Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
Vom Netzwerk:
James mir gegeben hatte. Henry hätte für immer im Nebenzimmer sein können, lebendig und nur darauf wartend, dass ihn jemand weckte.
    Doch dies war kein Tagtraum und vor James’ Antwort gab es kein Entkommen.
    „Ja“, sagte er und mir entwich ein leises Schluchzen. Meine Mutter berührte meine Wange, doch ich blickte an ihr vorbei, all meine Aufmerksamkeit auf meinen besten Freund gerichtet.
    „Kann ich ihn sehen? Ich muss ihn sehen.“ Stillliegen kam nicht mehr infrage. Wieder kämpfte ich darum, mich aufzusetzen, aber zum zweiten Mal hielt meine Mutter mich zurück, diesmal energischer.
    „Du kannst ihn sehen, sobald es dir gut genug geht“, versprach sie, doch sie tauschte einen flüchtigen Blick mit James, den ich nicht verstand.
    „Was?“ Die Muskeln an meinem Hals zitterten mittlerweile von der Anstrengung, meinen Kopf oben zu halten, aber ich konnte die Augen nicht von ihm lösen. „Was ist los?“
    Langsam schüttelte James den Kopf und der zarte Hoffnungsschimmer in mir zerplatzte. „Er ist bewusstlos, und es besteht die Möglichkeit, dass er nie wieder aufwacht.“
    Meine gesunde Hand krallte sich in das Bettzeug. Tot war er nicht, aber auch nicht lebendig. Gefangen im Limbus – so wie meine Mutter in der Zeit, die ich während der Prüfungen des Rats auf Eden Manor verbracht hatte. Nur dass Henry unsterblich war. Für ihn gäbe es keine Erlösung.
    Ich wusste nicht, was schlimmer wäre – der Tod oder dies.
    „Theo konnte verhindern, dass es sich ausbreitet, aber Henry hat einen Stich in die Brust bekommen“, setzte James nach. Er trat ans Bett und nahm meine Hand, hielt sie sanft fest. Meine Finger zuckten. „Wir wissen nicht, wie schlimm es ihn erwischt hat. Oder ob Henry sich je weit genug erholen wird, um aufzuwachen.“
    „Gibt …“ Ich räusperte mich, kämpfte gegen die Tränen an. „Gibt es ein Heilmittel? Einen Weg, ihn gesund zu machen?“
    „Es gibt nichts, was wir tun können“, antwortete James und an der anderen Seite des Betts tupfte meine Mutter sich verstohlen die Augenwinkel mit einem Taschentuch ab. „Wir können nur abwarten.“
    Zittrig holte ich tief Luft. Es musste einen Weg geben. Es gab immer einen. Wenn Henry mich von den Toten zurückholen konnte, würde ich es auch schaffen, dasselbe für ihn zu tun. „Was ist mit Kronos? Könnte er nicht etwas tun?“
    Mehrere Sekunden herrschte Totenstille, dann begannen James und meine Mutter gleichzeitig auf mich einzureden.
    „Auf keinen Fall werde ich zulassen …“
    „Selbst wenn er könnte, glaubst du wirklich …“
    Sie hielten inne und starrten einander an und schließlich sprach meine Mutter als Erste.
    „Du wirst nicht dorthin zurückgehen, Liebes“, hielt sie fest. „Es ist ein Wunder, dass Henry dich da rausholen konnte, und er hat alles für dich aufs Spiel gesetzt. Er würde nicht wollen, dass du dich dem noch einmal aussetzt. Du weißt, dass er dagegen wäre.“
    Wäre es nur um mich gegangen, hätte meine Mutter recht gehabt. Doch jetzt ging es nicht mehr nur um mich, sondern auch um Milo. Ich selbst mochte nicht in der Lage sein, unseren Sohn da herauszuholen, aber wenn Henry mich retten konnte, dann auch ihn. Und wenn es irgendeinen Weg gab, wie ich Henry helfen konnte – wenn es einen Weg gab, Milo den Vater zu geben, den er verdiente –, dann musste ich es versuchen.
    „Ist Kronos in der Lage, Henry zu helfen?“, fragte ich erneut und versuchte, ruhig zu bleiben.
    James beugte sich näher zu mir und umklammerte meine Hand fester. „Ja“, gestand er ein. „Wäre er. Aber selbst wenn du zu Kronos zurückgehen würdest, wäre er nicht bereit, den Schaden wiedergutzumachen, den er Henry zugefügt hat. Du weißt das.“
    „Du hast recht“, murmelte ich. Doch James lag falsch. Wenn ich Kronos den richtigen Anreiz bot, würde er es vielleicht doch tun. Und ich würde nicht einfach aufgeben, bloß weil die anderen hartnäckig behaupteten, es hätte keinen Zweck, es auch nur zu versuchen.
    Selbst wenn es bedeutete, geradewegs in die Höhle des Löwen zu marschieren und Kronos alles zu Füßen zu legen, was ich besaß – wenn Henry dadurch überleben könnte, würde ich es tun.
    Und solange ich an mein Bett gefesselt war, schmiedete ich meinen Plan.
    Jedes Wort, das ich sagen wollte, jedes Argument, das ich vorbringen könnte, alles, was ich Kronos anbieten würde, damit er Henry rettete. Vorlage um Vorlage, um Henry sein Leben und Milo seinen Vater zurückzugeben. Was auch immer es kosten

Weitere Kostenlose Bücher