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Der Preis der Ewigkeit

Der Preis der Ewigkeit

Titel: Der Preis der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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größtenteils überraschend vertraut. Trockener und wilder, mit dürreren Sträuchern, aber näher an meiner Heimat, als ich erwartet hatte. Den Kopf an die gesprungene Scheibe des Wagens gelehnt, ließ ich die Gegend an mir vorbeifliegen. Am Straßenrand tauchten ab und zu Fußgänger mit zerfledderten Pappschildern auf, doch der Fahrer rauschte zu schnell an ihnen vorbei, als dass ich lesen konnte, was darauf stand.
    Wir hielten am Rand eines Dorfs, das mehr nach einem Slum aussah als nach einer richtigen Wohnsiedlung. Fest hielt James meine Hand, als wir in einen schmalen Gang zwischen notdürftig zusammengeschusterten Gebäuden traten, von denen einige sich gefährlich zur Seite neigten. Überall am Wegrand lag Müll verstreut und ein paar Kinder in fadenscheinigen Kleidern begannen uns zu folgen.
    „Haben wir nichts, das wir ihnen geben können?“, fragte ich und warf einen Blick über die Schulter. James hielt kurz an, um seinen Rucksack abzunehmen, und zog mehrere Äpfel daraus hervor, von denen ich mir sicher war, dass sie vorher nicht darin gewesen waren. Er drückte jedem Kind einen in die Hand, doch die Menge wuchs immer weiter und er begann die Stirn zu runzeln.
    „Kate, ich will ja genauso gern helfen wie du, aber wir haben nicht viel Zeit.“
    „Wir haben gerade einen ganzen Tag damit vergeudet, hierher zu fliegen, obwohl du uns viel dichter hättest runterbringen können“, wies ich ihn zurecht. „Die paar Minuten haben wir.“
    James teilte weiter Äpfel aus. „Du weißt doch auch, wie Schöpfen geht. Greif zu und hilf mir.“
    „Zufällig weiß ich das nicht“, klärte ich ihn auf, griff aber trotzdem in den Rucksack und versuchte es einfach. Was sollte ich tun? Mir einfach vorstellen, da wäre ein Apfel? Ich schloss die Augen und malte mir ein saftiges gelbes Exemplar aus. Und dann …
    Nichts. Na toll.
    James grinste. „Du bist die schlechteste Göttin, die ich je gesehen habe.“
    „Calliope ist die schlechteste Göttin, die du je gesehen hast. Ich bin bloß die inkompetenteste.“ Ich machte ein finsteres Gesicht. „Es wäre sicher hilfreich, wenn sich irgendjemand mal die Mühe machen würde, mir Sachen beizubringen.“
    „Hey, ich hab dir das Denken beigebracht.“ Noch immer grinste er und ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Aber mal im Ernst, im Augenblick sind ja leider alle ziemlich beschäftigt, aber ich werde sehen, was ich dir zeigen kann. Für die meisten Sachen braucht man Jahrzehnte, bis man’s kann.“
    „Danke“, murmelte ich. Wir hatten keine Jahrzehnte. Nicht wenn ich in diesem Krieg irgendwas ausrichten wollte. James verteilte noch ein paar Äpfel, doch immer mehr Menschen kamen herbei. Waren die wirklich alle so ausgehungert, dass sie für ein paar Äpfel alles stehen und liegen ließen?
    Ein Kind zeterte in einer Sprache, die ich nicht kannte, doch instinktiv wusste ich, was er zu dem Jungen sagte, mit dem er sich stritt. Meins .
    „Whoa, hey, kommt wieder runter“, rief James und versuchte sich einen Weg durch die Jungen und Mädchen zu bahnen, die mit großen Augen zusahen. „Hier wird nicht gestritten, es ist genug für alle …“
    „Ruhig, meine Kinder“, vernahm ich da eine Stimme, die von überall und nirgends zugleich zu kommen schien. Augenblicklich hielten die Jungen inne und James atmete tief aus. Er musste nichts sagen, ich wusste auch so, was los war. Rhea war hier.
    Die Menge teilte sich und ein Mädchen von höchstens dreizehn Jahren schritt barfuß durch den entstandenen Gang auf uns zu. Ihre Augen leuchteten in ihrem dunklen Gesicht und um den Kopf trug sie einen farbenfrohen Schal geschlungen. In ihren Bewegungen lag eine Grazie, die nichts Menschliches an sich hatte, und auch wenn sie sich vom Aussehen her perfekt in die Menge einfügte, strahlte sie pure Wärme und Geborgenheit aus. Nicht Macht und Schmerz wie Kronos. Die Kinder streckten die Hände nach ihr aus, als sie vorüberging, als könnte eine einzige Berührung sie von Krankheiten heilen oder ihnen Glück bringen.
    „Großmutter“, sagte James ehrerbietig, und als sie näher kam, kniete er nieder. „Du hast mir gefehlt.“
    Rhea berührte seine Wange. „Hermes“, murmelte sie. „Ich habe auf dich gewartet. Es ist schon viel zu lange her.“
    „Ich wollte schon früher herkommen, aber …“ James verstummte. Kein Grund könnte je rechtfertigen, dass er dieses Mädchen nicht besuchen gekommen war. Diese Titanin. „Es tut mir leid.“
    „Du musst dich nicht

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