Der Preis der Liebe
Rosalind zu verscherzen, dank seiner weisen Entscheidung, dieses Papier gar nicht zu erwähnen.
Trotzdem traute er seinem Glück nicht ganz. Er warf Rosalind einen verstohlenen Blick zu, als sie das Haus erreicht hatten und Licht aus einem der Fenster auf ihr Gesicht fiel. Sie wirkte so ... nachdenklich, abwesend. Konnte es sein, dass sie wusste ...
Nein, das war unmöglich. Wahrscheinlich dachte sie noch über das eben Erlebte und die vielen Veränderungen nach, die sich nun für sie ergeben würden. Denn wenn sie die Wahrheit gekannt hätte, wäre sie niemals bereit gewesen, ihn zu heiraten. Davon war er ziemlich überzeugt.
Dennoch würde er es ihr irgendwann sagen müssen. Was für ein Dilemma! Um einen Sitz im Oberhaus zu erlangen und somit an der Delegation teilnehmen zu dürfen, musste er öffentlich seinen Anspruch auf den Titel erheben. Wenn er das jedoch tat, ganz gleich, ob vor oder nach der Hochzeit, würde Rosalind ihn umbringen. Gab es denn keine Möglichkeit, sein Ziel zu erreichen, ohne Rosalind zu verärgern?
Sie brauchte natürlich nicht zu erfahren, wie er in den Besitz der Urkunde gelangt war. Das konnte ein Geheimnis zwischen ihm und dem Earl bleiben. Und wenn er die Urkunde dann benutzte, würde sich an der Familiensituation nicht viel ändern. Sobald er Rosalind zur Frau genommen hatte, würde er Swan Park zu seinem Wohnsitz machen, und alles konnte so bleiben wie vorher. Er würde sogar ihrem Vater gestatten, weiterhin in Swan Park zu leben. Schließlich war er kein rachsüchtiger Mensch.
Allerdings musste der Titel öffentlich vom Earl auf Griffith übertragen werden. In wahrscheinlich nicht einmal einem Monat. Im Oberhaus. Vor allen Peers ihres Vaters und einer Anzahl von Zeitungsleuten, ohne Zweifel. Ihr Vater als Verbrecher abgestempelt, ihre Schwestern bemitleidet, und die Bestätigung dessen, warum er eigentlich um sie angehalten hatte, offen vor ihr ausgebreitet.
Er seufzte. Verdammt, das war einfach nicht gerecht! Er hatte einen Anspruch auf den Titel, er gehörte ihm! Sie sollte eigentlich froh sein, dass er sie überhaupt heiraten wollte, nach allem, was ihr Vater ihm angetan hatte!
„Wenn du noch einmal so inbrünstig seufzt, Griffith, dann ist mir klar, dass du deinen Heiratsantrag bereits bereust“, ließ sie sich neben ihm vernehmen.
Er schaute sie an. „Das bereue ich in keiner Weise, glaube mir.“ Und das war die Wahrheit, weiß Gott. Ganz gleich, welche Schwierigkeiten eine Ehe mit sich bringen würde, noch nie hatte er sich etwas im Leben mehr gewünscht, als Rosalind zu heiraten. Außer vielleicht die Teilnahme an der Delegation.
Aber er würde einen Weg finden, beides miteinander zu verbinden. Trotzdem seufzte er erneut, und als er ihren fragenden Blick auffing, verkündete er rasch: „Ich überlege nur fieberhaft, wie wir jetzt hineingehen sollen. Ich möchte dich nicht vor deiner Familie in Verlegenheit bringen. Gibt es eine Möglichkeit, ins Haus zu gelangen, ohne gesehen zu werden?“
„Sag bloß, du hättest bei deinen Wanderungen durch Swan Park noch nicht alle geheimen Gänge aufgespürt?“
„Offensichtlich hat die Liebe deiner spitzen Zunge nichts an-haben können. Also gut.“ Er blieb stehen, hob sie hoch und trug sie auf seinen Armen in Richtung Haupteingang. „Gehen wir auf diese Weise hinein. Damit sind alle eventuellen Fragen auf einen Schlag beantwortet.“
„Lass mich herunter, du Schuft!“ zischte sie und warf einen angstvollen Blick zu den Fenstern, an denen sie vorbeigingen. „Um Himmels willen, lass mich herunter!“
„Wie du wünschst.“ Er gehorchte, hielt sie aber noch im Arm, um ihr einen Kuss zu geben. Einen sehr leidenschaftlichen Kuss, der sein Verlangen nicht stillte, sondern eher noch verstärkte.
Atemlos riss sie sich von ihm los. „Da vorne ist ein Seiteneingang“, sagte sie und zeigte in die betreffende Richtung. „Er führt zu einer der Treppen für die Bediensteten.“
Als sie die kleine Tür erreicht hatten, öffnete Rosalind sie, aber er hielt die junge Frau zurück. „Geh allein nach oben. Ich nehme den Haupteingang und lenke die anderen ab.“
„Und wie gedenkst du, das zu tun?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich nehme an, es ist Zeit, ihnen reinen Wein einzuschenken, falls Daniel das nicht schon längst getan hat. Das sollte ausreichen, um sie auf andere Gedanken zu bringen.“ Er konnte allerdings nur hoffen, dass Daniel ihnen nicht alles verraten hatte. „Kommst du zum Essen herunter?“
Sie
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