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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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gekommen war.
»Ja, nettes Kunststück«, stimmte der Reiter mit der kultivierten Stimme zu.
»Ich glaube wir lassen ihn leben. Was denkst du, Trasma?« »Wieso?« Trasma schaffte es, bei dieser Frage nicht nur belustigt, sondern auch enttäuscht zu klingen. »Schau dir seine Rüstung an, Bruder ...« Lorn spürte den prüfenden Blick des Priesters.
»Ein Jagam!«, erkannte schließlich auch Trasma nach kurzem Zögern und schüttelte sein Haupt; glänzendes weißes Haar wallte hin und her. »Ein Grund mehr, ihn zu töten!«
»Falsch, Trasma, falsch«, sagte der andere Priester großzügig. »Ein Jagam, der von seiner harten Ausbildung zurückkehrt und seine Lieben in die Arme schließen will. Denk darüber nach , mein Freund.«
»Du bist grausam, Fios«, sagte Trasma nach einer Weile und nickte anerkennend. Eine perverse Mischung aus Ehrfurcht und grausamer Vorfreude schwang in seiner Stimme mit.
»Ich weiß«, entgegnete Fios unschuldig und wandte sich dann direkt an den jungen Nachtjäger. »Wie heißt du, Jagam?«
Der Nachtjäger wollte nur auf den Priester losstürmen. Es war ihm egal, ob die Kultisten oder danach der zweite Magierpriester ihn töteten. Er verspürte einzig und allein das Bedürfnis, das Lächeln aus diesen blassen Zügen zu schneiden. Nach dem Massaker an seiner Familie hätte es nicht einmal seiner Ausbildung bedurft, um die Priesterschaft und den gesamten Kult der Sieben Höllen zu hassen. Doch so schrie jede Faser in ihm danach, seine Klinge im Leib des Höllenpriesters mit der aufreizend ruhigen Stimme zu versenken; in die Leiber jener beiden blassen Männer, die ihr Leben aufgegeben hatten, um dem Meister der Sieben Höllen zu dienen und dabei zu helfen, möglichst bald ein Zeitalter ewiger Finsternis auf Erden herbeizurufen.
Der junge Jagam knurrte wie ein verwundeter Wolf.
Diese Teufel in Menschengestalt mussten sterben ...
Freilich kam der junge Nachtjäger keine zwei Schritt weit.
Zwar zuckten die versammelten Krieger mit keinem Muskel – allerdings genügte es auch schon, dass Fios gelangweilt den Arm hob, mit seiner sehnigen Hand in Richtung des Jagam wedelte und drei Silben in einer fremden Sprache murmelte. Der junge Nachtjäger wurde in der Folge erneut von einem unsichtbaren Kraftkegel getroffen und hart auf den Rücken geschleudert; der Druck der eisernen Faust, die auf seiner Brust zu hocken schien wie ein Raubtier, blieb diesmal jedoch und presste ihn in den blutigen Matsch.
»Böser Jagam«, schnurrte Fios katzenhaft zur schwarzen, gerüsteten Maus zwischen seinen magischen Pfoten.
»Versuchen wir es noch einmal. Wie heißt du, Kleiner?«
»Lorn«, presste der Jäger heiser hervor. »Merkt Euch ... den Namen ... besser. Er wird ... Euren Tod bedeuten.«
Die beiden Priester lächelten distinguiert, während die Maskierten hinter ihnen in raues Gelächter ausbrachen.
»Schweigt!« , donnerte Trasma über die Schulter gewandt nach hinten. Die Krieger der Finsternis verstummten sofort.
»Ich bin schon tot, Lorn «, erklärte Fios dem Jagam dann liebenswürdig. »Und weißt du was? Dich lasse ich trotzdem am Leben. Merk dir eines, junger Jagam: Wir verschonen dich, damit du den Rest deines Lebens den Schmerz spürst. Dich jeden Tag von Neuem fragen kannst, ob du zu spät gekommen bist.« Fios lächelte freundlich wie die Morgensonne. »Wer weiß vielleicht hättest du uns aufhalten können, wenn du nur ein bisschen eher hier aufgekreuzt wärst, mh?«
Lorn wusste genau, dass er gegen diese Übermacht niemals auch nur eine Chance gehabt hätte. Dennoch schmerzten die Worte des Priesters furchtbar und fraßen sich tief in seine Seele. Ohne dass er etwas dagegen tun konnte, verschleierte sich sein Blick. Tränen bahnten sich lautlos ihren Weg über seine schmutzigen, rußverschmierten Wangen.
Fios lachte kalt und hart.
»Du verstehst also. Gut.« Er nickte Trasma gönnerhaft zu, woraufhin dieser ein Kommando bellte.
Die Streitmacht der Kultisten drehte sich wie ein Mann um und zog schweigend ab, derweil um sie herum der Rauch der brennenden Häuser immer höher aufstieg und auch die letzten Schreie schwächer wurden und ganz im Qualm erstickten.
»Der Siegeszug der Finsternis hat begonnen, und niemand wird ihn aufhalten, mein kleiner Jagam.« Fios wendete seinen unter der Dämonenmaske schnaubenden Rappen und folgte den Soldaten, die in gespenstischer Stille abmarschierten. Nur das Knistern, Knacken und Zischen der Flammen ringsum war zu hören, gelegentlich durchbrochen vom Krachen

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