Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
Vom Netzwerk:
sie jemand Bestimmten suchen. Aber man vertraut den Leuten natürlich erst einmal, nicht wahr? Man geht einfach davon aus, dass sie ehrlich sind. Außerdem hatte sie ein wirklich nettes Lächeln. So einem Lächeln vertraut man blind.«
    O ja, das konnte ich nur bestätigen. Es ist das Lächeln eines Menschen, das als Erstes alle Schutzmechanismen einreißt und einen zur leichten Beute macht. Das wusste ich nur zu gut.
    Ich notierte also Gwens Aussagen, die ich in der Pressemitteilung als Fakten würde präsentieren müssen, ohne widersprechen zu können, ohne klarstellen zu können, dass ich all diese Dinge überhaupt nicht gesagt hatte und auch nicht am Donnerstag mit einer Tasche in den Wohnwagenpark zurückgekehrt war. Am liebsten hätte ich alles unterschlagen, was die Sache noch verdächtiger klingen ließ, als sie war, aber das ging leider nicht. Für die Zeitungen war die geheimnisvolle junge Frau bestimmt ein gefundenes Fressen. Aber wenn ich Glück hatte, erwies sich die falsche Fährte, auf die die Presse dadurch geriet, noch irgendwann als Segen für mich.
    Nach längerer Diskussion einigte ich mich mit Mrs Nash auf ein unverfängliches Zitat, mit dem sie keine Rufmordanzeige riskierte, weil sie die Immobilienspekulanten als Lügner und Brandstifter bezeichnete.
    Eine Stunde später erschien Doyle mit dem ausgedruckten Phantombild. Jetzt war ich froh, meine Baseballkappe getragen zu haben, die meine Gesichtszüge beliebiger hatte aussehen lassen. Normalerweise geraten Phantombilder entweder zu ungenau oder zu überspitzt, sodass sie kaum noch menschlich aussehen, sondern eher wie die Karikatur eines typischen Bösewichts. Aber dieses hier war erstaunlich gut und sah tatsächlich aus wie ich, oder zumindest wie eine Schwester von mir. Allerdings hatte mich Gwen ein wenig jünger und dünner gemacht.
    Niemandem fiel auf, wie ähnlich mir die Person auf dem Phantombild sah. Wie hätten die Leute auch darauf kommen sollen, dass die Person, nach der wir in der Pressemitteilung suchten, und die Person, die diese Meldung herausgab, ein und dieselbe waren? Die Ironie dieses Umstands war mir schmerzlich bewusst, als ich am Nachmittag die Pressemitteilung samt Phantombild an Jack NewsBeatWales und die anderen Journalisten austeilte, die auf der Polizeiwache von Swansea darauf warteten, Inspector Davies interviewen zu können.
    Nicht einer von ihnen sagte: »Seltsam, die Frau sieht genau aus wie Sie.« Die einzige Ausnahme bildete die neue Pressesprecherin der örtlichen Feuerwehr, eine selbstbewusste, vorlaute junge Dame namens Cerys, die den Interviews ebenfalls beiwohnte, vermutlich, um später die Aussagen des Feuerwehrchefs mit unseren koordinieren zu können. Allerdings war sie viel zu sehr damit beschäftigt, ihre üppige blonde Mähne zurückzuwerfen und mit ihrem BlackBerry herumzuspielen, um sich tatsächlich Notizen zu machen. Ich glaube, sie chattete sogar heimlich, denn sie grinste immer wieder vor sich hin.
    »Haha, die sieht aus, als wäre sie Ihre böse Zwillingsschwester!«, schnaubte sie belustigt und wedelte mit dem Phantombild vor meiner Nase herum, als wir gerade eine Interviewpause machten.
    Ich erwiderte ihr Lächeln freundlich.
    »Diese Schreiberlinge scheinen sich alle abgesprochen zu haben. Immer wieder dieselben Fragen«, knurrte Chief Cavendish genervt, der während der Interviews ein seriöses und verantwortungsbewusstes Gesicht machte und ansonsten im Weg herumstand. Er war nach dem Mittagessen nach Swansea gekommen, um »die Angelegenheit zu beaufsichtigen«, und hatte den Nachmittag damit verbracht, irrelevante Fragen zu stellen, den Ablauf zu stören und uns immer wieder zu versichern, dass er zur Verfügung stehe, falls jemand eine Stellungnahme von ihm bräuchte.
    »Ja, Boss. Alles unter Kontrolle«, versicherte ich ihm.
    »Die Gesichter sind doch eins zu eins, oder?«, sagte Cerys kumpelhaft zu ihm und strahlte ihn an. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, ohne ihr Lächeln zu erwidern. Da er sie nicht kannte, erwartete er von ihr, dass sie nur das Wort an ihn richtete, wenn sie gefragt wurde. Und vor allem hatte sie ihn Sir oder Chief Superintendent zu nennen.
    »Wer war denn diese unverschämte junge Frau?«, fragte er mich später, als ich ihm einen Tee aus der großen Thermoskanne holte, die wir für die Journalisten aufgestellt hatten.
    »Die neue Pressesprecherin der Feuerwehr. Ich glaube, sie hat noch nicht so viel Erfahrung.«
    »Das merkt man.« Sein Yorkshire-Akzent wurde

Weitere Kostenlose Bücher