Der Preis der Unsterblichkeit
sich nur noch auf ihn konzentrieren durfte. Es war James, der die Romulanerin führte. Seine Bewegungen waren nicht mehr willkürlich, sondern zielgerichtet. Was Spock nicht gelungen war – James hatte es erreicht. Er folgte den Impulsen, die ihn und den Commander zu Jim Kirk führen würden. Ihm mußte Spock folgen. Er würde Jim durch James finden, zu spät für den Captain, doch nicht zu spät zum Töten.
Spock setzte sich in Bewegung und versuchte, die Richtung zu bestimmen, in die James und seine Begleiterin gingen.
11.
Der Commander schwieg. Die Romulanerin stützte den Mann an ihrer Seite. Er verschwendete keinen Blick auf die Nummern zu beiden Seiten des Korridors. Sie bezweifelte, daß er überhaupt irgend etwas sah. Er war jenseits aller Schmerzen, spürte nicht die Hand, die sich in seinen Arm krampfte. Er ging weiter, taumelnd, aber zielstrebig. Dann und wann mußte sie ihn zurückreißen, wenn er mitten durch eine Wand hindurch gehen wollte, bevor sie die Biegung erreichten, die in die Richtung führte, in der er Kirk spürte.
Plötzlich sah sie die Tränen auf seinen Wangen. Sein Atem kam stoßweise. Er schluchzte. Sein Gesicht war verzerrt vor Schrecken und Scham, doch immer noch war eine Spur von Widerstand darin zu lesen. Seine Zähne waren aufeinandergepreßt, damit die Worte, die aus ihm herausdrängten, auf ewig unausgesprochen blieben. Sie wußte, daß das tränenüberströmte Gesicht nicht wirklich das des Mannes war, der neben ihr ging.
Weiter, an Türen vorbei und um Gangbiegungen. Und schließlich, am Ende eines langen geraden Korridors, sah sie die Nummer.
Sie lehnte James vorsichtig an eine Wand, ließ ihn los und nahm Anlauf.
Es gab nur eine Wache. Der Mann hatte ihr den Rücken zugewandt und versuchte, durch den haarfeinen Spalt zwischen den beiden Flügeln der Tür etwas von dem zu erkennen, was sich dahinter tat. Sie schlug ihm mit der Handkante unter das Ohr und machte sich dabei klar, daß sie ihn töten mußte. Der Mann sank lautlos und mit gebrochenem Genick zu Boden.
Sie sah über die Schulter. James hatte sich von der Wand gelöst und schleppte sich auf sie zu.
Sie zog beide Revolver.
Der feine Spalt verlief als eine dünne Linie von Licht vom oberen Ende der Tür bis zum unteren. Nur in der Mitte war eine dunkle Stelle. Die Romulanerin holte aus. Der Absatz ihres Stiefels zerschmetterte das Schloß. Die Flügeltür flog auf. Sie stürmte in den dahinterliegenden Raum. Zuerst sah sie nichts außer den Möbeln. Dann, schon in der Mitte des Raumes, entdeckte sie Kirks geschundenen und blutüberströmten Körper zwischen umgestürzten Elementen – und Omne über dem Knienden. Der Gigant hatte ihr den Rücken zugewandt. Jetzt sah er sie und reagierte so schnell, daß ihr keine Chance zum Schießen blieb. Er warf sich auf Kirk, der gerade verzweifelt versuchte, auf die Beine zu kommen, und riß ihn herum, eng an sich gepreßt. Die Romulanerin stand mit ihren beiden Waffen da und wußte, daß sie nicht abdrücken konnte, ohne das Risiko einzugehen, Kirk zu treffen. Die beiden Männer waren ein sich umherwälzendes, ineinander verschlungenes Bündel, und nun riß Omne den Menschen mit sich hinter ein großes Sofa.
Keine Chance für den tödlichen Schuß. Vertan!
Sie schrie vor Zorn, nahm Anlauf und sprang über das Möbelstück. Sie sah zu spät, daß der Revolver in ihrem Gürtel an einer Lehne hängenblieb und zu Boden fiel. Omnes Arm schoß wie eine Schlange hinter der Deckung hervor und packte ihn. Eine Kugel fuhr durch ihr Haar, als sie sich zu Boden warf und auf den Arm des Giganten schoß. Ein Streifschuß. Der Arm zuckte zurück. Sie rollte sich auf einen umgestürzten Tisch zu und suchte zugleich mit den Augen nach James.
Er war durch die Tür und in Omnes Schußfeld, doch bevor dieser feuern konnte, war er hinter der Couch. Sie sprang ihm nach, um gerade noch zu sehen, wie Jim Kirk Omnes Hand niederschlug, als der schwarze Hüne den tödlichen Schuß auf seine Reproduktion abgeben wollte. Omne fluchte und schlug Kirk den Kolben der Waffe gegen den Schädel.
Immer noch konnte die Romulanerin nicht schießen. Omne zog sich zurück, gewann einige Meter, während James wie ein Berserker wütete und alles aus dem Weg räumte, was Omne ihm vor die Füße warf.
Und jetzt sah sie, wohin Omne mit seiner Geisel gewollt hatte. Ein Loch im Boden, die Öffnung zu einer Notrutsche hinter einer Regalwand, die Omne durch einen Knopfdruck zur Seite hatte fahren
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