Der Preis des Schweigens
abnehmen«, brummte er und schirmte ein verbeultes Zippo-Feuerzeug mit den Händen ab, um sich seine Zigarette anzuzünden.
»Auf diesem Parkplatz ist Rauchen übrigens verboten«, ermahnte ich ihn immer noch lächelnd und winkte ihm zum Abschied zu, bevor ich mich wieder zur Tür wandte.
»Scheißpressereferenten«, hörte ich ihn murmeln, während er sich unbeirrt die Zigarette anzündete und die Treppe hinunterschlenderte, um auf Anne zu warten, die gerade das Auto vom anderen Parkplatz hinter dem Gebäude holte.
»Der hält sich wohl für Humphrey Bogart«, sagte der Pförtner, der gerade den Treppenabsatz fegte, und verdrehte die Augen.
»Was für ein Arschloch«, lautete Inspector Davies’ Urteil, bevor er eilig ins Auto stieg und sich aus dem Staub machte.
18.
J en, der Chief Superintendent war sehr beeindruckt davon, wie du das Pressebriefing für diesen Brandstiftungsfall gemanagt hast«, lobte mich Nige, als ich gegen sieben Uhr abends in die Pressestelle zurückkehrte. Nachdem ich ein Update von Doyle über die neusten Entwicklungen erhalten hatte, machte ich mich daran, unser elektronisches Archiv zu aktualisieren.
»Ach ja? Da bin ich aber froh«, antwortete ich. Ich weiß nicht, ob Nige oder ich selbst überraschter war über den feindseligen Sarkasmus in meiner Stimme. Wir beschlossen beide, darüber hinwegzugehen.
»Du weißt, dass ich mich nächste Woche als Interimschef der Kommunikationsabteilung bewerbe, oder?«, fuhr Nige fort. Ich nickte. Nigel dachte nun schon seit einer halben Ewigkeit darüber nach, ob er sich bewerben sollte. Als Kommunikationschef der südwalisischen Polizei würde er vorübergehend eine Gehaltserhöhung bekommen und neue Erfahrungen sammeln können. Er würde in den Verwaltungshauptsitz außerhalb von Cardiff umsiedeln und ein eigenes »Chefetagen«-Büro gegenüber dem stellvertretenden Polizeipräsidenten beziehen, in dem derzeit noch Kathy Collier arbeitete, deren Babybauch immer größer wurde und die in Kürze in Mutterschutz gehen würde.
Insgeheim dachte ich, dass er für diesen Posten viel zu nett war, nicht rotzig und melodramatisch genug. Bei der Polizei kommt es oft weniger darauf an, was man sagt, als darauf, wie laut und überzeugt man es hinauskrakeelt. Außerdem würde Chief Superintendent Cavendish bei den Bewerbungsgesprächen anwesend sein, und soweit ich wusste, hielt er Nige für ein Weichei. Lila Krawatten mochte er noch weniger als pinkfarbene Kostüme.
» Falls ich den Job kriege, ist mein Posten hier ein halbes Jahr vakant. Soviel ich weiß, soll er intern ausgeschrieben werden«, fuhr Nigel fort, aber ich hörte ihm kaum zu. Es war Schneefall vorhergesagt, und wie jeder andere, der das Pech hatte, um diese Zeit noch arbeiten zu müssen, beobachtete ich nervös den Himmel und betete, dass der Schneeregen nicht in Schnee und Eisglätte überging.
»Warum übernimmst du nicht die Leitung der Pressestelle, während ich weg bin?«, fragte Nigel aufgeregt. »Wie lange bist du jetzt schon dabei? Sieben Jahre?« ( Sechs Jahre , verbesserte ich ihn in Gedanken.) »Du weißt genauso viel über die polizeiinternen Abläufe wie ich. Und du bist meine dienstälteste Pressereferentin. Ich würde deine Bewerbung unterstützen. Wir beide arbeiten gut zusammen, das weiß ich. Ich könnte die Bewerbungsunterlagen für dich anfordern. Mehr Geld, repräsentativere Aufgaben, du weißt schon: eine entscheidende Stufe auf der Karrieretreppe.« ( Karriereleiter, meinst du wohl. ) »Es muss doch frustrierend für dich sein, dass du trotz deiner langjährigen Erfahrung immer noch Pressereferentin bist. Du müsstest längst Personalverantwortung haben. Ich weiß, dass du das hervorragend meistern würdest. Du verstehst dich gut mit den Kriminalbeamten, und sie legen großen Wert auf deinen Rat. Ich habe schon mit dem stellvertretenden Polizeipräsidenten darüber gesprochen, und er würde sich freuen, wenn du dich bewerben würdest. Er hält sehr viel von dir, seit ihr letztes Jahr bei diesem Fall von Amtsmissbrauch zusammengearbeitet habt. Und er sagt, dass er auch sonst nur Gutes über dich gehört hätte.«
Aber mein Job bei der Polizei sollte doch nur vorübergehend sein , sagte die Stimme in meinem Kopf. Eine Übergangslösung, die jetzt schon über sechs Jahre andauert.
Vielleicht hätte ich mich tatsächlich beworben, wenn Justin nicht in mein Leben getreten wäre. Er raubte mir jede Energie, und die Aussicht auf mehr Verantwortung und noch mehr
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