Der Preis der Freiheit: Geschichte Europas in unserer Zeit
(2002)
Festnetz-Telefone
Mobiltelefone
PCs
Deutschland
541
659
785
431
Griechenland
332
45
780
82
Großbritannien
495
591
841
406
Italien
590
484
1018
231
Polen
284
319
451
106
Portugal
375
414
904
135
Rumänien
149
205
329
83
Tschechien
358
360
965
177
Ukraine
108
216
84
19
Ungarn
259
361
676
108
Quelle: Arpád von Klimó, Ungarn seit 1945, Göttingen 2006, S. 224.
Damit setzte sich ein aus den 1950er und 1960er Jahren bekannter Prozeß fort. Damals schon hatte die von den Vereinigten Staaten angetriebene Konsumkultur die Verhältnisse in Frankreich, Großbritannien, den Benelux-Ländern, der Bundesrepublik und in Norditalien immer stärker einander angeglichen. Seitdem hatte auch zwischen den anderen Ländern der Europäischen Gemeinschaft die konsumkulturelle Verflechtung stark zugenommen. Nach 1989/90 erfaßte dieser Trend nunmehr auch die postkommunistischen Staaten. Das Angebot in den Supermärkten, Möbel- und Autohäusern sowie den Restaurants näherte sich zunehmend einander an. Auch die Innenstädte von Warschau oder Prag unterschieden sich konsumkulturell kaum mehr von denen in Paris oder London. Die großen Ketten und Marken, von adidas bis Zara, von Aldi bis Tesco, setzten sich rasch inden neuen osteuropäischen Märkten fest. Ein «leninistischer Sprung», wie es der tschechische Philosoph Václav Bĕlohradský 1991 formulierte, der die westlich-kapitalistische Konsumkultur der 1950er und 1960er Jahre historisch übersprungen habe, war den postkommunistischen Gesellschaften offenkundig nicht möglich.[ 103 ]
Allerdings stellte diese fortschreitende Europäisierung der Konsumkultur nicht einfach eine «Amerikanisierung» dar. Ohnehin ist Amerikanisierung nur als ein komplexer, selektiv verfahrender kultureller Aneignungs- und Transformationsprozeß zu begreifen, der stets auch die «Europäisierung» des Ausgewählten impliziert. Im zusammenwachsenden Europa europäisierte sich jedenfalls gerade auch das Konsumgüterangebot, und es entstand ein europäischer Markt für europäische Konsumgüter. Die überwältigende Dominanz bestimmter amerikanischer Marken wie Coca-Cola oder McDonald’s blieb demgegenüber die Ausnahme. Eine «Amerikanisierung» im engeren Sinne betraf daher eher den Konsumstil, der den Supermarkt ebenso wie das Fast Food überall in Europa verbreitete.
Plausibler läßt sich dagegen im Hinblick auf die Medien und die sich entfaltende Freizeitkultur von einer Tendenz zur «Amerikanisierung» sprechen.[ 104 ] Zwar entwickelte insbesondere die europäische Filmproduktion ihr traditionelles, erkennbar eigenständiges Profil weiter. Die werthaltigen Filme handelten meist von den europäischen Vergangenheiten, ihren Tragödien, Verbrechen und Opfern.[ 105 ] Zugleich aber entfalteten die in Westeuropa schon seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre zugelassenen privaten Rundfunk- und Fernsehanstalten ihr kulturelles Gewicht. Die Folge war eine gleichsam «amerikanische» Spirale des «more of the same». Anfängliche Hoffnungen, die Erweiterung des Angebots werde das Spektrum womöglich kulturell bereichern, erwiesen sich als Wunschdenken. Vielmehr entstand die für die moderne Massenkultur so charakteristische Dialektik zwischen Pluralisierung und neuer Uniformierung. In ganz Europa wetteiferte eine gestiegene Zahl von Fernsehsendern mit im Prinzip gleichartigen Sendungsformaten um die Einschaltquoten: Serien, darunter viele amerikanische, Talkshows und die Übertragung von Sportveranstaltungen. Unübersehbar warfen die Privatisierung und fortschreitende Kommerzialisierung des Rundfunks ihre kulturellen Schatten.
Ebenso unbestreitbar war jedoch der wirtschaftliche Erfolg. Die quantitative Ausweitung des Fernsehens wie des Hörfunks schuf, hierin dem Siegeszug des Computers vergleichbar, neues Wachstum und neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze. Und in Form eines Rückkoppelungseffektes verstärkte der Medienboom der 1990er Jahre die Aktivitäten der Werbebranche.Die privaten Sender finanzierten sich ja meist unmittelbar aus Werbeeinnahmen. Und umgekehrt stellten sie der Werbung ein bis dahin nicht gekanntes Medium zur Verfügung, und dies zu den besten Sendezeiten! Die Folge war ein beispiellos gesteigertes Maß an Fernseh-, Hörfunk- und auch Kinowerbung. Infolge der kreativen Nutzung der Computeranimation verwischten sich die Grenzen zwischen Werbung und Kunst. Leitmotivisch für solche Ästhetisierungen war der Bezug zum scheinbar individualistischen
Lifestyle.
Ob Bacardi Rum oder
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