ich auch sein mag, mich wird immer das Wissen trösten, dass mich wenigstens ein Mensch auf der Welt liebt, weil er es will. Aber du – du bist bloß eine verabscheuungswürdige, einsame, ungeliebte Schlampe und mehr wirst du niemals sein.“
    Mit einem durchdringenden Kreischen stürzte Calliope auf mich zu. In den paar Sekunden, bevor sie uns erreichte, versuchte Ava mich hinter sich zu stoßen, doch ich wich ihr aus und rannte Calliope entgegen, das scharf gezahnte Messer fest in der Hand. Ich hatte nur eine Gelegenheit und ich würde sie verdammt noch mal nutzen.
    Wir prallten aufeinander, Unsterbliche gegen Unsterbliche, und die Wucht hätte mich beinahe von den Füßen gerissen. Während ich mühsam um mein Gleichgewicht kämpfte, sah ich auch Calliope wanken. Gut. Donnergrollen ließ den Palast erbeben. Mit den Fingernägeln kratzte sie mir durchs Gesicht, schrill gellten ihre Wutschreie in meinen Ohren, doch ihre Hände waren leer. Meine nicht.
    „Ich schlag dir dein hübsches Gesicht zu Brei“, stieß Calliope schrill hervor und der Messergriff in meiner Hand wurde nass vor Schweiß. Ich hatte noch nie auf jemanden eingestochen, und ich war mir nicht sicher, ob ich dazu fähig wäre, aber für Zweifel blieb keine Zeit mehr. „Wenn ich damit fertig bin, lasse ich deinen Sohn zusehen, wie ich dir die Augen rausreiße und die Haut vom Leib ziehe. Und vielleicht, wenn du nichts weiter mehr bist als ein zuckendes Stück Fleisch, lasse ich dich …“
    Ihre Augen wurden groß und ihre Stimme erstarb, als ich ihr die gezahnte Klinge in die Seite rammte. „Lässt du mich was ?“, fragte ich und der Wind riss mir die Worte von den Lippen. „Lässt du mich sterben?“
    Schwer sackte Calliope von mir weg, die Stirn verwirrt gerunzelt. Staunend blickte sie auf das Messer, das aus ihrer Flanke ragte, und fingerte am Griff herum, während Blut aus der Wunde sickerte. „Wie hast du …“
    „Die Waffen, die Nicholas erschaffen hat“, antwortete ich. „Du bist nicht die Einzige hier, die denken kann, falls es dir entgangen ist.“
    Sie zerrte am Heft der Waffe und verkrampfte sich, als die Widerhaken ihr die Haut aufrissen und beim Rausziehen noch mehr Schaden anrichteten als beim Eindringen. Blut durchtränkte ihr pastellblaues Kleid und klirrend ließ sie das Messer zu Boden fallen. „Aber …“
    Ihre Augen wurden leer und ohne ein weiteres Wort brach sie zusammen.
    Ich starrte auf ihre Leiche hinab und das Zittern meiner Hände hatte nichts mit dem bitterkalten Wind zu tun. Nach zweieinhalb Jahren, in denen ich

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