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Der Preis des Schweigens

Der Preis des Schweigens

Titel: Der Preis des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverley Jones
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er nie die Bücher las, die mir gefielen, warum er nicht spontaner und rücksichtsvoller war, warum er überall seine dreckigen Tassen herumstehen ließ und seine Stiefel mitten im Wohnzimmer auszog. Warum er T-Shirts mit Graphikprint für unwiderstehlich cool hielt.
    Selbst in meinen Ohren klangen diese Argumente nichtssagend und belanglos. Sie waren bestimmt nicht Grund genug, eine fast neunjährige Beziehung einfach so zu beenden.
    Aber eine Frau namens Sophie? Das klang schon deutlich stichhaltiger. An dem Morgen, an dem sie angerufen hatte, war ich für den Bruchteil einer Sekunde, vielleicht in dem Moment, als ich den Verlobungsring nach Dan geworfen hatte, zutiefst erleichtert gewesen. Sophie war meine Rücktrittsklausel, meine »Du kommst aus dem Gefängnis frei«-Karte, meine Notbremse, mein Evakuierungsplan. Und nach vierundzwanzig betrunkenen Stunden allein in einem luxuriösen Strandhotel hatte plötzlich Justin unter dem blinkenden Notausgang-Schild gestanden und mir die Hand entgegengestreckt. Zumindest hatte er den Countdown, der unaufhörlich in meinem Kopf ablief, vorübergehend zum Stillstand gebracht, das unaufhaltsame Näherrücken von Blumenschmuck und Platzkärtchen, von der eingravierten Aufschrift »Der schönste Tag deines Lebens« und dem Wort Ehefrau, das vielleicht das langweiligste und vorhersehbarste Wort der ganzen Welt ist.
    All dies hatte unter meinem schwappenden Rotweinpegel gebrodelt, als ich mich an der Bar des Mochyn Ddu zu Justin durchgeschlängelt und ein Gespräch mit ihm angefangen hatte, das mein Leben für immer verändern würde.
    »Hi«, hatte er gesagt. »War dir das Watch-House doch ein bisschen zu gediegen?« Dabei hatte er gelächelt, und seine blauen Augen hatten mit der Milchstraße um die Wette gefunkelt. »Bist du übers Wochenende hier?«
    »Ja, nur drei Tage«, hatte ich schüchtern geantwortet und nach kurzem Zögern zurückgefragt: »Und du? Lebst du hier?«
    »Ja. Hübsches Örtchen, oder? Allerdings nur, wenn man zum Glücklichsein nicht die funkelnden Lichter der Großstadt braucht.«
    Meine Zunge hatte sich schwer angefühlt, und ich war mir schrecklich unbeholfen vorgekommen. Wie gerne hätte ich etwas Geistreiches gesagt, um Eindruck bei ihm zu schinden, aber mir fiel nichts ein. »Bist du Surfer?«
    Er lachte und strich sich eine sonnengebleichte Strähne aus der Stirn. »Woher weißt du das? Schriftsteller bin ich übrigens auch, falls mich das in deinen Augen etwas aufwertet.«
    »Wirklich?« Meiner Stimme war die Erleichterung anzuhören. Gott sei Dank, dachte ich, er liegt nicht den ganzen Tag auf der faulen Haut und wartet auf die nächste Welle. »Wie interessant.«
    »Nicht so interessant, wie es klingt. Hauptsächlich Kurzgeschichten, einmal sogar ein Roman. Aber über Wasser halte ich mich mit Artikeln für Reise- und Surfzeitschriften.«
    »Wenn du mich fragst, klingt das sogar sehr interessant«, erklärte ich wahrheitsgemäß. »Ich liebe Bücher – Romane, Gedichtbände, eigentlich alles.«
    »Ach ja: Robert Frost, oder?« Es war ihm also aufgefallen. »›Der unbegangene Weg‹. Mein Lieblingsgedicht«, fügte er hinzu. Mein Herz schlug einen Salto mit doppelter Schraube und legte eine perfekte Landung hin. »Ich habe ebenfalls versucht, einen ungewöhnlichen Weg einzuschlagen«, erzählte Justin. »Meinen ganz eigenen Weg. Ich bin ein bisschen um die Welt gereist, habe mal hier, mal dort gelebt. Aber irgendwann bin ich dann doch wieder in Gower gelandet. Zweiunddreißig Jahre alt und immer noch mäßig erfolgreich mit meinen Texten. Aber es gibt schlimmere Orte auf der Welt. Porthcawl, zum Beispiel.«
    Ich lachte. »Was stört dich an Porthcawl? Ich habe sehr schöne Kindheitserinnerungen an den Vergnügungspark.«
    »Ja, aber das war bestimmt, bevor der McDonald’s und der Tabledance-Schuppen aufgemacht haben.«
    »Gibt es jetzt wirklich einen Tabledance-Laden auf der Promenade?«, fragte ich entgeistert.
    »Nein, das war nur ein Witz«, antwortete er und lachte über meine Entrüstung. Er hatte ein angenehmes Lachen, tief und voller Wärme.
    »Sollen wir uns setzen?« An der Theke wurde es immer enger, weil eine Gruppe junger Einheimischer hereingekommen war.
    »Äh, ja. Gerne«, antwortete ich. Warum nicht?, dachte ich.
    »Hey, Carl!«, rief Justin über den Lärm hinweg und winkte einem großen, dünnen Kerl am anderen Ende der Theke zu, der eine Sherpamütze mit Ohrenklappen trug. »Gutes Set erwischt heute?«
    »Klar, Kumpel«,

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