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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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zerknirschten, nur mit Boxershorts bekleideten Bodie vorzufinden.
    »Dan, er war überhaupt nicht hier. Bodie war noch nie in diesem Haus«, sagte ich flehend und dachte daran, dass Dan vielleicht genau in dem Moment am Haus vorbeigefahren war, als Justin mich festgehalten und geküsst hatte. »Die Fenster waren dunkel, weil ich geschlafen habe. Ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist, dass zwischen Marc und mir nichts läuft.«
    »Was ist es dann?«, wollte Dan wissen. »Was ist los mit dir? Wenn es an mir liegt, wenn es daran liegt, dass du mich nicht mehr haben willst, dann sage es mir jetzt.«
    Er stellte mir eine Forderung, ein Ultimatum. Vielleicht war es dieser unerbittliche Dan mit der harten Stimme, den die Menschen erlebten, die von ihm verhaftet oder verhört wurden. Es war dieser Dan, der in atemberaubendem Tempo vom einfachen Polizisten zum Inspector aufgestiegen war, allein durch harte Arbeit und feste Entschlossenheit. Er war die andere Hälfte des Mannes, mit dem ich zusammenlebte, des Mannes mit dem liebevollen Blick und den zärtlichen Händen. Den unerbittlichen, entschlossenen Dan anzulügen war beinahe unmöglich. Er erwartete eine ehrliche Antwort von mir, keine Ausrede.
    Ich hätte ihm so gerne die Wahrheit gesagt. Wenn ich darauf hätte vertrauen können, dass er Verständnis zeigte, hätte ich es getan, aber ich glaubte nicht daran. Vielleicht würde er mich eines Tages verstehen, wenn ich ihm alles ausführlich und in Ruhe erklärte. Dabei durfte ich nicht nur die reinen Tatsachen erwähnen – dass ich mit einem Fremden geschlafen hatte, der uns dabei gefilmt hatte und mich nun erpresste –, denn dann hätte er schon nach den ersten Sätzen darauf bestanden, dass ich ihm verriet, wer Justin war und wo er ihn finden konnte.
    Ich sah Dan an, dass er nur mit Mühe seine Wut zügelte. Wenn er von Justin erfuhr, würde er ihn sicher zur Rede stellen wollen, und in seiner derzeitigen Verfassung war nicht ausgeschlossen, dass er ihm den Kopf abriss. Das hätte zwar das Ende meines Martyriums bedeutet, aber auch das Ende von Dans Laufbahn als Polizist. Er hätte sich für immer von mir abgewandt, und ich hätte keine Gelegenheit bekommen, ihm meine Beweggründe zu erklären.
    Das konnte ich einfach nicht riskieren. Ich setzte mich wieder auf den Sessel und ließ den Kopf in die Hände sinken.
    »Du hast mir also nichts zu sagen«, stellte Dan fest. »Wenn du schon nicht mehr weißt, was du sagen sollst, wenn du nicht mehr den Wunsch verspürst zu diskutieren, dann ist alles zu spät. Dann können wir uns genauso gut gleich eingestehen, dass wir keine Chance mehr haben.« Seine Wut richtete sich nun direkt gegen mich.
    »Mir wird einfach alles zu viel, Dan«, sagte ich. »Der ganze Druck, unter dem ich stehe, die Hochzeit, die vielen Erwartungen – alle sind der Meinung, dass ich unendlich glücklich sein und vor Begeisterung zerspringen müsste.«
    »Aber das tust du nicht, stimmt’s? Ganz im Gegenteil. Wenn du mich nicht heiraten willst, hättest du das von Anfang an sagen müssen. Vielleicht gibt es da so einiges, was du schon vor langer Zeit hättest sagen sollen.«
    »Dan …«
    »Aber jetzt ist es zu spät, oder?« Es klang eher wie eine Feststellung als wie eine Frage. Er drehte sich um, um nach oben ins Schlafzimmer zu gehen. Hoffentlich meint er, dass es zu spät in der Nacht ist, um sich zu streiten, und nicht, dass es generell zu spät für unsere Beziehung ist , dachte ich niedergeschlagen. Ich wollte nicht, dass es zu spät war.
    »Dan, bitte.« Ich griff nach seinem Arm, stellte mich ihm in den Weg, aber er schüttelte mich ab.
    »Es wird Zeit, dass du dir überlegst, was du willst, Jen. Ich liebe dich, habe dich immer schon geliebt. Aber ich habe keine Lust, nur zweite Wahl zu sein.«
    »Dan.« Ich wollte nicht, dass wir so auseinandergingen. Panik stieg in mir auf. Aber er schob mich mit der rechten Hand beiseite, nicht brutal, aber bestimmt. Dann hob er die andere Hand, als wollte er mich warnen.
    »Lass. Ich gehe jetzt ins Bett. Im Gästezimmer. Ich muss morgen früh raus. Lass mich wissen, wie du dich entscheidest.«
    Ich lag allein unter der kalten Bettdecke und starrte in die Dunkelheit, während Dan nebenan im Gästezimmer übernachtete. Erinnerungen an andere quälende Nächte, die wir getrennt voneinander verbracht hatten, stiegen in mir auf. Diese Nächte, die auf unsere ersten heftigen Streits als Paar gefolgt waren, schienen eine Ewigkeit her zu sein.
    Wir hatten

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