Der Preis der Ewigkeit
hätten.“
„Dann hilf ihm, wie du diesen Leuten hilfst“, drängte ich. „Bitte, ich tue alles, was du willst …“
„Ich will, dass ihr mich in Frieden lasst.“
„Okay.“ Zittrig atmete ich ein, während die Welt sich um mich drehte. Rhea würde dem Rat in diesem Krieg nicht helfen. Wenn sie nicht einmal für die Milliarden hilfloser Menschen auf dieser Erde dazu bereit war, würde nichts, was ich sagen oder tun könnte, sie umstimmen. „Ich verschwinde, ich verspreche es. Nur – bitte. Hilf Henry. Gib wenigstens meinem Sohn eine Chance, seinen Vater kennenzulernen.“
Wieder schwieg Rhea. Ihr Blick wurde abwesend wie der von Kronos bei unserer letzten Begegnung und sie erstarrte mitten in der Bewegung. Unsicher sah ich zu James hinüber. War das unser Stichwort zu gehen? Er zuckte mit den Schultern und gemeinsam warteten wir.
„Nun denn“, durchbrach sie schließlich die Stille. „Es ist vollbracht.“
„Was ist vollbracht?“, fragte ich und warf James wieder einen perplexen Blick zu, doch auch er runzelte verwirrt die Stirn. „Rhea, bitte – was ist vollbracht?“
„Nimm deine Mutter für mich in den Arm“, bat sie mich und berührte mich an der Schulter. Der Schmerz von dem Dolchstich in meinem Arm erlosch. „Du bist stark, Kate. Stärker, als dir bewusst ist. Du brauchst mich nicht, um zu bekommen, wonach du dich am meisten sehnst. Solange du meinem Mann widerstehst, wird es dein sein.“
„Es geht nicht darum, was ich will“, protestierte ich, kurz vorm Explodieren. Wie konnte sie mich heilen, aber nicht bei der Rettung der Menschen helfen, die sie wirklich brauchten? „Er wird jeden auf dieser Welt umbringen, dieses Dorf eingeschlossen.“
Sie antwortete nicht. Stattdessen pflückte sie noch ein paar Blüten ab und wandte sich ab, um wieder in die Krankenstation zurückzugehen. Ich wollte ihr nachlaufen, doch James packte mich mit eisernem Griff am Handgelenk.
„Nicht“, sagte er. Bevor ich anfangen konnte zu diskutieren, vernahmen wir eine weitere Stimme, die durch den Garten zu uns herüberwehte. Sie war nur leise, wie ein raues Flüstern. Aber real. So herrlich real.
„Kate?“
Mein Herz hämmerte wild und ich wirbelte herum, riss mich von James los. Dort, zwischen einem knorrigen Baum und einer Gruppe von Farnen, stand Henry.
7. KAPITEL
ATHEN
Ich flog förmlich durch den Garten, direkt in Henrys Arme, und küsste ihn, als gäbe es kein Morgen.
Er war es wirklich. Seine Haut war warm, seine mondhell schimmernden Augen waren auf mich gerichtet, und wie er mich hochhob und küsste – niemand konnte mich so dahinschmelzen lassen wie er, nicht einmal ein Titan. Er breitete die Hände auf meinem Rücken aus, die Handflächen so heiß, dass ich es durch mein Oberteil hindurch spürte.
„Du hast mir gefehlt.“ Mir brach die Stimme, und er legte die Stirn an meine, sodass ich nichts mehr außer ihm sah.
„Es geht dir gut.“ Wie James auf dem Hinflug strich er mir durchs Haar, aber das war nichts als eine blasse Erinnerung. Jetzt war Henry an meiner Seite und ich fühlte mich geborgen.
Er schwankte und augenblicklich sprang ich wieder auf die Füße und suchte seine Züge nach Anzeichen von Schmerzen ab. Doch statt das Gesicht zu verziehen, lächelte er und nahm meine Hand. „Ich bin okay. Ich brauche bloß ein bisschen Erholung.“
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm glauben sollte, doch James stand auf und wies auf die Tür, durch die Rhea verschwunden war. „Wir sollten ihr danken und uns auf den Weg machen“, meinte er und betrachtete Henry prüfend. „Ich schätze mal, du bist nicht fit genug, um uns zurück zum Olymp zu bringen, also werden wir es auf die altmodische Art machen müssen. Bis Sonnenuntergang sind es noch ein paar Stunden.“
„Das ist perfekt“, warf ich ein und half Henry zur Tür. „Vorher möchte ich nämlich noch woanders hin.“
Henry und ich lehnten im Flughafen von Simbabwe an der Wand, die Hände ineinander verschränkt. Seit ich mich in Rheas Garten in seine Arme geworfen hatte, hatte ich ihn nicht mehr losgelassen, und er hatte nicht versucht, mich dazu zu zwingen.
Die ganze Rückfahrt über hatte ich ihm immer wieder Küsse gestohlen, während ich James’ Grimassen vom Beifahrersitz des Taxis ignorierte. Hier in der Öffentlichkeit schien Henry etwas zögerlich, aber er wies mich trotzdem nicht ab. Wie hatte ich je auf Kronos’ Täuschung hereinfallen können? Niemand, zuallerletzt der König der Titanen, könnte Henry
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