Der Preis der Sterne 1 - Doyle, D: Preis der Sterne 1 - Mageworlds 01. The Price of Stars
dieses flüssige Juwel mit uns teilen?«
»Genau das habe ich vor.«
»Wenn das so ist …« Der Khesataner betrachtete die Flasche einen Augenblick lang, dann öffnete er den Verschluss. Er füllte sein Glas zuerst, recht großzügig, und wiederholte dann das Ritual mit Llannats und Aris Gläsern.
»Auf unseren Oberkommandierenden!«, sagte Jessan. »Schließlich«, fügte er hinzu, »ist es sein Brandy.«
Ari lachte und leerte das Glas. Er hielt es Jessan hin, damit dieser nachschenken konnte. Inzwischen hatte auch Llannat einen kleinen Schluck genommen. Sie lehnte sich gegen die Wand der Sitzecke zurück und schwenkte das Glas in der Hand.
»Dieser Stoff ist kein Schnaps«, sagte sie nach einigen Augenblicken. »Es kommt mir eher wie eine religiöse Erfahrung vor.«
Ari sah sie an. »Die Muster des Universums durch den Boden einer Flasche betrachtet?«
Sie verzog eine Augenbraue und nahm noch einen kleinen Schluck. »Warum nicht? Es ist ebenso Teil des Universums wie alles andere.«
»Inklusive TreeFrog-Bier?«
»Klar«, sagte sie. »Aber dieses Zeug hier ist eher so etwas wie der gesamte Herbst, konzentriert in einem Glas: die Sonne, die Brise von den hohen Hängen, die Weintrauben nach dem ersten Frost …«
Die dunklen Augen der Adeptin wirkten jetzt verschleiert, sie war im Geiste ganz woanders und bekam offenbar etwas zu sehen, das nur sie erblicken konnte. Ari beobachtete sie unsicher – sie schien eigentlich nicht zu denjenigen zu gehören, die sich Prophezeiungen und Visionen hingeben, aber man konnte sich da nie ganz sicher sein. Sie erwachte jedenfalls wieder aus ihrem Tagtraum, ohne etwas Nervtötendes von sich zu geben, und wandte sich der Aalsuppe zu, als sei nichts geschehen.
Jessan frönte derweil dem örtlichen Brauch und spülte den strengen Geschmack der Suppe mit TreeFrog-Bier hinunter. Nach Llannats kurzem Ausflug ins Mystische wollte Ari den allerersten Geschmack des Brandys nicht so schnell vergessen und gab sich mit Wasser zufrieden.
Nach der Suppe gab es Steaks vom Elefantenochsen in einer roten Sporensauce, danach eine Fruchttorte in Gelee. Schließlich rückte Mitternacht näher. Ari erhob sich, und Jessan gab ihm das Bündel Banknoten.
»Hier, bitte«, sagte der Khesataner, »und denk daran, halte dich bedeckt. Bleib so unauffällig wie möglich.«
»Sehr witzig«, sagte Ari. »Denk du lieber dran, das Scoutcar um Viertel nach bereit zu halten. Ich würde nur ungern den ganzen Weg nach Hause zu Fuß gehen.«
4. Kapitel
Nammerin: Namport
Galcen: Hauptstützpunkt
Als Ari aus der Greentree Lounge trat, traf ihn die schwüle Luft wie ein nasses Handtuch. Der Himmel war von Wolken verhangen, der warme Dunst umhüllte die Straßenlaternen mit kleinen Nebelschwaden. Trotz seiner relativen Abstinenz beim Essen war Ari doch ein wenig benommen zumute, vermutlich war dies eine Wechselwirkung zwischen dem TreeFrog Export Dark und der Hochland-Reserve. Ari zuckte die Achseln und ging los.
Das Greentrees und Munngrallas Kuriositätenladen befanden sich an entgegensetzten Seiten des Ortes, der Raumhafen lag genau dazwischen. Ari marschierte in einem weiten Halbkreis daran vorbei, ging zügig durch Straßen, die größtenteils erleuchtet, zumeist aber völlig menschenleer waren. Selbst in einem galaktischen Provinznest wie Nammerin konnte die Hafengegend in der Nacht am Letzten des Monats ungemütlich werden. Alle Probleme, die mit Muskelkraft nicht zu lösen waren, musste dann eben der Mark-VI-Blaster übernehmen; die Kombination von beidem würde sicherlich genügen.
Dem Kommandierenden Offizier steht ein wenig Diskretion zu , dachte er. Und außerdem ist der lange Weg schneller. Der Bezirk mit den schäbigen Wohnheimen und den kleinen Läden, wo G. Munngralla mit seiner Firma Five Points Imports seinen Geschäften nachging, war so weit vom Hafen entfernt, dass die Geschäfte dort schon am Abend schlossen. Bei den meisten Läden in diesen schmutzigen Straßen waren Metallgitter vor den dunklen Fenstern angebracht. In diesem Bezirk konnte sich kein Mensch Sicherheitskräfte leisten, die die ganze Nacht die Schaufenster bewachten. Die Straßenecken waren beleuchtet, deshalb waren auch die Kreuzungen hell genug. Aber das Licht reichte nie weit in die Gassen hinein. Hier und da fiel ein Schimmer aus den oberen Fenstern auf die rissigen Straßen. Aber unter den Markisen der Läden war es stockfinster.
Ari hielt eine Hand am Holster des Blasters und bewegte
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