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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Wiege, die kleine Brust hob und senkte sich regelmäßig. Jeder seiner Atemzüge schenkte mir Trost.
    Komm zurück, Kate .
    Flüsternd drangen seine Worte an mein Ohr, doch ich blieb, wo ich war. Die Realität hatte mir nichts mehr zu bieten. Meine Mutter hatte schon Äonen vor meiner Geburt gelebt; sie würde auch ohne mich zurechtkommen. Würde es müssen.
    Verärgerung hing in der Luft . Kate, ich schwöre dir, wenn du nicht zurückkommst, erzähle ich Henry, dass du mich geküsst hast. Und dass du gesagt hast, ich hab ’nen geilen Arsch .
    „Henry?“ Ich riss die Augen auf – diesmal die realen. Wie jedes Mal zuvor raubte es mir den Atem, mich von Milo loszureißen, und zerfaserte Formen waberten durch mein Sichtfeld, bis ich mich konzentrieren konnte.
    Eine himmelblaue Decke und zweifellos ein Fußboden wie der Sonnenuntergang. Aber das hier war anders als jener in goldenes Licht getauchte Saal. Kleiner, gedämpft, irgendwie dunkler.
    Hektisch blickte ich mich um, suchte nach einer Spur von Henry, doch er war nicht hier. Also war es bloß James’ kranke Vorstellung von einem Scherz gewesen, mich fortzuholen von der einzigen Sache, die mir noch einen Hauch von Trost spenden konnte.
    „Wie fühlst du dich?“ Meine Mutter hatte sich über mein Bett gebeugt und hielt eine Kompresse auf meinen Arm, die nach Honig und Mandarinen roch. Als sie meinen fragenden Blick bemerkte, strich sie mir das Haar aus der Stirn und warf mir ein schwaches Lächeln zu, das ihre Augen nicht erreichte. „Eine Kompresse gegen die Schmerzen. Du wirst eine Schlinge tragen müssen, aber fürs Erste wird es sich nicht weiter ausbreiten.“
    Ich schluckte. „Nimm sie runter.“
    „Was?“ Sie runzelte die Stirn. „Liebes, das hier rettet dir das Leben …“
    „Ich will es nicht.“ Ich setzte mich auf und jede Zelle meines Körpers schrie protestierend. Es spielte keine Rolle. Henry war tot und ich würde nie wieder meinen Sohn im Arm halten. Ich wollte nicht, dass jemand mein Leben rettete.
    Meine Mutter legte die Hand an meine gesunde Schulter und drückte mich sanft, aber bestimmt zurück aufs Bett. Ich hatte nicht die Kraft, mich gegen sie zu wehren. „Pech gehabt. Ich bin deine Mutter, und ob’s dir gefällt oder nicht, unter meiner Aufsicht wirst du nicht sterben.“
    Schniefend starrte ich an die wolkenlose Decke. „Ich kann das nicht, Mama.“ So hatte ich sie schon seit der zweiten Klasse nicht mehr genannt, als ein Mädchen in meiner Schule in New York mich gehört und für die nächsten vier Jahre damit aufgezogen hatte.
    „Was kannst du nicht?“ Erneut drückte sie die Kompresse auf meinen Arm, und auch wenn es höllisch wehtat, der Schmerz breitete sich nicht aus. Ganz so, wie sie es versprochen hatte.
    „Ich hab ein Kind gekriegt“, flüsterte ich. Wusste sie überhaupt, dass sie jetzt Großmutter war? Wusste sie von Calliopes Plan? Oder glaubte sie, ich wäre neun Monate lang mit Ava auf Tour gewesen und hätte sie vergessen?
    Sie zögerte und schaffte es nicht, mir in die Augen zu sehen. „Ich weiß. Es tut mir so leid, Kate.“
    Das war alles. Schlichte Kenntnisnahme. Kein Angebot, ihn zu suchen. Kein Versprechen, ihn Calliope bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wegzunehmen. Ich schluckte schwer, kurz davor, hysterisch loszuschreien. „Er heißt Milo. Henry – Henry mochte den Namen.“
    „Ich bin mir sicher, dass er das immer noch tut.“ James’ Stimme drang durch den Nebel um mich herum, und ich klammerte mich an seine Worte, griff verzweifelt nach dem Versprechen, das darin lag.
    „Immer noch?“ Meine Stimme brach, und obwohl meine Mutter mich weiterhin nach unten drückte, hob ich den Kopf. James stand im offenen Türrahmen, das blonde Haar zerzaust und die Wangen gerötet, als wäre er einen Marathon gelaufen. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass ich ihn so lange nicht mehr im Sonnenlicht gesehen hatte.
    „Er ist in einem anderen Zimmer. Theo kümmert sich um ihn“, erklärte er. Theo, das einzige Ratsmitglied, das von Titanen zugefügte Wunden heilen konnte. Oder wenn nicht heilen, dann wenigstens lindern.
    War das möglich? Henrys blicklose Augen, das schweigende Herz, der zerschundene Körper – es konnte nicht sein. „Ist Henry am Leben?“
    Der Augenblick zwischen meiner Frage und James’ Antwort zog sich ewig hin. Ich musste es hören und wollte es zugleich gar nicht wissen. Für den Rest meines Lebens hätte ich mich an die köstliche Hoffnung klammern mögen, die

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