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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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der Kopf steht, aber das ist ja nichts Neues.« Den letzten Nebensatz betonte ich, bevor ich hinzufügte: »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    »Ja, ich habe schon nach Ihnen gesucht«, erwiderte sie und beäugte mich argwöhnisch. »Sie müssen nämlich Ihre Spesenabrechnung noch einmal überarbeiten, weil Sie den falschen Satz berechnet haben. Es sind achtunddreißig Kilometer von Cardiff Central Station nach Swansea. Nicht achtundvierzig.«
    »Oh, mein Fehler. Danke.« Ich nahm die Spesenabrechnung entgegen und sah sie abwartend an, für den Fall, dass sie noch einen weiteren Vorwand fand, mir eine Standpauke zu halten. Sie gab sich sichtlich Mühe, aber es schien ihr nichts einzufallen. »Die Kilometerzahlen müssen ganz genau angegeben werden, Jennifer. Genau wie die Gleitzeiten.«
    »Wird gemacht.«
    Sie blieb noch einen Moment vor mir stehen und wandte sich dann zögernd zum Gehen. »Und bleiben Sie nicht mehr zu lange.«
    Ich wartete noch zehn Minuten ab, ob sich Bodie auf meinen Aufruf meldete, aber es tat sich nichts. Entweder hielt er sich außerhalb des Gebäudes auf, oder er war zu beschäftigt, um zu antworten. Auf der Fahrt nach Hause hielt ich an einem kleinen Eckladen ohne Überwachungskamera, in dem ich einen Laib Brot kaufte und eine Geburtstagskarte an meinen Onkel Owen abschickte. Dann warf ich die Kunststoffhandschuhe und die Schere in den Mülleimer vor dem Laden. Als ich weiterfuhr, versuchte ich, nicht an Dans Taschenlampe in ihrer Asservatentüte im dunklen Kripo-Büro zu denken.

19.
    D an hatte wieder einmal Nachtschicht. Als ich nach Hause kam, war er bereits zur Arbeit aufgebrochen. Am Kühlschrank hing ein Zettel von ihm: »Ich hoffe, dein Tag war nicht allzu stressig. Ruf mich an, wenn du die Zeit findest. x.«
    Ich hatte an diesem Abend Bereitschaft und musste daher mein Handy anlassen. Trinken durfte ich auch nichts, obwohl ich mich von ganzem Herzen nach einem großen Glas Wein sehnte. Aber es konnte ja sein, dass ich zu einem Notfall gerufen wurde und noch fahren musste. Um kurz nach acht – ich kochte mir gerade Lachs mit Brokkoli und Kartoffeln – erhielt ich mehrere Anrufe von Sergeants, die meinen Rat brauchten. In Butetown hatte es einen Unfall mit Todesfolge gegeben, und es war ein Jugendlicher verhaftet worden, der ein Golfcart gestohlen hatte und damit in einem betrunkenen Akt der Rebellion die M4 entlanggefahren war. Dieser Fall würde am Morgen bestimmt für einigen Presserummel sorgen.
    Nach dem Essen holte ich das Hochzeits-Notizbuch hervor und sah mir an, was vor dem rasant näher rückenden großen Tag im Juni noch alles erledigt werden musste. Die Liste war lang, und die wichtigsten Punkte bestanden darin, ein Brautkleid zu kaufen und Anzahlungen an eine ganze Anzahl von Dienstleistern zu überweisen, aber ich legte das Notizbuch nach ein paar Minuten wieder weg.
    Der Juwelier hatte eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, um uns mitzuteilen, dass die maßgefertigten Hochzeitsringe fertig seien und wir sie jederzeit abholen könnten.
    Ich versuchte fernzusehen, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Meine Gedanken schossen umher wie der Ball in einem Flipperautomaten. Auch Lesen stellte sich als unmöglich heraus. Tagsüber war ich rund um die Uhr beschäftigt gewesen und hatte auf Autopilot geschaltet, um halbwegs professionell mit der Brandstiftung umgehen zu können und dabei kompetent und selbstbewusst zu wirken. Das war mir auch gelungen, bis ich die Taschenlampe auf Bodies Schreibtisch entdeckt hatte. Und nun saß ich allein zu Hause und kam nicht zur Ruhe. Die Nacht hatte unser Haus und die Straße verschluckt, und die Welt lag stumm und dunkel da, ein Meer aus Komplikationen.
    Die ganze Zeit befürchtete ich, dass das Telefon klingelte und ich die Nachricht erhielt, dass sich jemand auf unseren Zeugenaufruf gemeldet hatte. War ich unvorsichtig gewesen? Hatte jemand mein Auto an der Landstraße in Aberthin parken sehen und sich das Nummernschild aufgeschrieben? Während ich den kalten Brokkoli auf meinem Teller herumschob, fragte ich mich, ob vielleicht in diesem Moment schon der Anruf eines Detective Constable vom nächsten Satelliten abprallte und auf dem Weg zu meinem Telefon war.
    Würde bald eine weitere SMS von Justin eintreffen, in der er mir die Modalitäten für die nächste Zahlung nannte?
    Immer wieder erschienen die »Surfschlampen« vor meinem inneren Auge. Zwei Kondome. Zwei Kondome im Ferienhaus am nächsten Morgen. Würde

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