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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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ununterbrochen gegen sie ums Überleben gekämpft hatte, war es endlich vorbei. Ich hatte es getan.
    Es fühlte sich zu leicht an. Mit der Fußspitze stieß ich sie an, um mich zu vergewissern, und als sie wie ein toter Fisch auf die Seite rollte, verwandelte sich mein Herz zu Stein. Ich hatte sie umgebracht. Ich hatte sie wirklich und wahrhaftig umgebracht.
    Ich war eine Mörderin. Es war gerechtfertigt, Calliope zu töten, aber sie war unbewaffnet gewesen. Ich hätte ihr eine Wahl lassen können, doch stattdessen hatte ich sie kaltblütig ermordet. Inwiefern war ich also besser als sie?
    Ich war es nicht. Nicht mehr.
    Mit verkrampftem Kiefer wandte ich mich ab. Hassen konnte ich mich später noch. Calliope mochte tot sein, aber die wirbelnde Wolke des Verderbens am Himmel war noch nicht aufgehalten.
    „Henry!“, rief ich. Calliopes Leiche hinter mir lassend, eilte ich durch die Böen auf ihn zu. „Du musst mit Milo hier verschwinden.“
    Er starrte in den Himmel hinauf, und anfangs dachte ich, er hätte mich nicht gehört. Doch als ich den Mund öffnete, um es noch einmal zu sagen, wandte er sich mir zu, ein Glühen in den silbernen Augen. Für einen Moment glaubte ich etwas dahinter aufflackern zu sehen, doch sofort war es wieder verschwunden. „Geh, Kate“, befahl er mit einer Stimme, die klang wie ein Chor von tausend Göttern zugleich.
    Ungläubig starrte ich ihn an, während sich eine eisige Faust um meine Eingeweide schloss. „Hilfst du etwa … Kronos ?“
    „Du solltest nicht hier sein.“ Seine Worte erhoben sich über den Sturm und das Donnergrollen und sandten mir einen Schauer über den Rücken.
    „Ach, echt? Als ob mich das je abgehalten hätte.“ Ich streckte die Arme nach Milo aus. „Wenn du ihn nicht in Sicherheit bringen willst, mache ich es eben.“
    Er riss das Baby von mir weg und mir wurde die Kehle eng. Das konnte doch gerade nicht wirklich geschehen! Henry hätte irgendwo da drin sein sollen und auf genau diesen Moment warten, in dem er sich endlich befreien konnte. Doch als ich ihn musterte, während der Wind mir die Tränen in die Augen trieb, sah ich nur die leere Maske einer machtvollen Gottheit. Nicht Henry. Nicht meine Familie.
    „Ava! Was auch immer du mit Henry anstellst, hör auf damit!“, schrie ich über das ohrenbetäubende Brüllen des Sturms hinweg, doch ich erhielt keine Antwort und blickte über die Schulter. Stumm sah Ava mich an, den Mund halb geöffnet und die Augen angstgeweitet, und ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, warum.
    Calliopes Leiche war verschwunden.
    Ein mädchenhaftes Kichern drang durch den Sturm, vermischt mit dem pfeifenden Wind und der hämmernden Brandung. Ich erstarrte. Wie war das möglich? Ich hatte sie sterben sehen.
    „Das mit diesen Waffen ist so eine Sache“, ertönte Calliopes Stimme und ich wirbelte wieder herum. Sie stand neben Henry, und er hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt, wie er es sonst immer bei mir tat. Ihr Dolch – der, mit dem sie Henry verletzt hatte – schwebte zwischen uns in der Luft. „Die liegen da rum, weil sie nicht zu gebrauchen sind.“
    Hinter mir schrie jemand auf und der Dolch flog auf mich zu. Panisch wich ich zurück, schlug Haken, in der Hoffnung, er würde an mir vorbeigleiten, doch er folgte jeder meiner Bewegungen.
    Mit dem Po stieß ich an etwas Hartes. Die Brüstung, die um das Dach lief. Bedrohlich drückte sich der Dolch an meine Kehle, und das Herz hämmerte mir bis zum Hals, als ich mich so weit zurücklehnte, wie ich konnte, ohne hinunterzustürzen. „Henry“, brachte ich erstickt hervor. „Bitte.“
    „Hör nicht auf sie“, befahl Calliope in widerwärtig süßlichem Ton. „Sie ist der Feind, weißt du noch? Du bist nur mir treu.“
    „Nur weil sie ihre Kräfte gegen dich einsetzt.“ Panisch sog ich die staubige Luft ein. „Komm schon, Henry, du bist stärker als das.“
    „Ja, Henry“, erklang eine Stimme vom anderen Ende des Dachs. Persephone. Mühsam drehte ich den Kopf, so weit ich konnte, ohne mir die Haut an der Klinge aufzuritzen. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie sich auch die anderen Mädchen hinter ihr versammelten. „Ich dachte, du hättest mehr drauf.“
    „Persephone?“ Henry runzelte die Stirn und Calliope wich sämtliche Farbe aus den Wangen. „Was machst du …“
    „Hör nicht auf sie“, wiederholte Calliope und schlang ihm einen Arm um die Taille. „Du hast jetzt mich.“
    Doch Henry schüttelte sie ab und trat auf Persephone und die

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