Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
Vom Netzwerk:
hat dich auch im Hotel angerufen, Jen. Zweimal.«
    »Was?«
    »Ich kenne seine Nummer. Sie stand auf deinem Display.«
    »Du hast in meinem Handy herumgeschnüffelt?«
    »Nein. Na ja, ich habe einen Blick darauf geworfen. Es hat geklingelt, während du auf der Toilette warst. Und als ich Nachschub in der Bar geholt habe, hat es auch geklingelt, und ich habe gehört, wie du ›Ich liebe dich‹ gesagt hast. Danach hat mich natürlich interessiert, mit wem du gesprochen hast, und auf dem Display stand seine Nummer.«
    Ja, jetzt erinnerte ich mich. Bodie hatte angerufen, weil er gedacht hatte, ich hätte Bereitschaft. Mein »Ich liebe dich« war ironisch gemeint gewesen, aber diese Ironie hatte Dan offenbar nicht herausgehört, weshalb er später meine Anrufliste kontrolliert hatte. Es war also richtig gewesen, dass ich sämtliche Textnachrichten von Justin gelöscht hatte. Ich mochte mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn ich es nicht getan hätte.
    »Bodie dachte, dass ich Bereitschaft habe«, erklärte ich ruhig. »Also hat er mich angerufen statt Serian. Das ist alles. Die Leitstelle hatte unsere Namen auf dem Dienstplan noch nicht ausgetauscht. Das mit dem ›Ich liebe dich‹ habe ich nur gesagt, weil er mir spaßeshalber vorgeworfen hat, ich würde auf der faulen Haut liegen.« Aus dem Kontext gerissen hörte es sich lächerlich an. Ich selbst hätte es auch nicht geglaubt.
    Auch Dan machte ein skeptisches Gesicht. Statt zumindest auf meine Erklärung zu reagieren, sagte er nur kühl: »Ja, genau. Und wo warst du am Dienstagnachmittag und -abend?«
    »Was?«
    »Ist doch eine ganz einfache Frage. Genau diese Frage habe ich der dicken Paula gestellt, als ich am Dienstag bei euch auf der Wache vorbeigeschaut habe. Sie meinte, du wärst irgendwo unterwegs mit Bodie. So hat sie es ausgedrückt: unterwegs mit Bodie. Und sie hat hinzugefügt, dass das meistens so ist, wenn man euch beide nicht im Gebäude findet. Kannst du mir mal erklären, was sie damit gemeint hat?« Es war eindeutig keine Bitte, sondern ein Befehl.
    Dienstagnachmittag? Da war ich bei Sergeant Thomas in Swansea gewesen, hatte danach früher Feierabend gemacht und war Dan im Hausflur begegnet. Ich hatte mit ihm geredet, bevor er zu seiner Schicht aufbrach, hatte »Surfschlampen« im Internet gesucht, war joggen gegangen und hatte einen Jugendlichen angegriffen.
    »Ich weiß es nicht mehr genau, Dan. Ich glaube, ich bin früh nach Hause gekommen und joggen gegangen.«
    »Joggen? Natürlich! Du verbringst so viele Stunden mit Laufen, dass man meinen könnte, du würdest für einen Marathon trainieren.«
    Das Gespräch geriet immer mehr außer Kontrolle. Ich spürte, dass die Anspannung zwischen Dan und mir unser übliches Gleichgewicht störte und dass wir unaufhaltsam ins Chaos abglitten. Also bemühte ich mich um eine möglichst ruhige Stimme.
    »Ich war nicht mit Bodie zusammen, Dan. Paula hat mich einfach nur auf dem Kieker, weil ich mich nicht brav in ihrem blöden Protokollbuch austrage, wenn ich einen Termin habe. Sie ärgert sich schwarz darüber, dass sie keine Kontrolle über mich hat. Ich war nicht mit Bodie zusammen. Wir treffen uns nicht privat, das schwöre ich. Ich liebe dich !«
    »Warum stand dann heute sein Auto bei uns auf der Straße?«
    »Was?« Schon wieder nahm unser Gespräch so urplötzlich eine neue Richtung, dass mir schwindlig wurde.
    »Ich wurde zu einem Notfall zwei Straßen von hier entfernt gerufen«, fuhr Dan fort. »Danach bin ich hier vorbeigefahren, um zu sehen, ob du zu Hause bist. Was in letzter Zeit nicht besonders oft der Fall zu sein scheint, wenn du mich fragst. Das Haus war dunkel, aber dein Auto stand vor der Tür, und Bodies Auto war ein Stück weiter am Straßenrand geparkt. Dieses bescheuerte kleine Cabrio, das er fährt. Es steht immer noch dort. Um ein Uhr morgens. Ich glaube, er ist im Schnee stecken geblieben. Aber was wollte er hier, Jennifer?«
    Seine Gesichtsmuskeln bewegten sich, und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. An seinen angespannten Schultern erkannte ich, dass er mit Mühe das Verlangen unterdrückte, auf jemanden einzuprügeln. Nicht auf mich, das hätte er niemals getan, aber vielleicht auf jemand anderen. Wenn Bodie hier gewesen wäre, hätte er sich mit Sicherheit sofort auf ihn gestürzt. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn Dan wutentbrannt durchs Haus gestürmt wäre, Schranktüren aufgerissen und unter der Treppe nachgesehen hätte, in der Erwartung, dort einen

Weitere Kostenlose Bücher